Khodorkovsky

Khodorkovsky
Filmdaten
Originaltitel Khodorkovsky
Länge 111 Minuten
Stab
Regie Cyril Tuschi
Drehbuch Cyril Tuschi
Produktion Cyril Tuschi
Kamera Cyril Tuschi
Schnitt Salome Machaidze
Cyril Tuschi
Besetzung

Jean-Marc Barr: Sprecher

Khodorkovsky ist ein deutscher Dokumentarfilm des Regisseurs Cyril Tuschi. Der Film wurde im Februar 2011 auf der Berlinale uraufgeführt und viermal gezeigt.[1]

Der Film beschreibt den verurteilten Unternehmer und früheren Oligarchen Michail Chodorkowski. Tuschi befragte mehr als 70 Zeitzeugen, das Interviewmaterial umfasste 180 Stunden. Der Film kostete nach Tuschis Angaben 400.000 Euro und wurde durch verschiedene staatliche Filmförderungen und durch den Bayerischen Rundfunk finanziert.[2][3] Er ermöglicht detaillierte Einblicke in die russische Gesellschaft und die internationale Diplomatie. Tuschi arbeitete fünf Jahre daran.

Das Filmmaterial samt Computer wurden Tuschi nach eigenen Angaben zwei Mal gestohlen:[4] auf Bali, wo er den Final Cut des Films vornahm, sowie einige Wochen später, kurz vor Beginn der Berlinale, aus seiner Wohnung. Beim zweiten Diebstahl wurde ein Notebook mit der Endfassung des Films gestohlen. Der Verfassungsschutz ermittelt; Tuschi zog in eine neue Wohnung.[5] Auch deshalb wurde der Film auf der Berlinale mit Spannung erwartet.[6] Tuschi befragte 70 Zeitzeugen, darunter die Mutter Chodorkowskis und den ehemaligen Außenminister Joschka Fischer (Grüne). Er drehte animierte Szenen, etwa um Chodorkowskis Verhaftung zu illustrieren, und verwendete Nachrichtenmaterial von CNN. Der Film dreht sich unter anderem um die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass einer der reichsten Männer der Welt (Gründer der ersten russischen Privatbank Menatep und Inhaber des Ölkonzerns Yukos) 2003 in seinem Privatflugzeug verhaftet wurde, in einem sibirischen Gefängnis nahe der Grenze zu China inhaftiert wurde und in zwei Prozessen zu 14 Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung, planmäßigen Betrugs, Geldwäscherei und Unterschlagung verurteilt werden konnte.

Chodorkowski verdiente in den 1990er Jahren den Großteil eines Vermögens, das 2003 etwa acht Milliarden Dollar betrug. Er verhielt sich nicht wie viele andere russische Neureiche. Vielmehr stiftete er Geld für Schulen und für kulturelle Zwecke. Zu Beginn des neuen Jahrtausends mehrten sich Gerüchte, er wolle Yukos-Anteile in die USA verkaufen.

Wenige Tage vor seiner Verhaftung konfrontierte er den damaligen russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem live im Fernsehen ausgestrahlten Treffen vor Superreichen mit Korruptionsvorwürfen. Putin geriet ins Stocken, ein Vertrauter Chodorkowskis sagt in Tuschis Film: „Ich wusste: Das ist das Ende.“

Einige Tage vor Chodorkowski wurde Platon Lebedew verhaftet, seine rechte Hand bei Yukos. Chodorkowski war zu der Zeit in den Vereinigten Staaten. Der Film behandelt Fragen wie: Warum reiste er zurück, obwohl er ebenfalls mit einer Festnahme rechnen musste? Warum zahlte er nicht die Steuern, die der Staat − willkürlich – von ihm verlangte? Vertraute des Inhaftierten äußern vor der Kamera teils Eigenwilliges. Ein Vertrauter sagt, Chodorkowski sitze im Gefängnis, um nach Verbüßung der Strafe als Geläuterter dazustehen, als Anwärter auf die Präsidentschaft im Namen des Volkes.

Tuschi gelang es, Chodorkowski während des Prozesses in Moskau in seinem Glaskäfig zu sprechen. Das sei für private Zwecke, sagte er den Behörden. Chodorkowski sprach entspannt und mit Heiterkeit und Ironie.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Filmdatenblatt der Berlinale, abgerufen am 26. März 2011
  2. Wer ist dieser Mann? in: taz.de vom 14. Februar 2011
  3. Chodorkowski hat eine überirdische Aura. Interview mit Cyril Tuschi in: Spiegel Online vom 14. Februar 2011
  4. Deutsche Welle
  5. Rheinische Post 15. Februar 2011 Seite A7: „Rätselhafter Mann aus Sibirien“
  6. sueddeutsche.de 15. Februar 2011

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