Karl Morgenschweis

Karl Morgenschweis
Karl Morgenschweis betet für einen wegen Beteiligung an Fliegermorden zum Tode verurteilten NSDAP-Kreisleiter (1946)

Karl Morgenschweis, auch Morgenschweiß geschrieben, (* 14. Juli 1891 in Sulzbach-Rosenberg; † Oktober 1968 in Holzhausen bei Buchloe) war ein deutscher katholischer Geistlicher und langjähriger Anstaltsgeistlicher im Gefängnis Landsberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Morgenschweis nahm mit der 11. Bayrischen Division als Leutnant sowie Bataillonsadjutant von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil und erhielt das EK I. und II.[1][2]

Morgenschweis war zunächst bei der Strafanstalt Straubing als Gefängnispfarrer tätig. Von Oktober 1932 bis August 1957 war Morgenschweis Anstaltsgeistlicher im Gefängnis Landsberg. Zur Zeit des Nationalsozialismus betreute er dort seelsorgerisch inhaftierte Gegner des NS-Regimes.[1] Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fiel in seine Amtszeit die Nutzung des Gefängnisses als War Criminals Prison No. 1, in dem die Verurteilten aus den Nürnberger- und Dachauer Prozessen ihre Haftstrafen verbüßten beziehungsweise hingerichtet wurden. Zunächst war Morgenschweis dort als Pfarrer tätig, nach Kriegsende als Oberpfarrer.[3] Morgenschweis setzte sich für die inhaftierten Kriegsverbrecher nicht nur seelsorgerisch ein, sondern forderte auch deren Begnadigung und Freilassung.[4]

Die letzten sieben zum Tode verurteilten NS-Verbrecher, darunter Oswald Pohl und Otto Ohlendorf, wurden in den Morgenstunden des 7. Juni 1951 in Landsberg gehängt.[5] Pohl war zuvor noch am 12. Februar 1950 durch Morgenschweis zum Katholizismus bekehrt worden. Pohl schrieb danach ein Buch mit dem Titel: Credo. Mein Weg zu Gott, das durch Morgenschweis herausgegeben wurde.[1] Morgenschweis nannte sich „Seelenführer“ Pohls und schrieb:

„Pohl ist ein Offizier vom Scheitel bis zur Sohle [...] ein Mann von hoher Geistesbildung und Herzensbildung, aufrecht, gerade und wahrhaft.“[6]

Nach seiner Pensionierung war Morgenschweis als Seelsorger am Heilig-Geist-Spital tätig.[1] Morgenschweis hielt am 25. November 1966 in München eine Rede vor dem rechtsextremen Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes über seine Zeit im Landsberger Kriegsverbrechergefängnis, die in Folge in Der Freiwillige publiziert wurde, einer Zeitschrift von Ehemaligen der Waffen-SS.[7] Während dieses Vortrags gab Morgenschweis an, entlastendes Material für die Verurteilten des Malmedy-Prozesses aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg hinausgeschmuggelt und an Bischof Johannes Neuhäusler zur Weiterverwendung übergeben zu haben.[8] Im Oktober 1968 verstarb Morgenschweis im Krankenhaus Buchloe.[3]

Ehrungen

Durch den Bischof wurde Morgenschweis 1950 zum „Geistlichen Rat“ ernannt. 1952 wurde er mit der Bayerischen Verdienstmedaille ausgezeichnet. Morgenschweis erhielt am 7. November 1952 für seine „Verdienste als Seelsorger“ das Bundesverdienstkreuz.[9] Zudem erhielt Morgenschweis 1958 das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes. Durch den Papst Johannes XXIII. wurde Morgenschweis im März 1959 der „Päpstliche EhrentitelMonsignore verliehen.[3] Am 10. Februar 1960 wurde Morgenschweis mit dem Goldenen Ehrenring der Stadt Landsberg ausgezeichnet.[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d Anton Posset: Der Priester und der SS-General. In: „Landsberg im 20. Jahrhundert“, Heft 1/1993, Bürgervereinigung Landsberg, S. 20–24.
  2. Sie mögen schuldig sein. In: „Der Spiegel“, Nr. 9/1951 vom 28. Februar 1951.
  3. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 416.
  4. Helmut Steuerwald: Die Kirchen im Banne des Nationalsozialismus
  5. Norbert Frei: Vergangenheitspolitik. Beck, München 1996, S. 231.
  6. Karl Morgenschweis Zitiert bei: Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 416.
  7. Das Bekenntnis des Monsignore Morgenschweis, 9 Teile. In: „Der Freiwillige“, Nr. 18/19 (1972/73), Hefte 11–7, ZDB-ID 300296-2.
  8. Ernst Klee: Vergebung ohne Reue, in Die Zeit, Ausgabe 9 vom 21. Februar 1992
  9. a b Anton Posset: „Kronzeuge“ Morgenschweis. In: „Landsberg im 20. Jahrhundert“, Heft 1/1993, S. 25–30.

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