- Cañón
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Der englische Begriff Canyon, spanisch Cañón bedeutet Schlucht. Als Fachbegriff wird er von deutschsprachigen Geologen verwendet für ein stark eingeschnittenes Tal mit getreppten Hängen in Gebieten mit horizontal lagernden Gesteinsschichten. In diesem Sinne fällt beispielsweise der Bryce-Canyon nicht in die Definition.
Cañons entstehen durch Einschneiden eines Flusses in einer Ebene, der sich in einem langen Erosionsprozess in das Plateau hineingräbt. Es entstehen dabei herausragende Klippen, weil Schichten härteren Gesteins gegenüber der Erosion resistenter sind und diese freigelegt werden, wohingegen darunterliegende morphologisch weichere Schichten stärker ausgeräumt werden. Durch die unterschiedliche Härte entstehen letztlich getreppte Hänge. Cañons kommen in trockenen Gegenden häufiger vor, da die Verwitterung dort einen geringeren Effekt als in feuchteren Gebieten hat, so dass die umliegenden Hochflächen erhalten bleiben und die Wände des Cañons nicht abgeflacht werden. Cañons formen sich häufig aus widerstandskräftigem Sandstein oder Granit. Es gibt auch unterseeische Cañons, typischerweise bei Flussmündungen als unterseeische Verlängerung des Flusslaufs. Besonders enge Canyons werden als Slot Canyon bezeichnet, ein Beispiel ist der Antelope Canyon im Norden Arizonas.
Dass die großen Cañonsysteme des Himalaya weitgehend unzugänglich sind, führte dazu, dass sie üblicherweise nicht weiter in Betracht gezogen wurden bzw. noch unbekannt waren, wenn früher nach den weltgrößten Cañons gefragt wurde. Tatsächlich ist aber der Yarlung Zangbo Canyon in Tibet (VR China) am Laufe des Brahmaputra der tiefste Cañon der Welt und auch etwas länger als etwa der Grand Canyon in Arizona (USA), der lange als weltgrößter Cañon galt. Auch auf den Plätzen zwei und drei folgen Cañons im Himalaya, nämlich der Kali Gandaki Canyon in Nepal und der unzugängliche Polung Zangbo Canyon in Tibet.
Außerhalb des Himalaya sind der schon erwähnte Grand Canyon in Arizona (USA), der Fish River Canyon in Namibia und der Blyde River Canyon in Südafrika als besonders große Cañons zu nennen. Besonders tief ist der Colca Cañon in Arequipa (Peru). Erwähnenswert ist auch das Cañonsystem des Barranca del Cobre im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua, das mit seinen zahlreichen Cañons eine besonders große Fläche überzieht.
Cañonähnliche Täler gibt es in Europa beispielsweise auf Kreta mit der Samaria-Schlucht, in Kroatien im Nationalpark Paklenica und auf Mallorca mit dem Torrent de Pareis. Der tiefste Cañon auf dem europäischen Kontinent ist mit bis zu 1300 Metern die Schlucht der Tara in Montenegro. Das größte Grabensystem des Sonnensystems stellen die Valles Marineris auf dem Planeten Mars dar.
Talformen und talähnliche HohlformenEngtäler: Canyon | Durchbruchstal | Kerbtal | Klamm | Schlucht | Tobel | Wadi
Sohlentäler: Kastental | Kerbsohlental | Mäandertal
Muldentäler: Periglaziales Muldental | Tropisches Muldental
Glaziale und Periglaziale Formen: Fjord | Förde | Glaziale Rinne | Trogtal | Urstromtal
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