Herapathit

Herapathit
Strukturformel
4 · Struktur von Chinin

3 · Struktur des Sulfat-Ions     3 · Struktur des Triiodid-Ions

Allgemeines
Name Herapathit
Andere Namen

Chininiodsulfat-Hexahydrat

Summenformel C80H104I6N8O20S3
CAS-Nummer 7631-46-1
PubChem 6400556
Eigenschaften
Molare Masse 3084,57 g·mol−1
Sicherheitshinweise
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine Einstufung verfügbar
R- und S-Sätze R: siehe oben
S: siehe oben
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Herapathit ist eine chemische Verbindung, die polarisierende Eigenschaften besitzt.

Geschichte

Herapathit wurde 1852 von dem Forscher William Herapath auf ungewöhnliche Art und Weise entdeckt. Bei einem biologischen Versuch tropfte sein Assistent Iodtinktur in Hundeurin, nachdem diesem zuvor Chinin verabreicht wurde. Dabei bildeten sich im Urin des Hundes grüne, schimmernde, nadelförmige Kristalle, die das Interesse des Forschers weckten. Er stellte bei Untersuchungen unter dem Mikroskop starke Polarisationseigenschaften des Stoffes fest, was er aus der Schwarzfärbung schloss, wenn sich die Kristalle in bestimmten Winkeln überdeckten.[2] Die chemische Struktur wurde 1876 durch Sophus Jörgensen aufgeklärt.[3] Die nach seinem Entdecker benannte Verbindung wird seit langer Zeit in Polarisationsfiltern genutzt. So hat in den 1930er-Jahren der amerikanische Physiker Edwin Herbert Land Polarisationsfolien entwickelt, die aus gestreckten Kunststofffolien (womit sich auch die Moleküle des Kunststoffs parallel ausrichteten) mit eingelagerten Herapathitkristallen bestanden. Diese Polarisationsfilter finden noch heute in der Fotografie, aber auch in Sonnenbrillen, Verwendung. Das Patent für diese Technik wurde dem Physiker 1933 erteilt, welcher wenig später die nach der Folie benannte Firma Polaroid gründete. Im gleichen Zeitraum wurde durch Charles West die orthorhombische Kristallstruktur festgestellt.[4] Doch erst im Jahr 2009 haben Chemiker von der University of Washington in Seattle die genaue Struktur des Herapathits durch Röntgenbeugungsanalysen entschlüsselt.[5]

Eigenschaften

Chemisch handelt es sich bei Herapathit um Chininsulfatperiodit (oder auch Iodchininsulfat oder Chininbisulfatpolyiodid oder Chininhydrogensulfatpolyiodid) mit der chemischen Formel 4·(C20H24N2O2)·H2·3·(SO4)·2·(I3)·6·(H2O), wobei sich mehrere verschiedene Kristalle mit diesen Bestandteilen durch die unterschiedlichen Oxidationsstufen von Iod herstellen lassen, die jedoch alle ähnliche Eigenschaften wie Herapathit besitzen. Hergestellt wird Herapathit durch Lösung von schwefelsaurem Chinin in Essigsäure unter Zugabe von Iod.[3] Die ausfallenden nadelförmigen Kristalle sind farblos, im auffallenden Licht jedoch prächtig grün metallglänzend. Herapathit ist schwer löslich in Wasser und leicht löslich in Alkoholen. Es polarisiert Licht fünfmal stärker als Turmalin und wird in Polarisationsfiltern verwendet. Die Farbeigenschaften des dichroistischen Materials entstehen durch Iodidanion-Ketten.[6][7][8]

Einzelnachweise

  1. In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. E. W. Thulstrup, J. Michl: Elementary Polarization Spectroscopy, S. 1, 1. Auflage, John Wiley & Sons, 1997, ISBN 0-471-19057-8.
  3. a b S. Jörgensen: Ueber den sogenannten Herapathit und ähnliche Acidperjodide, in: J. prakt. Chem. 1976, 14, 213–268, doi:10.1002/prac.18760140113.
  4. Bart Kahr, John Freudenthal, Shane Phillips, Werner Kaminsky: Herapathite, in: Science, 12. Juni 2009: Vol. 324. no. 5933, p. 1407, doi:10.1126/science.1173605.
  5. FAZ: Ein altbekanntes Mineral in neuem Licht.
  6. Meyers Konversations-Lexikon, 1888: Herapathit
  7. CRYSTALLOGRAPHY OF HERAPATHITE.
  8. Annalen der Physik: Darstellung von Herapathit.

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