- Joachim von Braun (Jurist)
-
Joachim Freiherr von Braun (* 1. September 1905 in Gerdauen (Ostpreußen); † 8. Juni 1974 in Göttingen) war Jurist, Regierungsrat und Geschäftsführer des Göttinger Arbeitskreises ostdeutscher Wissenschaftler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft und Studium
Braun stammte aus einer schlesischen Adelsfamilie und war Sohn des Landrats von Gerdauen, Julius von Braun, und dessen Frau Clara geb. von Below. Er war ein Vetter des Raketenspezialisten Wernher von Braun und des Diplomaten Sigismund von Braun.
Nach dem Besuch des Collegium Fridericianum in Königsberg studierte Braun ab 1924 zunächst drei Semester Rechtswissenschaft an der Universität Bonn. Dort wurde er 1924 Mitglied des Corps Borussia Bonn.[1] 1925 unterbrach er sein Studium, um in Allenstein Militärdienst beim Reiterregiment 2 abzuleisten. Im Herbst 1925 setzte Braun sein Studium an der Königsberger Albertina fort, wo er auch sein Referendariat absolvierte.
Verwaltung und Wehrmacht
Nach der Großen juristischen Staatsprüfung Anfang 1932 im preußischen Justizministerium in Berlin trat er bei der Landstelle Stettin (Kommissar für Osthilfe) in den Verwaltungsdienst ein. Im Mai 1939 wurde er zum Wehrdienst einberufen. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs diente er als Reserveoffizier und Regimentsadjutant beim pommerschen Infanterie-Regiment 409 und nahm 1940 am Frankreichfeldzug und von 1941 bis 1943 am Krieg gegen die Sowjetunion teil. 1943 wurde er in die Organisationsabteilung des OKH versetzt. Bei Kriegsende kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im August 1946 entlassen wurde.
Erbwalter Ostpreußens
Nach dem Krieg verzichtete v. Braun auf die Fortsetzung der Beamtenlaufbahn und verschrieb sich der Arbeit für den verlorenen deutschen Osten und seine vertriebenen Menschen. In Göttingen schloss Braun sich dem von Hitler verjagten Mohrunger Landrat Wolf Freiherr von Wrangel und dem letzten Kurator der Albertina Friedrich Hoffmann an und gründete den Göttinger Arbeitskreis, für den er viele Jahre als Vorstandsmitglied und Geschäftsführer tätig war. Von 1972 bis 1974 war er außerdem Sprecher (Bundesvorsitzender) der Landsmannschaft Ostpreußen.
Braun wurde mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse und dem Preußenschild geehrt.
Zitat
„Ob die Rechtsstaatlichkeit im Inneren echt, haltbar oder nur Schein ist, der leichtem Anstoß weicht, muß bei uns zulande zuerst dort gemessen werden, wo es um die Wiederherstellung der äußeren Rechte des Staates geht. Werden diese nicht mit größtem Nachdruck, mit dem Willen aller vertreten, so kann es um das Rechtsbewußtsein der Bürger, um ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und mithin um die Rechtsstaatlichkeit überhaupt nur schlecht bestellt sein.“ (1965)
Werke und Reden
- Die Denkwürdigkeiten des Hans von Schweinichen als Quelle zur schlesischen Agrargeschichte. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. Band 4, 1959, S. 198–206.
- Das Tübinger Memorandum der Acht - zu seinen außenpolitischen Thesen. Göttinger Arbeitskreis e.V., Leer 1962.
- Recht und Staatsbewusstsein als Grundlagen einer deutschen Ostpolitik. Göttinger Arbeitskreis e.V., Düsseldorf 1963.
- Deutschlands Osten als außenpolitische Aufgabe. Göttingen 1964.
- Gericht ohne Gnade? Ein evangelischer Christ und Staatsbürger zur Ost-Denkschrift des Rates der EKD. Würzburg 1966.
- Zu Deutschlands Ostpolitik - Beitrag eines christlichen Staatsbürgers. Göttingen/Leer 1967
- Ohne Recht kein Frieden. Zur 50. Wiederkehr des Abstimmungstages in Ostpreußen am 11. Juli 1920. Rede in Bochum (1970), Auszug in: Ernst Weichbrodt: Selbstbestimmung für alle Deutschen. 1920/1980. Unser Ja zu Deutschland. Zum 60. Jahrestag der Volksabstimmung in Ost- und Westpreußen am 11. Juli 1920. Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 1980, S. 32-34
- Für unser Deutschland. Leer 1972
Literatur
- Herbert Marzian: Nachruf auf Joachim Frhr. v. Braun. Sonderdruck des Jahrbuchs der Albertus–Universität zu Königsberg, Band XXVI/XXVII, Duncker & Humblot, Berlin 1986.
Einzelnachweise
- ↑ Kösener Corpslisten 1960, 9, 990
Weblinks
Wikimedia Foundation.