- Johann Michael Kupfer
-
Johann Michael Kupfer (* 4. Juni 1859 in Schwabach; † 21. Juni 1917 in Wien) war ein deutsch-österreichischer Maler und Bildhauer. Er zählte um 1900 zu den bedeutenden Schilderern des Wiener Volkslebens. Seine Ausstellungen besuchten Kaiser Franz Joseph I. und Erzherzog Rainer. Kupfer war Mitbegründer des Österreichischen Künstlerbundes, dessen Gründungsversammlung im Saal des Sickenberg-Schlösschen in Nußdorf, seinem damaligen Atelier, stattfand. Außerdem rief Kupfer 1882 die „echten, unverfälschten, wohlanständigen Wäschermädelbälle“ wieder ins Leben und arrangierte sie zehn Jahre lang. Bei diesem Alt-Wiener Faschingsvergnügen spielten oft die Gebrüder Schrammel, Johann und Josef Schrammel, zum Tanz auf.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Leben
Nach der Lehre und Tätigkeit bei dem Holzbildhauer Goeß in Nürnberg besuchte er ab 1876 die Kunstgewerbeschule in Nürnberg (heute Akademie der Bildenden Künste Nürnberg) unter Georg Eberlein. Anschließend studierte er Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München, wo die Professoren Max von Widnmann, Alexander Strähuber und Alois Gabl seine Lehrer waren. Während der Münchner Zeit entstanden die Büsten "Hagen", "Gunther", "Siegried" und "Kriemhild".
Im Herbstsemester 1880/81 studierte er Bildhauerei bei Edmund Hellmer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Der Professor erkannte die malerische Begabung Kupfers und riet ihm, Malerei zu studieren. 1880 beteiligte sich Kupfer zusammen mit dem Nürnberger Georg Eberlein an der Ausschreibung für den Pilgerbrunnen vor der Aschaffenburger Stiftskirche. Die Ausführung der Modelle nach den Zeichnungen Eberleins schuf Johann Michael Kupfer. Das so verdiente Geld ermöglichte es ihm, an der Wiener Akademie Malerei zu studieren. Seine Lehrer waren Carl Wurzinger und Leopold Müller. Im Wintersemester 1882/83 studierte er Malerei an der Kunstakademie Karlsruhe bei Ferdinand Keller.
Im Herbst 1883 ließ er sich als selbstständiger Maler in der Belvederegasse 3 im IV. Wiener Bezirk nieder. 1885/86 war er bei der von Julius Löwy herausgegebenen Zeitschrift "Wiener Spezialitäten" tätig. Er illustrierte dort u. a. Schilderungen aus dem Wiener Leben von Julius Löwy und Vinzenz Chiavacci. Sein berühmtes Genrebild des Volkssängers Edmund Guschelbauer wurde ebenfalls in dieser Zeitschrift vorgestellt. 1886 entstanden seine beiden bedeutenden Genrebilder "Auf der Mensur" und "Bei den Schrammeln in Nußdorf". Das letztgenannte Werk wurde im Jahr 2000 in Düsseldorf unter dem Titel "Im Biergarten" versteigert. 1892, anlässlich der Internationalen Musik- und Theaterausstellung in der Rotunde im Wiener Prater waren die Porträts des Komponisten Franz von Suppé, des Hofschauspielers Bernhard Baumeister sowie des Professors Karl Udel zu sehen.
1894 bezog Kupfer eine Wohnung in der Alleegasse 42 im IV. Wiener Bezirk. 1895 beteiligte er sich an einer Kollektivausstellung des Österreichischen Kunstvereins, bei der er neben Gabriel von Max und Hans Olde 47 Arbeiten ausstellte. Im gleichen Jahr entstand sein berühmtes Genrebild "Vor dem Naschmarkt".
Um 1900 bezog er sein neues Atelier in zwei Barocksälen im Sickenberg-Schlösschen in der Sickenberggasse 1 im Wiener Ortsteil Nußdorf. Dort entstanden die Bilder "Ein Sonntag im Bockkeller" sowie eine Heurigendarstellung in einem Nußdorfer Lokal. Dieses Bild war 1906 auf einer Ausstellung in London zu sehen. Auf einer Ausstellung in Mailand, die im gleichen Jahr stattfand, wurden ebenfalls Werke Kupfers präsentiert. 1908 beteiligte sich Kupfer zusammen mit dem Sezessionisten Fritz Lach und dem Künstler Müller an einer Kollektivausstellung im Österreichischen Kunstverein. Dort erregte sein Bild einer "Bacchantin" Aufsehen.
1914 musste er sein geliebtes Nußdorfer Atelier verlassen. Er übersiedelte nach Wien-Meidling (XII. Bezirk) in die Singrienergasse 11.
Dort starb er in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni 1917 an einem Herzschlag. Der Künstler wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Das Grab, ein Kriegsgrab (Gruppe 56A, Reihe 2, Nr. 28) ist in der historischen Form nicht mehr vorhanden.
1919 wurde sein künstlerischer Nachlass, der aus 73 Arbeiten bestand, bei Albert Kende in Wien versteigert.
Im Jahr 1973 wurde in Wien Döbling (19. Bezirk) die Kupfergasse nach ihm benannt.
Werke
- "Höckerin des Wiener Naschmarktes" 1895, Wien-Museum Karlsplatz
- "Wirtshausszene im Gastgarten des Bockkellers in Nußdorf" 1907, Wien-Museum Karlsplatz
- "Zuckerbäcker" 1916, Wien-Museum Karlsplatz
- "Rauchfangkehrer" 1916, Wien-Museum Karlsplatz
- "Drittes Kaffeehaus im Nobelprater, Hauptallee" 1904, Wien-Museum Karlsplatz
- "Beim Heurigen" (für Ausstellung London)1906, Wien-Museum Karlsplatz
- " Der städtische Beirat" 1896, Wien-Museum Karlsplatz
- "Bernhard Baumeister" 1892, Wien-Museum Karlsplatz
- "Dr. Karl Lueger" 1904, Wien-Museum-Karlsplatz
- "Burgschauspieler Ludwig Martinelli" 1894, Wien-Museum Karlsplatz
- "Volkssängerproduktion beim Lanner an der Roßauer Lände" 1903, Wien-Museum Karlsplatz
- "Weinlese in Nußdorf" 1903, Wien-Museum Karlsplatz
- "Harfenist Pauli im süßen Löchl" 1898, Wien-Museum Karlsplatz
- "Porträt des Klavierfabrikanten Ludwig Bösendorfer" 1915, Wien-Museum Karlsplatz
- "Donnerstagsgesellschaft des Wiener Altertumsvereins" 1911, Wien-Museum Karlsplatz
- "Der letzte Tanz auf dem Sechsschimmelberg" 1893, Wien-Museum Karlsplatz (ist dort auch ausgestellt)
- "Hinterhof eines Nußdorfer Hauerhauses" o. J. , Bezirksmuseum Wien-Döbling (ist im Weinbaumuseum ausgestellt)
- "Heurigenszene" o. J., Bezirksmuseum Wien-Hernals (ist ausgestellt)
- "Improvisator Karl Schmitter" 1894, Stadtmuseum Schwabach (ist in der Fleischmann-Sammlung zu sehen)
- "Selbstbildnis des Künstlers", Stadtmuseum Schwabach
- "Heurigengarten Urban in Nußdorf", Stadtmuseum Schwabach
- "Der Judenplatz in Wien"1900, Stadtmuseum Schwabach
- "Stubenmädel", Stadtmuseum Schwabach
- "Seminarhausmeister Nikolaus Ammon", Stadtmuseum Schwabach
- "Frau in italienischer Tracht" 1883, Stadtmuseum Schwabach
Ausstellungen über den Künstler in letzter Zeit
- GHV Schwabach in Zusammenarbeit mit Archiv und Stadtmuseum: "Johann Michael Kupfer" Ausstellung anlässlich des 70. Todestages vom 25. Juli bis 28. Juli 1987 im Trausaal des Schwabacher Rathauses
- Stadtmuseum und VHS Schwabach: "Johann Michael Kupfer" Ausstellung anlässlich des 80. Todestags vom 27. Juni bis 11. Juli im damaligen Museumsdepot (jetzt Stadtmuseum), Ansbacher Straße.
- VHS Schwabach und GHV Schwabach: "Wiener Spezialitäten" präsentiert von Johann Michael Kupfer, Ausstellung anlässlich des 150. Geburtstags des Künstlers im Foyer der Schwabacher Stadtbibliothek vom 25. Juli bis 5. September 2009.
Literatur
- August Martinez: Wiener Ateliers. Bd. V, Wien 1909, S. 29–41 (mit Lebenslauf des Künstlers)
- Johann Michael Kupfer. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 22, E. A. Seemann, Leipzig 1928, S. 126f
- Ulrich Distler: Johann Michael Kupfer - ein bayrischer Maler in Nußdorf. In: Döblinger Museumsblätter. 30.Jg., Nr.110/111, Mai 1993, S. 7–15
- Ulrich Distler: Johann Michael Kupfer - ein fränkischer Künstler in Wien. In: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege. Würzburg, 45. Jg. 1993, Heft 3, März 1993, S.80–82
- Ulrich Distler (Hrsg.): Johann Michael Kupfer, Maler und Bildhauer (1859–1917)- Autobiographische, biographische und autographische Dokumente. Schwabach 2009 (Eigenverl. des Verf.)
- Ulrich Distler: Wiener Spezialitäten gezeichnet von J. M. Kupfer (1859–1917). Schwabach 2009 (Eigenverl. des Verf.)
- Schöny: ÖBL-Lemma. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 360 f. (Direktlinks auf S. 360, S. 361).
Kategorien:- Maler
- Bildhauer
- Österreicher
- Deutscher
- Geboren 1859
- Gestorben 1917
- Mann
Wikimedia Foundation.