Java-Drehgestell

Java-Drehgestell

Das Java-Drehgestell ist ein von bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) konstruiertes, kombiniertes Triebachs-Laufachs-Drehgestell, das in Rahmenlokomotiven Anwendung fand. Das Drehgestell kam zu seinem Namen, weil es das erste Mal in einer Lokomotive eingebaut wurde, die nach Java geliefert wurde.[1]

Der Bau von Elektrolokomotiven für Höchstgeschwindigkeiten über 100 km/h veranlasste Jakob Buchli, den Kurvenlauf von Schienenfahrzeugen zu erforschen. Das Krauss-Helmholtz-Lenkgestell befriedigte auf den kurvenreichen Schweizer Strecken mit ihrem relativ leichten Oberbau zu wenig.
Als Ergebnis dieser Forschungsarbeiten entstand das Javagestell. Der Drehzapfen befindet sich kurz vor[2] oder hinter[3] der Triebachse, so dass sich in den Kurven die Triebachse radial einstellen kann und ihr Anlaufwinkel verkleinert wird. Um noch engere Kurven zwanglos durchfahren zu können, wurde die Laufachse im Drehgestell als Adamsachse ausgebildet.

Mit diesem Javagestell wurde ein Teil der SBB Ae 4/7 ausgerüstet, die damit sehr gute Laufeigenschaften erhielten. Weil der Unterhalt der Java-Drehgestelle aufwendiger war, wurden sie ab 1966 mit Bisselachsen ersetzt.

Bei den SBB Ae 8/14-Doppellokomotiven kam das Java-Drehgestell wieder zum Einsatz, bei der letzten erstmals mit zwischen den Achsen liegenden Drehzapfen. Auch die beiden äusseren Triebachsen und die benachbarte Laufachse der SBB Ae 4/6 10801–10806 waren zu einem Javagestell zusammengefasst. Bei den SBB Ae 4/6 10807–10812 kam eine Weiterentwicklung des Javagestells zum Zug, bei der Zentrierfedern und eine Rückstellvorrichtung einen stabilen Lauf auf geraden Strecken und einen weichen Kurvenlauf bewirken sollten.

Dank den bereits erwähnten Forschungen wurden auch die zweiachsigen Triebdrehgestelle weiterentwickelt, was u.a. 1944 zum Bau der BLS Ae 4/4 führte. Die Nachfolgerinnen dieser laufachsenlosen Drehgestelllokomotive lösten nach dem Zweiten Weltkrieg die Rahmenlokomotiven ab[4], womit das Java-Drehgestell von der technischen Entwicklung überholt wurde.

Einzelnachweise

  1. Schnellzuglokomotive Baureihe 3000 von Werkspoor für die Indonesischen Staatsbahnen, Baujahr 1925
  2. Schweizerischer Lokomotivbau 1871-1971 Seite 70 Abbildung 71
  3. Schweizerischer Lokomotivbau 1871-1971 Seite 65 Abbildung 64
  4. Hans-Peter Bärtschi: Elektrolokomotiven aus Schweizer Fabriken. In: Verkehrshaus der Schweiz (Hrsg.): Kohle, Strom und Schienen: Die Eisenbahn erobert die Schweiz. Verlag NZZ, Zürich 1998, ISBN 3-85823-715-9, Seite 278

Literatur

  • Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (Winterthur): Neuerungen im mechanischen Aufbau elektrischer Schnellzuglokomotiven
    Schweizerische Bauzeitung, Band 89 (1927), Heft 13 (retro.seals.ch, PDF 1.5 MB); mit Bild eines Java-Drehgestells
  • K. Sachs: Zur Entwicklung elektrischer Lokomotiven und Triebwagen in der Schweiz .
    Schweizerische Bauzeitung, Band 65 (1947), Heft 26, Seite 362–363, Bild Seite 361 (retro.seals.ch)
  • Hans Schneeberger: Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB, Band I: Baujahre 1904-1955; Minirex AG, Luzern; 1995; ISBN 3-907014-07-3
  • SLM Winterthur (Hrsg.): Schweizerischer Lokomotivbau 1871 - 1971. Überblick über die von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik im vergangenen Jahrhundert gebauten Lokomotiven und Triebwagen. Winterthur, 1971

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