- Joseph Hörr
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Joseph Hörr (* 29. November 1732 in Blasiwald-Althütte; † 9. März 1785 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Bildhauer und Holzschnitzer.
Hörr war ein Schüler des Bildhauers Johann Joseph Christian in Riedlingen und mit diesem an der Ausführung des Chorgestühls des Münsters Unserer Lieben Frau in Zwiefalten beschäftigt. Nach der Lehre kehrte er nach St. Blasien zurück, wo er als Bildhauer weltlicher Beamter („officialis secularis“) des Klosters St. Blasien wurde. In St. Blasien schuf Hörr zahlreiche Kunstwerke, vor allem für das Neue Münster, das jedoch bereits 1768 durch einen Brand zerstört wurde. In St. Blasien kam Hörr auch erstmals mit späteren Weggefährten wie Franz Josef Salzmann oder Johann Christian Wentzinger in Kontakt.
1763 kam Hörr nach dem Ende der großen Bautätigkeit in St. Blasien nach Freiburg im Breisgau, wo er an der Universität als akademischer Bildhauer angestellt wurde und im folgenden Jahr das akademische Bürgerrecht erhielt.[1] Er erwarb am Freiburger Münsterplatz das Haus zum roten Gatter. 1766 schnitzte er ein Marienbild für den Altar der zweiten Kaiserkapelle des Münsters, das 1778 gefasst wurde, mittlerweile jedoch nicht mehr erhalten ist.[1] Um 1768 schuf er zusammen mit Anton Xaver Hauser einen Taufstein im Münster, dessen Entwurf von Johann Christian Wentzinger stammt.[1]
Nach dem Brand in St. Blasien 1768 war er am Wiederaufbau von Kloster und Dom St. Blasien beteiligt. Urkundlich bezeugt ist seine Ausführung des Prospekts der Silbermann-Orgel, in St. Blasien werden ihm u. a. aber auch die Putten von den Kanzeldecken, das auf dem Buch mit sieben Siegeln liegende Lamm vom Hochaltar, verschiedene Reliefs und Modelle für verschiedenen Bildschmuck zugeschrieben. Durch die wechselhafte Geschichte des Klosters und seiner Ausstattung sind die meisten von Hörr dort geschaffenen Objekte heute verloren. Als Frontispiz des zweiten Bandes von Martin Gerberts Vetus liturgia Alemannica aus dem Jahr 1776 findet sich eine Ansicht der Domfassade und des Konvents. Sie wurde von Hörr gezeichnet und von Peter Mayer gestochen.[2]
1781 attestierte der Reiseschriftsteller Friedrich Nicolai, dass Hörr „die besten Bildhauerarbeiten an der neuen Kuppelkirche St. Blasien“ gefertigt habe.[3]
Erhaltene Werke (Auswahl)
- Puttengruppe über dem westlichen Choreingang des Doms St. Blasien
- Madonna von Althütte, Kapelle von Blasiwald-Althütte
- Fisch-Wasserspeier am Freiburger Münster
- Ausschmückung der Kanzel der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt im Ehrenkirchener Ortsteil Kirchhofen[4]
Literatur
- Rudolf Morath: Joseph Hörr, Bildhauer, 1732–1785, in: Badische Heimat, 32. Jg. 1952, Heft 2/3
- Rudolf Morath: Joseph Hörr, 1732 - 1785; St.-Blas. Hofbildhauer u. Bildhauer d. Univ. Freiburg i. Br. zu seinem 200. Todestag. Ausstellung im Augustinermuseum vom 18. August 1985 - 15. September 1985. Freiburg, Stadtarchiv, 1985 (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 19), ISBN 3-923272-19-7
- Freiburg baroque. Johann Christian Wentzinger und seine Zeit (1710 - 1797). Eine Ausstellung der Städtischen Museen Freiburg, Augustinermuseum. Berlin, München, Dt. Kunstverl., 2010. ISBN 978-3-422-07039-4
Einzelnachweise
- ↑ a b c Karl Schuster: Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert. in: Münsterbau-Verein (Hrsg.): Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters 5, Freiburg im Breisgau 1909, S. 7f.
- ↑ Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden: Die Kunstdenkmäler des Kreises Waldshut (Band 3), Akademische Verlagsbuchhandlung Mohr, Freiburg im Breisgau 1892, S. 80
- ↑ Hermann Brommer: Buchbesprechung Rudolf Morath: Joseph Hörr, in: Schau-ins-Land 104, Freiburg im Breisgau 1985, S. 310 f.
- ↑ Walter Uehlein: Die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt in Kirchhofen (Gemeinde Ehrenkirchen), Zugriff am 22. April 2011
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