John Dickie (Sänger)

John Dickie (* 5. September 1953 in London; † 6. Jänner 2010 in Wien) war ein österreichischer Kammersänger und ein Opern-, Operetten- und Musicalsänger in der Stimmlage Tenor.

Künstlerische Laufbahn

John Dickie wurde als Sohn des Sänger-Ehepaars Murray Dickie (1924–1995) und Maureen-Springer-Dickie (1928–1976) in London geboren. Er wuchs in Wien und in Baden bei Wien auf. Er absolvierte eine Gesangsausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. Zu seinen Lehrerinnen gehörte die bekannte Sopranistin Hilde Zadek. An der Wiener Volksoper debütierte er 1977 als Anfänger in der kleinen Rolle des Ersten Priesters in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte.^[1] 1978 gehörte er dort auch zur Premierenbesetzung der Ballettoper Preußisches Märchen von Boris Blacher.^[2]

Dickie begann dann eine Karriere in Deutschland als lyrischer Tenor. Dickie hatte Festengagements am Opernhaus Wuppertal (1979–1982) und am Nationaltheater Mannheim (1982–1985). Ab 1985 war er dann als sog. „Erster lyrischer Tenor“ Ensemblemitglied an der Hamburger Staatsoper.^[3]

1983 debütierte Dickie an der Wiener Staatsoper in der Rolle des Conte Almaviva in Gioacchino Rossinis komischer Oper Der Barbier von Sevilla. In der Saison 1987/1988 wurde Dickie festes Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. Dort sang er sowohl das Rollenfach des Buffotenors und des Spieltenors, wurde aber auch regelmäßig als Haustenor im lyrischen Tenor-Fach eingesetzt. Zu seinen lyrischen Rollen an der Staatsoper gehörten unter anderem Tamino in Die Zauberflöte, Ferrando in Così fan tutte und Narraboth in Salome. Außerdem übernahm er regelmäßig zu Silvester und Neujahr den Eisenstein in der Operette Die Fledermaus. Im Buffo-Fach sang er unter anderem den Monostatos, den Valzacchi in Der Rosenkavalier, den Steuermann in Der Fliegende Holländer und die vier Dienerrollen in Hoffmanns Erzählungen. 1995 wirkte er an der Wiener Staatsoper als Don Fabrizio in der Uraufführung der Oper Gesualdo von Alfred Schnittke mit.^[4] Intensiv widmete sich Dickie der Interpretation von Werken der Klassischen Moderne. 2000 sang er in Wien in dem Oratorium Die Jakobsleiter von Arnold Schönberg, 2001/2002 sang er den Red Whiskers in der Neuinszenierung der Oper Billy Budd von Benjamin Britten. In der Saison 2006/2007 übernahm er an der Wiener Staatsoper in einer Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf den Graf Elemer in einer Neueinstudierung der Oper Arabella.^[5]

Seit der Saison 1987/1988 war Dickie unter der Direktion von Eberhard Waechter, der Dickie dauerhaft nach Wien zurückholte, gleichzeitig auch festes Mitglied der Wiener Volksoper^[6], wo er ebenso im lyrischen Fach auftrat und häufig als Operettentenor besetzt wurde. An der Volksoper sang Dickie unter anderem den Fenton in Die lustigen Weiber von Windsor, den Ferrando in Così fan tutte, den Don Ottavio in Don Giovanni, den Caramello in Eine Nacht in Venedig und ebenfalls den Eisenstein, der zu seinen besonderen Glanzrollen gehörte. An der Volksoper trat Dickie 1998 als Padre in dem Musical Der Mann von la Mancha auf.^[7] Dort erweiterte Dickie 2007 mit der jugendlichen Heldentenor-Rolle des Mathias Freudhofer in Wilhelm Kienzls Oper Der Evangelimann auch sein Rollenspektrum und feierte mit dieser Partie zugleich sein 30jähriges Bühnenjubiläum.^[8]

Insgesamt trat Dickie in Wien an beiden Opernhäusern an beiden Häusern in insgesamt 987 Vorstellungen auf, in 86 verschiedenen Partien, 81 verschiedenen Werken und 28 Premieren.^[9]

1981 trat Dickie erstmalig bei den Bregenzer Festspielen auf, als Tamino in der berühmten Inszenierung von Jérôme Savary.^[10] 1982 folgte der Arturo in Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti.^[11] 1984 sang Dickie dann in Bregenz auf der Seebühne den Stanislaus in Carl Zellers Operette Der Vogelhändler.^[12] Von Deutschland aus gastierte er auch in dieser Zeit sehr erfolgreich immer wieder an der Wiener Volksoper, unter anderem 1984 als Lyonel in der Oper Martha von Friedrich von Flotow.^[13] Im Februar 1986 war Dickie Solist bei einem Operetten-Konzert mit dem Münchner Rundfunkorchester, gemeinsam mit seiner Wiener Kollegin Ulrike Steinsky.^[14] 1998 sang er beim Niederösterreichischen Operettensommer auf Schloss Haindorf in Langenlois den Leutnant Niki in der Operette Ein Walzertraum von Oscar Straus.^[15]

Dickie gastierte auch bei den Salzburger Festspielen. Dort sang er 2002 den Sebas in der Oper Der König Kandaules von Alexander Zemlinsky. 2004 war er der Haushofmeister bei der Feldmarschallin in Richard Strauss' Oper Der Rosenkavalier.^[16]

2006 gastierte er erfolgreich als Stewa in der Oper Jenůfa von Leoš Janáček an der Staatsoper Prag.^[17]

Gastspiele führten ihn auch an die Deutsche Oper Berlin, an die Covent Garden Opera in London, an die Grand Opéra in Paris, an das Grand Théâtre de Genève und an die Deutsche Oper am Rhein.

John Dickie starb nach langer, schwerer Krankheit in Wien.

Ehrungen und Auszeichnungen

2008 wurde John Dickie in Anerkennung seiner künstlerischen Verdienste und für sein über 25-jähriges Wirken an der Wiener Staatsoper mit dem Titel Kammersänger ausgezeichnet.^[18]

Literatur

• Karl J. Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Dritte, erweiterte Auflage. München 1999. Band 2: Davislim–Hiolski, S. 894. ISBN 3-598-11419-2

Weblinks

• Werke von und über John Dickie (Sänger) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• John Dickie (Sänger) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database

Einzelnachweise

1. ↑ Tenor John Dickie gestorben Homepage des ORF vom 7. Jänner 2010
2. ↑ Herbert Prikopa: Die Wiener Volksoper, S. 201. Ibera Verlag, Wien 1999. ISBN 3-9004-3667-3
3. ↑ Orpheus, Ausgabe Nr. 5/1984, Künstlernachrichten, S. 392
4. ↑ Rollenverzeichnis von John Dickie in: Chronik der Wiener Staatsoper 1945-2005, S. 367/368. Löcker Verlag, Wien 2006. ISBN 3-85409-449-3
5. ↑ «Leid und Freud und Wehtun und Verzeihn» Aufführungskritk in: Neue Zürcher Zeitung online vom 13. Dezember 2006
6. ↑ Erinnerung an John Dickie Wilhelm Sinkovicz in: die Presse vom 11. Jänner 2010
7. ↑ Christoph Wagner-Trenkwitz: Es grünt so grün. Musical an der Wiener Volksoper. S. 166. Amalthea Verlag, Wien 2007. ISBN 978-3-85002-632-1
8. ↑ Wilhelm Kienzl: Der Evangelimann Besetzungsdetails und Pressestimmen auf der Homepage von Elisabeth Kulman.
9. ↑ John Dickie 56-jährig verstorben Der Standard vom 7. Jänner 2010
10. ↑ Vita John Dickie MOZART: Tenor Arias, Begleit-Text zur CD bei Naxos
11. ↑ Opera Review--Donnizetti: Lucia di Lammermoor Aufführungskritik von Horst Kögler, 1982
12. ↑ Orpheus, Ausgabe Nr. 5/1984, Besetzungen der Bregenzer Festspiele 1984, S. 378
13. ↑ Orpheus, Ausgabe Nr. 6/1984, Aufführungskritik Flottes Glück, S. 459: „Den Lyonel JOHN DICKIE kann man ohne Übertreibung als den Star des Abends bezeichnen. Mit seinem strahlenden und höhensicheren Tenor machte Dickie wieder einmal auf sich aufmerksam als eine der großen jungen Hoffnungen des lyrischen Fachs.“
14. ↑ Freundeskreis des Münchner Rundfunkorchesters e. V. Konzertprogram der Saison 1985-1986
15. ↑ 1998: "Ein Walzertraum" von Oscar Strauß Homepage der SchlossfestspieleLangenlois, Archiv 1998
16. ↑ Rollenverzeichnis John Dickie Homepage der Salzburger Festspiele (mit Suchfunktion)
17. ↑ CESKY VERISMO – Jenufa, Staatsoper, 16. Mai 2006 Aufführungskritik
18. ↑ John Dickie zum Österreichischen Kammersänger ernannt Klassik.com vom 6. Juni 2008

Normdaten: PND: 13475008X (PICA) | WP-Personeninfo