Castrum Peregrini

Castrum Peregrini
Castrum Peregrini
Beschreibung Zeitschrift für Literatur, Kunst- und Geistesgeschichte
Sprache deutsch
Erstausgabe 1951
Einstellung 2008
Erscheinungsweise 3 Ausgaben/Jahr
Herausgeber Wolfgang Frommel
Weblink www.castrumperegrini.org
ISSN 0008-7556
ZDB 215539-4

Castrum Peregrini (kurz CP) ist der Name einer kulturellen Stiftung mit Sitz in der Herengracht, Amsterdam. Die Stiftung betreibt einen gleichnamigen Verlag und veröffentlichte von 1951 bis 2008 auch eine Zeitschrift für Literatur, Kunst- und Geistesgeschichte. Die deutschsprachige Zeitschrift befasste sich meist mit Stefan George und seinem Umfeld, wie dem George-Kreis oder dem Kreis der Blätter für die Kunst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Castrum Peregrini ist eine gemeinsame Gründung des deutschen Schriftstellers Wolfgang Frommel und der niederländischen Malerin Gisèle van Waterschoot van der Gracht, die ihr Haus an der Herengracht 401 zur Verfügung stellte. Ein Gründungspate war der deutsche Kunsthistoriker Wilhelm Fraenger.[1] Die Zeitschrift, die zum Jahresbeginn 2008 das Erscheinen einstellte,[2] erschien nach eigenen Angaben in über dreißig Ländern.

Wolfgang Frommel, der während der nationalsozialistischen Herrschaft im niederländischen Exil lebte, gab die Zeitschrift zum ersten Mal 1951 in den Niederlanden heraus. Sein Freund Percy Gothein hatte zum Kreis um Stefan George gehört. Die Freundesgruppe, die sich um Frommel sammelte, sah sich in der Nachfolge dieses Zirkels. Die Bezeichnung Castrum Peregrini – zu deutsch Pilgerburg und Name einer Kreuzfahrerburg in Haifa – war während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg ein Deckname für das Versteck der Exilanten an der Amsterdamer Herengracht 401.

Die in drei Lieferungen pro Jahr in nummerierter Auflage erscheinende Zeitschrift basierte auf einer Stiftung, die immer noch das alte Grachtenhaus zum Sitz hat. Ihr Schwerpunkt lag auf George und seiner Umgebung. Im Rahmen der Zeitschrift wurden auch größere Quellensammlungen herausgebracht, etwa Ausgaben der Briefe von Friedrich Gundolf, Friedrich Wolters oder anderen George-Kreis-Angehörigen. Nach der Einstellung der Zeitschrift veröffentlicht der Wallstein Verlag in Göttingen als Nachfolgeprojekt eine von den Wissenschaftlern Wolfgang Braungart, Ute Oelmann und Ernst Osterkamp herausgegebene Schriftenreihe unter dem Titel Castrum Peregrini. Neue Folge.

Neben der Arbeit des Verlages bietet die Stiftung Castrum Peregrini sowohl in den Niederlanden wie auch europaweit vielerlei Aktivitäten wie Lesungen und Ausstellungen. Die Stiftung unterhält ein Dokumentationszentrum zu Freundschaft und Kultur, ein Archiv und eine Präsenzbibliothek zu Stefan George und seinem Kreis.

Die Kostbarkeiten aus der Bibliothek wurden am 19. Mai 2010 in Hamburg bei Hauswedell & Nolte öffentlich versteigert. Damit wurden elementare Bestände einer der weltweit bedeutendsten Georgica-Sammlungen aufgelöst. [3]

Siehe auch

Literatur

  • Günter Baumann: Dichtung als Lebensform. Wolfgang Frommel zwischen George-Kreis und Castrum Peregrini. Königshausen & Neumann, Würzburg 1995, ISBN 3-8260-1112-0
  • Thomas Karlauf: Meine Jahre im Elfenbeinturm. In: Sinn und Form. Heft 2/2009, S. 262–272 (Anfang).
  • Marita Keilson-Lauritz: Centaurenliefde. Duits verzet in Nederland rondom de schuilplaats Castrum Peregrini. In: Klaus Müller, Judith Schuyf (Hrsg.): Het begint met nee zeggen. Biografieen rond verzet en homoseksualiteit 1940–1945. Amsterdam 2006, S. 191–213.
  • Michael Philipp: Gelebtes Leben – die Kraft der Dichtung. Der Verlag Castrum Peregrini Amsterdam. In: Muschelhaufen. Jahresschrift für Literatur. Nr. 30. Viersen 1993, ISSN 0085-3593

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Castrum Peregrini
  2. Dazu Marita Keilson-Lauritz: Ende einer Epoche. Schwebende Identität im Geiste Stefan Georges – Nach 280 Heften und 56 Jahrgängen stellt die Kulturzeitschrift „Castrum Peregrini“ ihr Erscheinen ein, in: Die Welt, 24. Mai 2008.
  3. Mitteilung im Börsenblatt vom 28. April 2010, abgerufen am 5. August 2011.

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