Karl Saller

Karl Saller

Karl Saller (* 3. September 1902 in Kempten; † 15. Oktober 1969 in München) war ein deutscher Anthropologe und Arzt. Er leistete Beiträge zur Rassentheorie, Konstitutionsforschung und Humangenetik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Saller besuchte Schulen in Nürnberg und Regensburg und studierte anschließend Naturwissenschaften und Medizin an der Universität München, wo er 1923 die ärztliche Vorprüfung ablegte. 1924 wurde er im Fach Anthropologie zum Dr. phil. und 1926 zum Dr. med. promoviert. Danach wurde er Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Kiel, wo er sich 1928 habilitierte. 1929 erfolgte eine Umhabilitation an die Universität Göttingen, wo er als Assistent am Anatomischen Institut arbeitete.

Wegen seiner Ablehnung der nationalsozialistischen Rassenlehre wurde er 1933 mit einem Redeverbot belegt und 1935 von der Universität verwiesen. Daraufhin gründete er 1937 mit seiner Frau Herta Saller (1900–1999) in Badenweiler das Privatsanatorium Saller als homöopathisches Sanatorium für innere Erkrankungen.

Im Zweiten Weltkrieg war Karl Saller als Truppenarzt eingesetzt. Nach Kriegsende wurde er Direktor des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK) in Stuttgart. Dort wurde er 1949 entlassen, weil es „mangelnde Übereinstimmung zu grundsätzlichen ärztlichen Fragen gegeben habe“, das „Vertrauensverhältnis zwischen Saller und dem RBK erschüttert sei“ und „Saller ohne Zustimmung eine Professur in München angenommen habe“.[1]

Ab 1948 lehrte Karl Saller als ordentlicher Professor für Anthropologie und Humangenetik an der Universität München.

Karl Saller war Vater von vier Kindern.

Schriften

Karl Saller schrieb mehrere Bücher und veröffentlichte fast 400 Arbeiten in Zeitschriften.

  • Leitfaden der Anthropologie. Springer, Berlin 1930.
  • Einführung in die menschliche Erblichkeitslehre und Eugenik. Springer, Berlin 1932.
  • Art- und Rassenlehre des Menschen. Schwab, Stuttgart 1949.
  • Angewandte Anthropologie. Schwab, Stuttgart 1951.
  • Volksmedizin und ausserschulgemässe diagnostische und therapeutische Methoden. Haug, Saulgau 1951.
  • Lehrbuch der Anthropologie in systematischer Darstellung. Begründet von Rudolf Martin. G. Fischer, Stuttgart 1956–1966.
  • Das Menschenbild der naturwissenschaftlichen Anthropologie. Dobbeck, Speyer, München 1958.
  • Die Rassenlehre des Nationalsozialismus in Wissenschaft und Propaganda. Progress, Darmstadt 1961.
  • Karl Saller (Hrsg.), Heinz Mergarten (Mitarb.): Das Geheimnis der Menschwerdung. Schmitz, München 1964.
  • Karl Saller (Hrsg.): Sexualität heute. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1967.
  • Karl Saller (Hrsg.): Rassengeschichte der Menschheit. Oldenbourg, München, Wien 1968.
  • Karl Saller (Hrsg.): Ganzheitsmedizin und Naturheilverfahren. Günther, Stuttgart 1968.
  • Rassengeschichte des Menschen. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1969.

Literatur

  • Tadeusz Bielicke u.a.: Anthropologie und Humangenetik. Festschrift zum 65. Geburtstag von Karl Saller. Hrsg. vom Institut für Anthropologie und Humangenetik der Universität München. Fischer, Stuttgart 1968. (Inhalt)
  • Andreas Lüddecke: Der „Fall Saller" und die Rassenhygiene. Eine Göttinger Fallstudie zu den Widersprüchen sozialbiologistischer Ideologiebildung. Tectum, Marburg 1995, ISBN 3-89608-918-8.
  • Anikó Szabó: Vertreibung, Rückkehr, Wiedergutmachung. Göttinger Hochschullehrer im Schatten des Nationalsozialismus. Dissertation. Universität Hannover 1998. Wallstein, Göttingen 2000, ISBN 3-89244-381-5, S. 172ff. (Google books)
  • Thomas Faltin: Homöopathie in der Klinik: die Geschichte der Homöopathie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus von 1940–1973. Haug, Stuttgart 2002, ISBN 3-8304-7153-X, S. 379ff. (Google books)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Faltin: Homöopathie in der Klinik: die Geschichte der Homöopathie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus von 1940–1973. Haug, Stuttgart 2002, ISBN 3-8304-7153-X, S. 224 (Google books)

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