Landesverein Badische Heimat

Landesverein Badische Heimat
Landesverein Badische Heimat
Zweck: Wirken für Heimat und Volkstum
Vorsitz: Sven von Ungern-Sternberg
Gründungsdatum: 1909
Mitgliederzahl: ca. 170[1]
Sitz: Freiburg im Breisgau

Der Landesverein Badische Heimat e.V. mit Sitz in Freiburg gehört zu den deutschen Heimatvereinen. Er wurde 1909 gegründet und ist Mitglied im Dachverband Bund Heimat und Umwelt (BHU) in Bonn.

Geschäftsstelle Haus Badische Heimat, Freiburg, Hansjakobstraße

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Zusammenschluss der beiden Vereine „Badischer Verein für Volkskunde“ (gegründet 1904) und des „Vereins für ländliche Wohlfahrtspflege“ (gegründet 1902) wurde am 26. Juli 1908 in Triberg beschlossen und trat am 1. Januar 1909 in Kraft. Der Zusammenschluss wurde vom Großherzog, der Regierung und den Ministerien gefördert, da sich die Vereine in ihren Aufgaben überschnitten. Der Name „Badische Heimat“ bezog sich auf das Territorium des damals selbständigen Staates Baden. Als Ziele des Vereins wurden bereits damals formuliert: „Volkstum und Heimat erhalten, zu hüten und zu erforschen, für den Schutz der heimischen Landschaft, ihrer Kunst- und Naturdenkmale, ihrer Tier- und Pflanzenwelt zu sorgen, die Volks- und Heimatkunde auszubreiten und seelisch zu fördern, die Familienforschung anzuregen und zu pflegen und so die Heimatliebe zu wecken und die Heimatkultur zu vertiefen – insgesamt zu wirken für Heimat und Volkstum“.

Die erste Landesversammlung fand 1909 in Achern statt. Gewählt wurden dort als erster Vorsitzender der Freiburger Forscher Friedrich Pfaff (1855–1917), als sein Stellvertreter der Mediziner Eugen Fischer (Mediziner) sowie als Schriftführer Hermann Flamm (1871–1915). Nach dessen Tod übernahm der Freiburger Kunsthistoriker Max Wingenroth (1872–1922) den Posten als Schriftführer. Er ermöglichte die Errichtung einer ersten Geschäftsstelle im Colombischlössle in Freiburg.

Gleichschaltung und Verbot

Gedenkplatte an den Dichter Hermann Eris Busse

Im Jahr 1934 wurde die demokratische Vereinssatzung aufgehoben. Dem Geschäftsführer, Schriftleiter (1922-1942) Hermann Eris Busse mit seinem angedeuteten Heckerhut gelang es, den Spagat zwischen Anpassung und Rettung des Vereins zu vollführen. Nach der im Zweiten Weltkrieg 1940 angeordneten Angliederung Elsass-Lothringens an das Reich musste sich die Badische Heimat „Oberrheinischer Heimatbund“ nennen. Das Vereinsleben ruhte von 1937 bis 1946 bis auf wenige Sitzungen des Vorstands unter Kollegen. Die französische Besatzungsmacht hatte 1945 zunächst den Verein verboten und das Haus Badische Heimat in der Freiburger Hansjakobsstraße beschlagnahmt. [2]

Neugründung 1949

Der Landesverein und seine Publikation tragen auch heute noch den Namen BADISCHE HEIMAT, der auf der Sitzung am 1. April 1908 für den neuen Verein gebilligt wurde. Der Name wurde auch bei der Wiedergründung im Jahre 1949 im Freiburger Historischen Kaufhaussaal und nach der Vereinigung von Baden und Württemberg 1952 beibehalten. Die Mitgliederzahl lag nach der Neugründung bei 7.000. Der Landesverein achtete nach seinen Erfahrungen im Nationalsozialismus und in der Südweststaatsdebatte auf politische Neutralität und wandte sich den Themen Landschaftsschutz und regionalen Besonderheiten zu. [3]

Der Landesverein versteht sich auch nach mehr als 50 Jahren der Zugehörigkeit zum Bundesland Baden-Württemberg zuständig für den Landesteil Baden.

100-jähriges Jubiläum der Badischen Heimat e.V.

Anlässlich seines einhundertjährigen Jubiläums im Jahre 2009 hat die Badische Heimat eine Wanderausstellung vorbereitet. Die Ausstellung zeigt Bilder und Exponate aus den letzten einhundert Jahren Vereinsgeschichte, eingebettet in die badische Landesgeschichte. Ein Katalog zur Ausstellung wurde zur Dokumentation herausgegeben. [4] Den Startschuss für die Ausstellung gab der Landesverein im Regierungspräsidium Freiburg, Basler Hof. Dort war die Ausstellung vom 28. Februar – 17. April 2009 zu sehen. In allen Ausstellungsorten gab es ein Rahmenprogramm, das Vorträge, Mundartabende, museumspädagogische Angebote und themenspezifische Führungen umfasst. Die weiteren Ausstellungsorte waren: Karlsruher Schloss (24. April–28. Juni), Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim (9. Juli–30. August), Waldshut-Tiengen und Konstanz.

Im Jahr 2010 wurde die Ausstellung in Schwetzingen, Ladenburg, Lahr. Im weiteren Verlauf des Jahres 2010 folgten der Feldberg (20 Mai–24 Juni), Offenburg, Baden-Baden, Donaueschingen, Lörrach und Triberg (30 Juni–1. August).

Domizile des Landesvereins

  • ....-....: ein Raum im Colombischlössle, Freiburg
  • ....-....: im städtischen Freiburger Augustinermuseum
  • ....-....: Haus Badische Heimat, Freiburg, Hansjakobstraße47.9872177.876169. Der Architekt Carl Anton Meckel (1875-1938) errichtete es nach Art eines Wohnhauses mit Stilelementen der Spätgotik und des Barocks, das bei Bedarf in ein Wohnhaus umgewandelt werden konnte.[5]

Vorsitzende

  • 1909–1913: Friedrich Pfaff (1855–1917)
  • 1913–1929: Eugen Fischer (1874–1967)
  • 1929–1950: Paul Schwoerer (1874–1959)
  • 1950–1952: Eugen Thoma (1877–1955)
  • 1952–1968: Hermann Schwarzweber (1884–1972)
  • 1968–1982: Franz Laubenberger (1917–1993)
  • 1982–1998: Ludwig Vögely (1916–2009)
  • 1998–2006: Adolf J. Schmid (1934-2011)
  • seit 2006: Sven von Ungern-Sternberg (*1942)

Aufgaben und Organisation

Der Verein mit seinen rund 3.000 Mitgliedern in 15 Regionalgruppen ist gemeinnützig und parteipolitisch neutral. Der Schutz der Heimat wird im Spannungsfeld zwischen Tradition, Kontinuität und Fortschritt, Beharrung und Aufbruch geleistet. Der Landesverein bezieht Stellung in den Zielkonflikten unserer Gesellschaft zwischen Wachstum und natürlicher Umwelt.

Credo

Die Pflege der Erinnerungskultur der badischen Geschichte ist zwar ein zentrales Anliegen der BADISCHEN HEIMAT, aber sie versteht sich nicht als reiner Geschichtsverein. Genauso wichtig wie die Erinnerungskultur ist die Aktualität des heimatlichen Lebensraumes. Die heutigen Lebensräume haben sich auf Grund der Mobilität territorial ausgeweitet und differenziert in ihren Problemen. Heimat, verstanden als konkreter Lebensraum, ist deshalb heute weit mehr als nur geschichtlich bestimmter (Rückzugs-) Raum. Die BADISCHE HEIMAT setzt sich deshalb mit Themen auseinander, die diese Lebensräume kennzeichnen. Sie ist ein anerkannter Naturschutzverband nach § 29 des Bundesnaturschutzgesetzes und gibt Stellungnahmen ab. [6]

„Die Jugend mied die suspekten Bindungen der Eltern an Traditionen und Vereinigungen. Der Landesverein aber setzte konsequent seine Arbeit für Kultur, Gesellschaft und Umwelt im nunmehr größer gewordenen Bundesland Baden-Württemberg fort und erhält innerhalb der gewachsenen Europäischen Union als Mitgestalter eines reizvollen und vielgestaltigen Europas der Regionen ein bedeutsames wichtiges Aufgabenfeld.“ [7]

Ziele, Aufgabengebiete und Gliederung

Ziele und Aufgabengebiete des Landesvereins sind:

Wissensvermittlung

Arbeit der Regionalgruppen

Der Verein ist in verschiedene Regionalgruppen unterteilt, die selbständig und eigenverantwortlich Vorträge, Führungen und Fahrten organisieren. Derzeit (2011) gibt es in folgenden Städten Regionalgruppen: Baden-Baden, Bad Säckingen, Bruchsal, Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, Lahr, Lörrach/Markgräflerland, Mannheim, Pforzheim, Rastatt, Schwetzingen, Waldshut-Tiengen und Wiesloch. [10]

Publikationen

Der Landesverein gab zu Anfang zwei Zeitschriften heraus; „Mein Heimatland“, die so genannten gelben Hefte (1914–1942) und die „Badische Heimat“, die so genannten grauen Hefte (1914–1941). Dazu kam noch der „Ekkhart“, ein „Kalender für das Badener Land“ (1920–1943). Die Publikationen wurden 1943 „wegen Papiermangel“ eingestellt. Ab 1950 erschien die Publikation im 30. Jahrgang wieder unter dem Titel „Badische Heimat – Mein Heimatland". Bis 1985 wurde auch das Ekkhart-Jahrbuch wieder herausgegeben.

Heute erscheinen die Hefte des Landesvereins BADISCHE HEIMAT unter dem gleichen Titel vierteljährlich. Die Zeitschrift widmet sich der Landes- und Volkskunde, Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz. Themen zur badischen Geschichte spielen naturgemäß eine bedeutende Rolle, da die Zeitschrift eine Chronistenpflicht wahrnimmt. Der veränderte Heimatbegriff machte in den letzten Jahren eine Zuwendung zu aktuellen Themen des „Lebensraumes Heimat“ für die Redaktion der Zeitschrift zunehmend interessant. Die Option für ein Baden als Teil des oberrheinischen Raumes bringt notwendigerweise eine Öffnung für Themen mit sich, die über die engere badische Heimat hinausgehen. Die Zeitschrift ist das Forum des Landesvereins und verbindet den Verein mit den Regionalgruppen und der interessierten Öffentlichkeit.

Von den historischen Heften der Badischen Heimat sind besonders zu erwähnen: [11]

  • 1963 Sonderheft Heidelberg
  • 1965 250 Jahre Karlsruhe
  • 1966 Überlingen-Bodensee
  • 1999 Freiburg

Web-Aktivitäten

Die Badische Heimat unterhält außer ihrem eigenen Internet-Auftritt das Internet-Portal "Landeskunde online", das mit ca. 23.000 Seiten eine der größten nicht-kommerziellen digitalen Enzyklopädien in deutscher Sprache darstellt. Ausgehend vom Kulturerbe des alten Landes Baden hat sich "Landeskunde online" in den elf Jahren seines Bestehens zu einer umfassenden Plattform entwickelt, auf der die Vernetzung des kulturellen Erbes über die modernen Grenzen von Ländern und Staaten hinweg deutlich gemacht wird.

Bibliothek

Im Haus Badische Heimat in Freiburg im Breisgau sind in der Bibliothek sowohl Zeitschriften von unterschiedlichen Vereinen aus dem Badener Gebiet als auch zahlreiche Fachbücher zu den Städten der badischen Region zugänglich. Die Bestände werden laufend durch Vermächtnisse heimatverbundener Badener und aus Auflösungen lokaler und regionaler Bibliotheken erweitert. [12]

Gemeinsame Preisverleihung mit dem Schwäbischen Heimatbund

Der Landesverein Badische Heimat e.V. nimmt seine Aufgabe im Denkmal- und Naturschutz auf verschiedene Weisen wahr. Gemeinsam mit dem Schwäbischen Heimatbund und dem Denkmalstiftung Baden-Württemberg verleiht der Landesverein Badische Heimat alle zwei Jahre den Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg. Mit diesem Preis würdigt und fördert der Verein private denkmalpflegerische Leistungen.

Ähnliche Vereine in anderen Regionen

Vereine mit gleichem oder ähnlichem Aufgabengebiet in den anderen deutschen Bundesländern sind:

Literatur

  • 75 Jahre 1909-1984. Landesverein Badische Heimat e.V.. Chronik. In: Badische Heimat 3/1984
  • Der Landesverein Badische Heimat. In: hierzuland. Das Regio-Magazin von Rhein, Neckar & Main. Nummer 42, 2009, S. 12
  • 100 Badische Jahre. Der Landesverein Badische Heimat 1909-2009. Katalog zur Ausstellung. In: Badische Heimat 1/2009

Einzelnachweise

  1. Lahr: Ein alter Verband mit neuen Zielen, Badische Zeitung, 22. Januar 2010, Zugriff am 14. September 2011
  2. 100 Badische Jahre. Der Landesverein Badische Heimat 1909-2009. Katalog zur Ausstellung. In: Badische Heimat 1/2009, S. 38, 48-49.
  3. 100 Badische Jahre. Der Landesverein Badische Heimat 1909-2009. Katalog zur Ausstellung. In: Badische Heimat 1/2009, S. 58, 66.
  4. Landesverein Badische Heimat (Hrsg.): 100 Badische Jahre. Der Landesverein Badische Heimat 1909–2009. Zeitschrift Badische Heimat, Heft März 2009.
  5. 100 Badische Jahre. Der Landesverein Badische Heimat 1909-2009. Katalog zur Ausstellung. In: Badische Heimat 1/2009, S. 24-25.
  6. Der Landesverein Badische Heimat. In: hierzuland. Das Regio-Magazin von Rhein, Neckar & Main. Nummer 42, 2009, S. 12
  7. Zitat in Der Landesverein Badische Heimat. In: hierzuland. Das Regio-Magazin von Rhein, Neckar & Main. Nummer 42, 2009, S. 12
  8. Ziele lt. Satzung seit einhundert Jahren
  9. Infoblatt Landesverein Badische Heimat e.V., ca. 2010
  10. Regionalgruppen des Landesvereins Badische Heimat
  11. 100 Badische Jahre. Der Landesverein Badische Heimat 1909-2009. Katalog zur Ausstellung. In: Badische Heimat 1/2009, S. 66, 90.
  12. Besuch des Haus Badische Heimat am 28. Mai 2011

Weblinks

 Commons: Haus Badische Heimat (Freiburg im Breisgau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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