- Indo-Sassanidisches Königreich
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Die Indo-Sassaniden (gelegentlich auch Kushano-Sassaniden oder Kushanshahs) waren eine Abzweigung der persischen Sassaniden, die ihre Herrschaft im Nordwesten des indischen Subkontinentes während des 3. und 4. Jahrhunderts auf Kosten der Kushan errichteten. Um 410 wurden sie durch die Invasion der Hephthaliten (die „Weißen Hunnen“) vertrieben. Anschließend waren sie in der Lage ihre Herrschaft wiederherzustellen, nachdem sie den Stammesverband der Hephthaliten um 561 vernichteten. Das Ende der Sassaniden wurde im 7. Jahrhundert besiegelt, als sie von den Heeren der Araber im Zuge der islamischen Expansion vernichtend geschlagen worden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erste Periode
Kurz nach dem Sieg über die Parther, erweiterten die Sassaniden während der Herrschaft von Ardaschir I., ihr Machtgebiet um 230 n. Chr. bis nach Baktrien. Unter seinem Sohn Schapur I. (240-270) wurden die Grenzen des Reiches bis zum heutigen Indien und Pakistan erweitert. So verloren die Kushan ihre westlichen Gebiete (einschließlich Baktrien und Gandhara) an die Kronprinzen der Sassaniden, die den Titel Kushanshah („König der Kushan“) trugen und als Gouverneure im Osten fungierten. Manch einer, wie ein Bruder Bahrams II., Hormizd, nutzte diese Position sogar für einen Usurpationsversuch aus.
Um 325 war Schapur II. direkt für die südlichen Teile seines Reiches zuständig, während im Norden die Kashanshahs ihre Herrschaft bis zum Aufstieg der Kidariten aufrechterhalten konnten.
Der Untergang der Kushans und ihre Niederlage gegen die Sassaniden führte zu dem Aufstieg der einheimischen indischen Dynastie der Gupta im 4. Jahrhundert. Im Jahre 410 übernahmen die Hephthaliten (auch Indo-Hephthaliten) Baktrien und Gandhara und konnten so zeitweise die Indo-Sassaniden verdrängen.
Zweite Periode
In der Folge kam es zu einer Allianz zwischen den Sassaniden (unter Chosrau I.) und den Göktürken (unter Istämi Shad/Khagan († 576)): infolge dessen wurden die Hephtaliten zwischen 557 und 561 von verschiedenen Seiten angegriffen und geschlagen (wobei sich Reste ihrer Herrschaft jedoch im heutigen Afghanistan hielten). Das Gebiet wurde zwischen den Türken und den Persern aufgeteilt und somit das Reich kurzweilig wiederhergestellt. [1]
Zum Ende des Reiches kam es, als es von Arabern Mitte des 7. Jahrhunderts erobert wurde. Sindh blieb noch bis zum frühen 8. Jahrhundert unabhängig. Die Kuschano-Hephthaliten wurden Mitte des 8. Jahrhunderts von den Hindu-Shahi abgelöst.
Religion
Der Prophet Mani, Gründer des Manichäismus, folgte der sassanidischen Expansion bis in den Osten, die ihn mit der buddhistischen Kultur Ghandarras in Kontakt brachte. Ihm wird nachgesagt in Bamiyan für einige Zeit gelebt und gelehrt zu haben. Dort fand man einige religiöse Malereien, die ihm gewidmet wurden. Außerdem soll er um 240 bzw. 241 durch den Indus gesegelt sein und den buddhistischen König Turan Shah von Indien konvertiert haben.
Kartir, ein hoher zoroastrischer Priester, der mindestens drei der früheren Könige als Berater gedient hat, rief zur Verfolgung der Juden, Buddhisten, Hindu sowie der einheimischen und griechischen Christen und Manichäer auf, die hauptsächlich in den östlichen Territorien ansässig waren. Die Verfolgungen wurden unter der Herrschaft von Narseh (293-302) eingestellt.
Kunst
Die Indo-Sassaniden handelten mit Gütern wie Silberartikel und Textilien, welche die sassanidischen Herrscher bei der Jagd oder bei der Rechtsprechung darstellten. Das Vorbild der sassanidischen Kunst hatte einen großen Einfluss auf die der Kushans. Dieser blieb auch für mehrere Jahrhunderte auf dem Nordwesten des indischen Subkontinents bestehen.
Quellen
Die Geschichte des Reiches kann fast nur aus den Münzen erschlossen werden. Es gibt nur wenige direkte schriftliche Quellen dazu. Die Münzen sind deutlich sassanidisch Beeinflusst, doch gibt es auch kushanische Merkmale. Die Vorderseite zeigt gewöhnlich ein Bild des jeweiligen Herrscher mit dessen Kopfschmuck, auf der Rückseite tritt entweder der indische Gott Shiva gemeinsam mit seinem Bullen Nandi auf oder es wird ein zoroastrischer Feueralter dargestellt. Die Legenden sind auf Brahmi, Pahlavi und Baktrisch.
Der letzte belegte Kushanshah war wohl ein Bruder Schapurs II., der bei der Belagerung von Amida im Jahr 359 anwesend war.[2]
Die wichtigsten Indo-Sassanidischen Könige
- Ardaschir I. Sassanidischer König und "Kushanshah" (ca. 230-250) Münze
- Peroz I. "Kushanshah" (ca. 250-265) Münze
- Hormizd I. "Kushanshah" (ca. 265-295) Münze
- Hormizd II. "Kushanshah" (ca. 295-300)
- Peroz II. "Kushanshah" (ca. 300-325) Münze
- Schapur II. Sassanidischer König und "Kushanshah" (ca. 325) Münze
- Bahram I. "Kushanshah" (ca. 325-350) Münze
- Peroz III. "Kushanshah" (ca. 350-559) Münze
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang-Ekkehard Scharlipp: Die frühen Türken in Zentralasien, S.25
- ↑ So kann man zumindest Ammianus Marcellinus 19,1, interpretieren, da die dort beschriebene Krone nicht auf die Krone Schapurs II. passt, die auf Münzen abgebildet ist. Vgl. dazu A. D. H. Bivar, The History of Eastern Iran, in: E. Yarshater, The Cambridge History of Iran, Bd. 3, S. 181ff., hier bes. S. 209ff.
Literatur
- Walther Hinz: Mani and Karder, in: La Persia nel Medioevo, Rom 1971, S. 485–499.
- Ehsan Yarshater (Hrsg.): The Seleucid, Parthian and Sasanian Periods. 2 Teile. Cambridge University Press, Cambridge 1983, (The Cambridge History of Iran 3, Teil 1, ISBN 0-521-20092-X; Teil 2 ISBN 0-521-24693-8).
Weblinks
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