- Varianz (Stochastik)
-
In der Stochastik ist die Varianz einer Zufallsvariable X ein Streuungsmaß von X, d. h. ein Maß für die Abweichung einer Zufallsvariable X von ihrem Erwartungswert . Die Varianz der Zufallsvariable X wird üblicherweise als , , oder einfach als σ2 notiert; sie ist stets ≥ 0.
Die Varianz ist eine Eigenschaft der Verteilung einer Zufallsvariablen und hängt nicht vom Zufall ab. Sie misst Streuung der Werte relativ zum Erwartungswert, dabei werden die Quadrate der Abweichungen entsprechend ihrer Wahrscheinlichkeit gewichtet. In der Praxis wird die Varianz der Zufallsvariable mit einem Varianzschätzer, etwa der ihrer empirischen Entsprechung, der Stichprobenvarianz, geschätzt.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Es sei X eine Zufallsvariable, wofür . Dann existiert der Erwartungswert , und man definiert die Varianz von X wie folgt:
Ist X quadratisch integrierbar, so ist die Varianz endlich.
Die Varianz ist also das zweite zentrale Moment einer Zufallsvariablen und damit die erwartete quadratische Abweichung der Zufallsvariablen von ihrem Erwartungswert.
Die Quadratwurzel der Varianz heißt Standardabweichung:
- .
Im Falle eines reellen Zufallsvektors X mit quadratisch integrierbaren Komponenten, verallgemeinert sich der Varianz zu der Kovarianzmatrix der einzelne Zufallsvariablen:
Dabei ist der Vektor der Erwartungswerte.
Berechnung bei diskreten Zufallsvariablen
Eine reelle Zufallsvariable mit einem endlichen oder abzählbar unendlichen Wertebereich A wird diskret genannt. Ihre Varianz berechnet sich dann als
Hierbei ist P(X = x) die Wahrscheinlichkeit, dass X den Wert x annimmt, und
der Erwartungswert von X. Die Summen erstrecken sich jeweils über alle Werte, die die Zufallsvariable X annehmen kann.
Berechnung bei stetigen Zufallsvariablen
Wenn eine Zufallsvariable X eine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion f(x) hat, gilt
wobei
Rechenregeln
Verschiebungssatz
Varianzen lassen sich oft einfacher mit Hilfe des Verschiebungssatzes
berechnen, da hierzu außer dem Erwartungswert von X nur noch der Erwartungswert von X2 bestimmt werden muss.
Lineare Transformation
dies kann mittels des Verschiebungssatzes hergeleitet werden:
Varianz von Summen von Zufallsvariablen
Hierin ist Cov(Xi,Xj) die Kovarianz der Zufallsvariablen Xi und Xj.
Sind die Zufallsvariablen paarweise unkorreliert, so sind die Kovarianzen gleich Null und damit gilt:
Der Satz
im Falle unkorrelierten Zufallsvariablen, wird auch als Formel von Bienaymé (nach Irénée-Jules Bienaymé) bezeichnet.
Charakteristische Funktion
Die Varianz lässt sich mit dem Verschiebungssatz und der charakteristischen Funktion der Zufallsvariablen X darstellen als:
|=== Momenterzeugende Funktion === Da zwischen der charakteristischen und der momenterzeugenden Funktion der Zusammenhang
gilt, lässt sich die Varianz auch in dieser Form ohne die Verwendung komplexer Zahlen abbilden: (Zur obigen Berechnung von wird immer benötigt.)
Beispiele
Diskrete Zufallsvariable
Gegeben ist eine diskrete Zufallsvariable X mit den Wahrscheinlichkeiten
i 1 2 3 xi −1 1 2 P(xi) 0,5 0,3 0,2 wobei der Erwartungswert
beträgt.
Die Varianz ist demnach
Mit dem Verschiebungssatz erhält man entsprechend
Für die Standardabweichung ergibt sich damit
Stetige Zufallsvariable
Eine stetige Zufallsvariable habe die Dichtefunktion
Mit dem Erwartungswert
berechnet sich die Varianz mit Hilfe des Verschiebungssatzes als
Weblinks
Wikimedia Foundation.