- Corps Borussia Bonn
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Das Corps Borussia Bonn ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Die Corpsmitglieder werden "Bonner Preußen" genannt.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Borussia hat die Farben "schwarz-weiß-schwarz" mit silberner Perkussion. Dazu wird ein weißer Stürmer getragen. Die Preußenfüchse tragen ein Fuchsenband in "schwarz-weiß mit unterem schmalen schwarzen Rand" mit silberner Perkussion. Der Wahlspruch lautet "Virtus fidesque bonorum corona!" (deutsch: "Tugend und Treue, die Krone der Guten!").
Auswärtige Beziehungen
Das Corps Borussia ist Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) und gehört zu den Unterzeichnern des Bonner SC-Comments. Der Bonner Senioren-Convent besteht heute aus den fünf Kösener Corps Borussia, Guestphalia, Hansea, Rhenania und Saxonia.
Zusammen mit dem Corps Saxo-Borussia Heidelberg und dem Corps Saxonia Göttingen bildet das Corps Borussia aufgrund alter Kartellbeziehungen den Weißen Kreis innerhalb des KSCV.
Geschichte
Das Corps Borussia wurde am 22. Dezember 1821 von Studenten an der Universität Bonn gegründet. Es ist seit dem Jahre 1856 Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV).
1864 und 1883 stellte das Corps den Kösener Vorortsprecher. Der Corpsschleifenträger Alexander von Claer unterstützte Leonhard Zander 1881 bei seiner Kösener Reforminitiative.
Ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts bis nach dem Zweiten Weltkrieg entstammten die Mitglieder des Corps Borussia praktisch ausschließlich dem preußischen und norddeutschen Adel, darunter viele Angehörige des ehemaligen preußischen Herrscherhauses. Auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. war Bonner Preuße. Allein bis zum Jahre 1928 waren elf Hohenzollernprinzen Bonner Preußen, des Weiteren zwei Großherzöge und zwei Herzöge aus dem Hause Mecklenburg. Aufgrund dieser herausgehobenen Stellung machten die Zeitschrift Simplicissimus und andere satirische Blätter das Corps immer wieder zum Gegenstand bissiger Karikaturen[1].
Zur Zeit des Nationalsozialismus spiegelte sich die Rolle der preußischen Elite zwischen Gehorsam und Gewissen auch im Corps Borussia wider. Einer der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und Mitglied des Kreisauer Kreises, Peter Graf Yorck von Wartenburg, war Bonner Preuße, ebenso der deutsche Botschafter in den USA, Friedrich von Prittwitz und Gaffron, der als einziger Botschafter nach Hitlers Machtergreifung von seinem Posten zurücktrat. Andere Mitglieder des Corps, etwa der Bankier und SS-Brigadeführer Kurt Freiherr von Schröder (1889-1966), waren dagegen aktive Nationalsozialisten.
Schon 1933 hatte der KSCV seine Satzung insoweit geändert, dass alle zugehörigen Studentenverbindungen gezwungen waren, Mitglieder mit jüdischer Abstammung oder mit jüdischen Ehefrauen aus dem Corpsverband auszuschließen. Im Corps Borussia betraf das die vergleichsweise hohe Zahl von zwölf Mitgliedern, beispielsweise den Winzer Richard Graf Matuschka-Greiffenclau (1893-1975), dessen Mutter aus der jüdischen Familie Oppenheim stammte. Wie die überwiegende Zahl der Corps im KSCV – nur fünf Kösener Corps lehnten die Klausel rundweg ab und lösten sich binnen kurzer Zeit auf – entschied sich auch das Corps Borussia anfangs gegen eine Auflösung und hoffte auf einen Kompromiss. Dazu trug auch der Einfluss des Mitglieds und SA-Standartenführers August Wilhelm Prinz von Preußen bei, dessen Familie sich das Corps traditionell verbunden fühlt. Initiiert vom Vorsitzenden des Vereins der Alten Herren, Bodo v. Alvensleben, wurde derweil einigen der betroffenen Mitglieder der freiwillige Austritt nahegelegt. Als dieses Vorgehen während einer Versammlung der Altherrenschaft im Oktober 1935 in Berlin einem breiteren Kreis der Mitglieder bekannt wurde, gab Paul Graf Yorck von Wartenburg aus Protest seinen Austritt bekannt, was noch während der Versammlung zum Beschluss der Selbstauflösung des gesamten Corps führte.
1949 wurde das Corps wiederbegründet und rekrutiert sich auch heute noch zu einem guten Teil aus Angehörigen deutscher Adelsfamilien.
Bekannte Corpsmitglieder
- Woldemar von Heyden (1809–1871), Generallandschaftsrat, Rittergutsbesitzer und Mitglied des Vereinigten Landtags von Preußen
- Rudolf von Bitter (1811–1880), Präsident der preußischen Seehandlung
- Julius Friedländer (1813-1884), Numismatiker
- Hermann von Graevenitz (1815–1890), Mitglied des Reichstags
- William Barstow von Guenther (1815–1892), Oberpräsident von Posen
- Otto von Bernuth (1816–1887), Polizeipräsident in Berlin, Regierungspräsident in Köln, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhaus
- Wilhelm von Meyer (1816–1892), Mitglied des Reichstag
- Robert Graf von der Goltz (1817–1869), Botschafter in Athen, Konstantinopel, St. Petersburg und Paris
- Baum Hambrook (1818–1897), Reichsgerichtsrat
- Heinrich von Hennig (1818–1869), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Georg Fürst Münster von Derneburg (1820–1902), Botschafter in London u. Paris
- Anton von Krosigk (1820–1892), Vorsitzender des Herzoglich-Anhaltinischen Staatsministeriums
- Alexander von Oheimb (1820–1903), Mitglied des Reichstags
- Robert von Ludwig (1821–1884), Mitglied des Reichstags
- Cäsar Olearius (1821–1901), Landrat und Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
- Adolf von Pilgrim (1821–1909), Mitglied des Reichstags
- Georg von Eerde (1825–1890), Landrat
- Karl von Lehndorff (1826–1883), Mitglied des preußischen Herrenhauses und des Reichstags
- Wilhelm von Oertzen (1828-1895), Landrat
- Walter von Loë (1828–1908), Generalfeldmarschall
- Friedrich Karl Prinz von Preußen (1828–1885), General, Inspektor der preußischen Kavallerie
- Botho Graf zu Eulenburg (1831–1912), preuß. Innenminister und Präsident des Staatsministeriums
- Ludwig Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (1831-1912), Standesherr, Mitglied des preußischen Herrenhauses
- Ludwig von Wäcker-Gotter (1833–1908), deutscher Diplomat
- Robert Graf Hue de Grais (1835–1922), Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
- Adolf von Plessen (1835–1909), Mitglied des Reichstags
- Friedrich Johann von Alvensleben (1836–1913), Botschafter in St. Petersburg
- Georg Berna (1836-1865), Gutsbesitzer und Forschungsreisender
- Petru Carp (1837–1918), moldauischer Großbojar, rumänischer Ministerpräsident 1911–1912
- Julius Graf von Mirbach (1839–1921), Mitglied des Reichstags
- Joseph Maria von Radowitz (1839–1912), Diplomat und kommissarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt
- Silvius von Goldfus (1840–1922), Mitglied des Reichstags
- Hans von Bodenhausen (1841–1921), Mitglied des Reichstags
- Wilhelm von Heyden-Linden (1842–1877), Landesdirektor des Provinzialverbandes Pommern
- Hugo von Lerchenfeld-Köfering (1843–1925), Bayerischer Diplomat, VAC-Vorstand
- Alexis Fürst zu Bentheim und Steinfurt (1845–1919) Mitglied des preußischen Herrenhauses und Generalleutnant
- August Karl Graf von Dönhoff-Friedrichstein (1845–1920), Mitglied des Reichstags
- Hermann Freiherr von Erffa (1845–1912), Mitglied, später auch Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses
- Victor II. Amadeus von Ratibor (1847–1923), Ehrenbürger von Breslau
- Herbert Fürst von Bismarck (1849–1904), Staatsminister
- Friedrich Franz III., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin (1851–1897), Regentschaft von 1883 bis 1897
- Wilhelm Graf von Bismarck-Schönhausen (1852–1901), Oberpräsident von Ostpreußen
- Detlev von Bülow (1854–1926), Oberpräsident von Schleswig-Holstein
- Hugo von Reischach (1854–1934), langjähriger Hofmarschall unter Kaiser Wilhelm II.
- Alexander von Stiegler (1857–1916), Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Johann Albrecht Herzog zu Mecklenburg (1857–1920)
- Gustav Gotthilf Winkel (1857–1937), Geh. Regierungsrat, Heraldiker
- Wilhelm II. (1859–1941), Deutscher Kaiser und König von Preußen
- Martin Rücker Freiherr von Jenisch (1861–1924), deutscher Diplomat
- Heinrich Yorck von Wartenburg (1861–1923), Landrat und Mitglied des preußischen Herrenhauses
- Oskar von der Osten-Warnitz (1862–1944), Landrat, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und des preußischen Landtags
- Gottlieb von Jagow (1863–1936), Staatssekretär im Ausw. Amt
- Ernst Fürst zu Hohenlohe-Langenburg (1863–1950)
- Sigismund von Treskow (1864–1945), Landrat und Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
- Heinrich von Reichenbach-Goschütz (1865–1946), Standesherr
- Friedrich von Berg (1866–1939), Chef des Zivil-Kabinetts 1918
- Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe (1868–1944), Staatssekretär
- Georg Freiherr von Tschammer und Quaritz (1869–1918), Staatssekretär
- Kraft Freiherr von Bodenhausen (1871–1952), Landrat
- Siegfried von Brünneck (1871–1927), Landrat, Mitglied des Reichstags
- Albrecht von Heyden-Linden (1872–1946), Mitglied des Provinzallandtags von Pommern
- Frederic-Hans von Rosenberg (1874–1937), Reichsaußenminister 1922–1923
- Wilhelm Ernst (Sachsen-Weimar-Eisenach), (1876–1923), Großherzog
- Adolf Georg von Maltzan (1877–1927), Diplomat und Staatssekretär
- Wilhelm Freiherr von Gayl (1879–1945), Reichsinnenminister 1932–1933
- Hans Bodo Graf von Alvensleben-Neugattersleben (1882–1961), Präsident des Deutschen Herrenklubs
- Kronprinz Wilhelm (1882–1951)
- Eitel Friedrich Prinz von Preußen (1883–1942)
- Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, Duke of Albany (1884–1954)
- Friedrich von Prittwitz und Gaffron (1884–1955), Diplomat
- August Wilhelm Prinz von Preußen (1887–1949)
- Oskar Prinz von Preußen (1888–1958)
- Kurt Freiherr von Schröder (1889–1966), Bankier und SS-Brigadeführer
- Richard Graf Matuschka-Greiffenclau (1893–1975), Präsident und Ehrenpräsident des Deutschen Weinbauverbandes
- Gustav Adolf Steengracht von Moyland (1902-1969), Diplomat und nationalsozialistischer Politiker
- Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904–1944), zentrale Figur des Kreisauer Kreises
- Joachim Freiherr von Braun (1905–1974), Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen
- Wilhelm Prinz von Preußen (1906–1940)
- Friedrich Franz IV. Großherzog von Mecklenburg-Schwerin (1882–1945)
- Reimar von Alvensleben (* 1940), Agrarwissenschaftler
- Thilo von Trotha (* 1940), Redenschreiber
- Friedrich-Leopold von Stechow (* 1942), Unternehmer
- Wilhelm von Carlowitz (* 1944), Unternehmer und Mitglied des Sächsischen Landtags
- Robert von Lucius (* 1949), Journalist
Literatur
- Friedrich Carl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827-1902. Düsseldorf 1902
- G. G. Winkel: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821-1928. Aschaffenburg 1928
Einzelnachweise
- ↑ Zum Beispiel: "Der Kronprinz auf Corpsbesuch"
Weblinks
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