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ISGUS GmbH Rechtsform GmbH Gründung 1888 Sitz Villingen-Schwenningen Leitung Stefan Beetz Mitarbeiter rund 120 (2008)[1] Umsatz rund 12 Mio. Euro (2008)[2] Branche Zeiterfassung Website www.isgus.de Die ISGUS GmbH ist ein deutscher Hersteller von Zeiterfassungs- und Zutrittskontrollsystemen sowie anderer elektronischer Systeme. Das Unternehmen gehörte (neben Bürk) zu den beiden bedeutendsten deutschen Unternehmen für technische Uhren.[3] Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Villingen-Schwenningen.
Inhaltsverzeichnis
ISGUS heute
Heute stellt das Unternehmen unter anderem elektronische Zeiterfassungs-, Zutrittskontroll- und Betriebsdatenerfassungssysteme her. Zur Unternehmensgruppe gehören in Deutschland neben der ISGUS GmbH als Muttergesellschaft folgende Gesellschaften:[4]
- ISGUS Vertriebs GmbH, Villingen-Schwenningen
- ISGUS Zeit und Daten GmbH, Villingen-Schwenningen
- ISGUS Zeit- und Datenorganisation GmbH, Frankfurt am Main
- ISGUS Zeitmanagement GmbH, Villingen-Schwenningen
- ISGUS Zeit- und Datensysteme GmbH, Osnabrück
- ISGUS-bavaria gmbh, Warngau
- ISGUS-bavaria gmbh, Landsberg am Lech
- ISGUS GmbH, Wien (Österreich)
- ISGUS America LLC. (USA)
- ISGUS North America Inc., Toronto (Kanada)
- ISGUS UK (Großbritannien)
- ISGUS Espana (Spanien)
Neben Villingen-Schwenningen und dem benachbarten Trossingen bestehen über 15 Standorte in Deutschland. In der Schweiz ist ISGUS in Zürich, in Österreich in Wien und Wörgl vertreten.[5] Das Unternehmen unterhält Niederlassungen in über 25 Staaten[6], darunter Tochterunternehmen in den USA, Kanada, der Schweiz, Österreich, Spanien und Großbritannien.
Unternehmensgeschichte
ISGUS ist Teil der historischen Schwenninger Uhrenindustrie des 19. und 20. Jahrhunderts, die die Stadt für Jahrzehnte zur „größten Uhrenstadt der Welt“ aufsteigen ließ.[7][8][9] Es ist eines der wenigen dieser Unternehmen, die den Strukturwandel von mechanischen Uhren hin zu elektronischen Zeiterfassungssystemen überstanden haben.
Das Unternehmen wurde 1888 von Jakob Schlenker (1855–1913)[10] gegründet, der (aufgrund seines krausen Haares und der weiten Verbreitung des Namens Schlenker in Schwenningen[11]) den Spitznamen „Grusen“ führte. Dementsprechend firmierte es zunächst als J. Schlenker-Grusen, woraus erst JSGUS und später ISGUS wurde. Diese Abkürzungen fanden bereits als Marken Verwendung, als die Gesellschaft noch J. Schlenker-Grusen hieß.
Schlenker war als Werkmeister in der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk in die Produktion von Nachtwächterkontrolluhren eingebunden. Dabei handelte es sich um tragbare Uhren; An bestimmten Stellen der zu kontrollierenden Örtlichkeit waren Schlüssel hinterlegt, die der Nachtwächter bei seinen Rundgängen in der Uhr betätigen musste. Die Uhr dokumentierte daraufhin, ob der Nachtwächter zur vorgegebenen Zeit am richtigen Ort war, ob er also ordnungsgemäß seinen Dienst verrichtete. Nach dem Ablauf des Patents Johannes Bürks baute Schlenker die Uhren im eigenen Betrieb nach. Später kamen verschiedenste eigene Modelle und auch eigene Patente hinzu.[12]1896 entwickelte Schlenker-Grusen den ersten „Brieftauben-Constatierapparat“.[13] Ab 1908 kamen Arbeitszeit-Kontrollapparate (die Vorläufer der Stempeluhr) hinzu.[14] ISGUS fertigte auch andere Instrumente, etwa Tachometer nach Patenten Otto Schulzes.[15] Der "ISGUS-Tachograph" wurde 1927 in der Automobiltechnischen Zeitschrift als "neuer Kontrollapparat für Kraftfahrzeuge" vorgestellt.[16]
Es wird als soziale Verbesserung angesehen, dass Ausbildungsverträge bei ISGUS ab 1907 "freie Kost und Logis", ab dem 2. Lehrjahr zusätzlich ein "Taschengeld", das ab dem 3. Lehrjahr leistungsbezogen gewährt wurde, vorsah.[17]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch bei J. Schlenker-Grusen Maschinen und andere Werte als Reparation demontiert. Eine "Vorentnahme" beließ den Unternehmen "in der französischen Zone kaum noch Maschinen im Baualter von weniger als neun Jahren". Dies war sehr wenig, weil die Ausstattung sehr modern gewesen war. Später wurden 20 Prozent der verbliebenen Kapazität demontiert.[18]
ISGUS beschäftigte 1963 zwischen 600 und 800 Mitarbeiter.[19]
Der Fabrikkomplex besteht aus mehreren, nacheinander errichteten und erweiterten Gebäuden. Eine ausführliche Beschreibung ist der Dissertation Gerhard Jehles zu entnehmen.[20]
BKK J. Schlenker-Grusen
Aus dem Unternehmen ging eine eigene Gesetzliche Krankenversicherung hervor. Die Betriebskrankenkasse BKK J. Schlenker-Grusen wurde 1904 gegründet.[21] Sie ging 1997 durch Fusion in der Schwenninger BKK auf.[22]
Schlenker-Grusen-Villa
Das Wohnhaus Jakob Schlenkers, die "Schlenker-Grusen-Villa"[23], wurde 1905 in unmittelbarer Nähe (Oberdorfstr. 16) zum Fabrikkomplex errichtet. Sie steht unter Denkmalschutz. 1990 wurde sie zusätzlich in das Denkmalbuch eingetragen.[24] Damit wurde festgestellt, dass sie ein "Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung" ist und sichergestellt, dass sie unter besonderem Schutz steht.
Das Gebäude wurde 1993 mit dem Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet.[25] Es handelt sich um eine der bedeutendsten Jugendstilvillen in Südwestdeutschland.[26] Die Restaurierung ihre historischen Fenster unter Ermöglichung von Wärmedämmung wurde "zum Vorbild für viele tausend historische Fenster in Baden-Württemberg".[27]
Literatur
- Hans-Heinrich Schmid: Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850–1980: Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten. Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e. V., Villingen-Schwenningen 2005, ISBN 3-927987-91-3
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ www.hoppenstedt-hochschuldatenbank.de, Nr. 323649186
- ↑ www.ebundesanzeiger.de
- ↑ Der grosse Brockhaus, Band: 11, (Sol - Unj), 16. Aufl. 1957, Wiesbaden, Brockhaus, S. 726.
- ↑ www.hoppenstedt-hochschuldatenbank.de, Nr. 323649186
- ↑ http://www.isgus.de/Standorte.151.0.html
- ↑ http://www.isgus.de/ISGUS-weltweit.113.0.html
- ↑ Bayerische Akademie der Wissenschaften. Historische Kommission (Hrsg): Maly-Melanchthon Band 16 Neue deutsche Biographie, ISBN 3428001818, ISBN 9783428001811, S. 450 [1]
- ↑ Annemarie Conradt-Mach: Arbeit und Brot: die Geschichte der Industriearbeiter in Villingen und Schwenningen von 1918 bis 1933, ISBN 3788308699, ISBN 9783788308698, S. 8 ([2])
- ↑ www.schwarzwaelder-bote.de
- ↑ Stadtarchiv Esslingen, Arbeitsgemeinschaft für Reichsstädtische Geschichtsforschung, Denkmalpflege und Burgerschaftliche Bildung: Jahrbuch für Geschichte der Oberdeutschen Reichsstädte, Band 14-16, Stadtarchiv, 1968, S. 183 ([3])
- ↑ www.schwarzwaelder-bote.de
- ↑ http://www.kontrolluhren.de/download/nachtwaechter2low.pdf
- ↑ Huhndorf: Wurzeln des Wohlstands : Bilder und Dokumente südwestdeutscher Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart, Theiss, 1984, S. 35.
- ↑ www.kontrolluhren.de
- ↑ Harry Niemann, Armin Hermann: Die Entwicklung der Motorisierung im Deutschen Reich und den Nachfolgestaaten: Stuttgarter Tage zur Automobil- und Unternehmensgeschichte : eine Veranstaltung von Mercedes-Benz Classic--das Archiv Band 2 von Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, ISBN 3515067264, ISBN 9783515067263, S. 257 ([4])
- ↑ Hanns Lampe: Ein neuer Kontrollapparat für Kraftfahrzeuge - Der ISGUS-Tachograph, in: Automobiltechnische Zeitschrift, Band 30 (1927), S. 173 ([5])
- ↑ Annemarie Conradt-Mach: Feinwerktechnik, Arbeitswelt, Arbeiterkultur : ein Beitrag zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Villingens und Schwenningens vor 1914, Neckar-Verlag, 1985, ISBN 3-7883-0845-1, S. 46.
- ↑ Am Abend der Demontage : sechs Jahre Reparationspolitik ; mit Dokumentenanhang, hrsg. vom Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung, Bremen, Trüjen, 1951, S. 51.
- ↑ Georg Heller: The Structure of the Precision Instrument, Optical Equipment and Watch and Clock Industry, in: The German Economic Review, Bd. 1 1963, S. 280, 285.
- ↑ Gerhard Jehle: Stätten der Arbeit, Stätten der Verwaltung, Wohnstätten: Die Industriearchitektur in Villingen und Schwenningen bis 1945 (Hochbauten), Diss. Univ. Freiburg i.Br. 2001 ([6], S. 99ff)
- ↑ Sylvelyn Hähner-Rombach: Die Betriebskrankenkassen in Baden und Württemberg von der Industrialisierung bis in die Zeit des Nationalsozialismus : eine Chronik, ISBN 3-87407-376-9, S. 229.
- ↑ Sylvelyn Hähner-Rombach: Die Betriebskrankenkassen in Baden-Württemberg nach 1945 : eine Chronik, ISBN 3-87407-323-8 , S. 73, 113, 178.
- ↑ Gerhard Jehle: Stätten der Arbeit, Stätten der Verwaltung, Wohnstätten: Die Industriearchitektur in Villingen und Schwenningen bis 1945 (Hochbauten), Diss. Univ. Freiburg i.Br., 2001 ([7], S. 102)
- ↑ http://www.baufachinformationen.de/denkmalpflege.jsp?md=1998037104063
- ↑ http://www.schwaebischer-heimatbund.de/index.php?cid=392#grusen
- ↑ [8], S. 13
- ↑ [9], S. 13
48.0632078.529366Koordinaten: 48° 3′ 48″ N, 8° 31′ 46″ OKategorien:- Elektronikhersteller
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