Hermann Freund (Mediziner)

Hermann Freund (Mediziner)

Hermann Freund (* 11. August 1882 in Breslau; † 14. Oktober 1944 in KZ Auschwitz) war ein deutscher Pharmakologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Freund war ein Sohn des Rechtsanwalts und Breslauer Reichstagsabgeordneten Wilhelm Salomon Freund. Nach dem Abitur am Maria-Magdalenen-Gymnasium studierte er Chemie mit einer Promotion 1906 in Breslau und Medizin mit der Promotion 1909 in Heidelberg. Während des Ersten Weltkriegs war er UK gestellt und wurde mit dem badischen Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet. An der Universität Heidelberg erhielt er 1916 die venia legendi und war seit 1920 außerordentlicher Professor für Innere Medizin und Experimentelle Pharmakologie. 1924 wurde er als Pharmakologe an die Münsteraner Universität berufen. Mit seiner Ehefrau Antonia, geb. Biedenstein hatte er Irmgard Fischer als Adoptivtochter.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten blieb er zunächst gemäß einer Ausnahmebestimmung für Beamte von vor 1914 im Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums im Dienst. Auf der Grundlage des Reichsbürgergesetzes von 1935 wurde er dann sofort entlassen. Am 3. Oktober 1939 durfte er nach Zahlung der Judenvermögensabgabe nach Amsterdam auswandern, wo er in der Chemischen Industrie arbeiten konnte. In Deutschland wurde im Juni 1941 sein restliches Vermögen eingezogen. Am 26. November 1942 wurde er im Durchgangslager Westerbork eingesperrt und von dort am 18. Januar 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Es ist wahrscheinlich, dass er am 12. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz gebracht wurde, es ist auch möglich, dass er im KZ Mauthausen starb. Im Jahr 1947 wurde Freund vom Amtsgericht Münster für tot erklärt.

Sein Bruder Walther konnte in die Schweiz flüchten, sein Bruder Rudolf in die USA.

Am 6. November 2010 wurde je ein Stolperstein an seiner ehemaligen Wohnung in Münster und am Pharmakologischen Institut der Universität verlegt.

Schriften (Auswahl)

  • Über Isopropyl-[gamma]-Stilbazol, m-Methyl-[gamma]-Stilbazol und m-Methyl-[alpha]-Stilbazol., 1906. (Dissertation Breslau)
  • Das biologische Verhalten jodierter Eiweisskörper, J. Springer, Berlin 1909. (Dissertation Heidelberg)
  • Studien über das Fieber durch Blutzerfall und Bluttransfusion, Heidelberg 1917. (Habilitationsschrift)
  • mit R. Gottlieb Studien zur unspezifischen Reiztherapie : Über d. Wirkungssteigerung autonomer Nervengifte als Reaktion auf die Umstimmung, C. Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1921.

Literatur

  • Gisela Möllenhoff; Rita Schlautmann-Overmeyer: Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945. Biographisches Lexikon, Westfäl. Dampfboot, Münster 1995, ISBN 3-929586-48-7.
  • Ingeborg Huhn, Ursula Kilian (Hrsg.): „Es wird alles gut werden“ : der Briefwechsel zwischen dem jüdischen Pharmakologen Hermann Freund und seinem Schüler Willy König 1925 bis 1939. Unter Mitarb. von Sabine Happ, Aschendorff, Münster 2011, ISBN 978-3-402-15883-8.

Weblinks


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