Joseph Morand

Joseph Morand

Joseph Morand (* 8. Juli 1757 in Allemans, Dordogne; † 5. April 1813 in Boizenburg) war ein französischer General in der Zeit der Koalitionskriege.

Grabstein von Joseph Morand auf dem Friedhof in Boizenburg/Elbe (Mecklenburg)

Leben

Morand trat im Januar 1774 als Volontär in das Infanterieregiment Guyenne der Armee des Ancien Régime in Frankreich ein. Im Jahre 1776 wechselte er als cadet-gentilhomme in das Regiment Picardie, wo er 1777 zum sous-lieutenant ernannt wurde. Im Rang eines capitaine nahm Morand 1787 seinen Abschied.

Nach Ausbruch der Französische Revolution schloss sich Morand 1789 der Nationalgarde von Besançon an und formierte das Bataillon des Kantons Mussidan. Zur Armee zurückgekehrt wurde er 1792 Hauptmann im 56. Infanterieregiment, das erst zur Nordarmee, dann seit 1793 zur West-Pyrenäen-Armee gehörte. Morand wurde im Stabs- und Truppendienst verwendet und stieg schon 1794 zum vorläufigen, dann per Dekret des Wohlfahrtsausschusses im Juni 1795 zum regulären Brigadegeneral auf.

Seit Ende 1795 diente Morand in den armées de l'Intérieur, also bei der Bekämpfung innerer Gegner der Revolution. Am 18. Brumaire in Paris anwesend, unterstützte er Napoleon Bonaparte, der sich im April 1800 mit der Ernennung zum Divisionsgeneral bedankte. Nachdem er vorübergehend in Ungnade gefallen war, übernahm Morand Ende 1801 das Kommando der 23. Militärdivision, also der militärisch organisierten Verwaltung auf Korsika. Bis 1811 machte er sich dort bei der Bekämpfung des Banditentums wegen seiner Härte einen gefürchteten und gehassten Namen. Er erhielt 1804 den Orden der Ehrenlegion und 1810 eine Baronie im Königreich Westphalen.

Im Februar 1812 kommandierte Morand zunächst das 1. Beobachtungskorps an der Elbe, dann im Russlandfeldzug 1812 die 34. Division im 11. Korps unter Augereau.

Während des Rückzuges aus Nordostdeutschland erteilte ihm der Oberkommandierende Vizekönig Eugen im Februar 1813 die Aufgabe, die Besatzung der Festung Stralsund in Stärke von 2542 Mann mit 224 Pferden und 12 Geschützen nach Hamburg zu führen. Weil Dänemark sich für neutral erklärt hatte, verwehrte ihm eine überlegene dänische Division unter General Ewald bei Bergedorf den Weitermarsch durch Holstein. Dort sah sich Morand am 16. März heftigen Attacken von über 1000 Kosaken und Kalmüken des russischen Streifkorpsführers Tettenborn ausgesetzt. Unter Zurücklassung von sechs Geschützen rettete er seine Truppe am 17. bei Zollenspieker über die Elbe. Tettenborn besetzte Hamburg, während Morand nach einem Hilferuf General Carra Saint-Cyrs vor Bremen erschien. Saint-Cyr hatte, weil dort antifranzösische Unruhen ausgebrochen waren, über Bremen und Umgebung den Belagerungszustand verhängt.

Nachdem die Nachricht vom Aufstand in Lüneburg eingetroffen war, befahl der von Napoleon zum Bevollmächtigten für die Wiederherstellung der Ordnung in den Hanseatischen Departements ernannte General Vandamme Morand, die Stadt zu erobern und dort ein Strafgericht abzuhalten. Morands Korps, rund 2800 Mann mit neun Geschützen, verstärkt durch 75 eilig zusammengestellte Reiter – Dragoner, Chasseurs, berittene Douaniers und Gendarmen – drang am 1. April nahezu ohne Verluste in Lüneburg ein. Wegen bewaffneten Widerstands ließ Morand hunderte Bürger festnehmen und bestimmte 50 von ihnen zur Erschießung am nächsten Tag.

Am frühen Morgen des 2. April leiteten umherstreifende Kosaken das Gefecht bei Lüneburg ein. Zu spät erkannte Morand, dass er es mit dem Korps Dörnbergs – reguläre preußische und russische Infanterie und Artillerie und starke russische Reiterei – zu tun hatte. In den folgenden Stunden verzettelte Morand seine Kräfte, zog sich aus der Stadt, in der sich erneut die Bürger erhoben hatten, zurück und wurde verwundet. Eine Rückeroberung Lüneburgs scheiterte. Auf freiem Feld von den Verbündeten umzingelt, unternahm sein Korps, mit dem inzwischen tödlich verletzten Morand in der Mitte, einen verzweifelten Versuch, nach Westen auszubrechen. Am Nachmittag musste es sich gefangen geben. Drei Tage später starb Morand während des Abtransports in einem Lazarett in Boizenburg.

Literatur

  • Georges Six: Dictionnaire biographique des Généraux et Amiraux de la Révolution et de l'Empire (1792-1814), Georges Saffroy, Paris, 1934 (Nachgedruckt im Verlag Gaston Saffroy, Paris 1974) 2. Band, S. 222f.

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