- Kirche Nikolassee
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Die Kirche Nikolassee ist ein Gotteshaus im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Sie wurde zusammen mit einem Pfarrhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet und steht in der Berliner Denkmalliste.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
Nikolassee ist ein Ortsteil des Bezirks Steglitz-Zehlendorf und wurde 1901 als Villenkolonie gegründet. Er liegt an der Potsdamer Chaussee (Bundesstraße 1), von der die Kirchweg genannte Straße abzweigt. Hier befindet sich die evangelische Kirche Nikolassee gegenüber dem Kirchhof auf einem Hügel an der Rehwiese. Das Autobahnkreuz Zehlendorf der Bundesautobahn 115 ist ebenso wie der Bahnhof Nikolassee, Haltepunkt zweier S-Bahnlinien, nicht weit entfernt. Kirchhof und Kirchenkomplex stehen auf einem insgesamt 11.4906 m² großen Areal, das die Heimstätten-AG. als Gründungsträgerin von Nikolassee zur Verfügung gestellt hatte.
Baugeschichte
Das evangelische Gotteshaus wurde 1909 vom Architekten Johannes Bartschat und dem Regierungsrat und Bildhauer Erich Blunck entworfen. Das Bauwerk fügt sich harmonisch in die neue als Gartenstadt in Heimatschutzarchitektur angelegte Villenkolonie. Das Modell zeigte ein zweischiffiges Langhaus, mit weit ausladendem Satteldach, einen Kreuzgang als Verbindung zum ebenfalls zu errichtenden Pfarrhaus und einen 45 Meter hohen Kirchturm mit überhöhter schiefergedeckter Spitze. Der Entwurf fand die volle Zustimmung der gerade gegründeten Gemeinde, so dass am 20. Juni 1909 die feierliche Grundsteinlegung stattfinden konnte. Nach kurzer Bauzeit erfolgte die Kirchweihe am 13. März 1910. Die Baufinanzierung besorgten die Gemeindemitglieder durch eigene Spenden.[1]
Der Baukörper nimmt Elemente des Jugendstils und des Barock auf. Das Pfarrhaus wurde in der gleichen Zeit errichtet und enthält außer der Wohnung für den Pfarrer einen sogenannten Konfirmandensaal.
Ausstattung
Die hölzerne Eingangshalle mit zwei Engelsfiguren führt in das Kircheninnere, das durch die in Holz gearbeitete Ausstattung mit Emporenanlage beeindruckt. Die von dem Künstler Max Kutschmann ausgeführte großzügige Ausmalung gibt dem Raum einen besonderen Charakter. Altar mit einem sitzenden Christus und einer Weltkugel in der Hand sowie Kanzel, Altarfenster, Wandfriese und eine Orgel aus der Werkstatt von E. F. Walcker aus Ludwigsburg vervollständigen das Kircheninnere. Noch im ersten Monat erhielt die Kirche auch Abendmahlskelch, Pokal und eine Taufschale.
Im Glockenstuhl des Kirchturms fanden drei Bronzeglocken Platz, die in der Glockengießerei Apolda gefertigt worden waren. Die Glocken erhielten die Namen „Gottvertrauen“, „Friede“ und „Freude“ und waren mit einem Medaillon verziert, in dem das Herstellungsdatum und der Name des Gießers (Gustav Collier – Zehlendorf) vermerkt sind.
Der Bau und die gesamte Ausstattung verschlangen die Summe von 172.000 Goldmark.[1] 1931 ließ der Kirchenvorstand das Dachgeschoss des Gemeindehauses zu einer Wohnung für den Friedhofsgärtner herrichten.
Noch während des Ersten Weltkrieges wurden einige Zinnpfeifen der Orgel beschlagnahmt und sollten zu Kriegsgerät umgearbeitet werden. Den Bronzeglocken drohte das gleiche Schicksal, was jedoch durch die Bewertung einer wissenschaftlichen Relevanz nicht zustande kam. 1940, im zweiten Jahr des Zweiten Weltkrieges waren die beiden größeren Glocken jedoch abzuliefern und wurden eingeschmolzen. Trotz einiger Kriegshandlungen wurden die Teile des Kirchengebäudeensembles nicht wesentlich zerstört. Zwischen 1949 und 1950 konnten die größeren Kriegsschäden an den Gebäuden beseitigt werden, auch erhielt der Kirchturm zwei neue Glocken. 1958 bis 1959 erfolgten einige Erneuerungsarbeiten im Kircheninneren, beispielsweise wurden die Paramente für Altar und Kanzel neu angefertigt und der Altarraum umgestaltet.
Kirche, Pfarrhaus und der gesamte Vorplatz stehen unter Denkmalschutz.[2]
Kirchengemeinde
Die Nikolasseer evangelische Kirchengemeinde entstand 1909 in Ausgliederung aus der Kirchengemeinde Zehlendorf und umfasste zur damaligen Zeit rund 1200 Mitglieder. 1919 kamen weitere Christen hinzu, als die spätere Kolonie Schlachtensee-Süd (Eisenbahnersiedlung) gegründet wurde. 1927 wurden die Kirchenmitglieder des Bereichs Schwanenwerder nach Nikolassee gepfarrt.[1] Durch Zukauf eines Grundstücks aus Privatbestand konnten 1927 an der Potsdamer Chaussee ein Kindergartenhaus und Gemeindehaus nach Plänen des Regierungsbaumeisters und Architekten Walter Lehweß errichtet werden, der sich in früheren Jahren mit dem Privat-Schulhaus in Nikolassee und der Reichs-Reiterführer-Schule in Zehlendorf (heutiges Veterinärmedizinisches Institut der Freien Universität) einen guten Namen gemacht hatte.[3][4] Die Einweihung des Baukomplexes erfolgte am 21. April 1929.
1933 wurden weitere Gebietsteile nach Nikolassee gepfarrt. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten erfolgte in der Gemeinde eine weitgehende ideologische Gleichschaltung. Aufgrund der zunehmenden Verfolgung auch von Kirchenmitgliedern und deren Einsatz im Krieg wurden die kirchlichen Einrichtungen jedoch bald ein seelischer Zufluchtsort für die Menschen. Um 1940 beschlagnahmte die Wehrmacht Räumlichkeiten der Gemeinde und nutzte diese als Unterkünfte.[1] Im Frühjahr 1945 zogen Flüchtlinge und flüchtende Berliner durch den Ort und fanden zeitweilige Unterkunft und Beistand. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges besetzten die sowjetische Truppen das Gemeindehaus und etliche Villen im Ort Nikolassee. Mit nur wenigen Helfern konnte der Pfarrer den am Leben gebliebenen Einwohnern und den Heimkehrern Mut machen, er musste allerdings auch die zahlreichen Toten beerdigen. Die bald einziehenden amerikanischen Militärangehörigen nutzten die Kirche später auch für ihre Gottesdienste und Trauungen. Von all diesen Kriegs- und Nachkriegsereignissen erholte sich die Gemeinde nur langsam wieder, vor allem war die Zahl der Mitglieder stark zurückgegangen. 1949 gab es einen Zuwachs durch Aufnahme der Schwestern des Diakonissenmutterhauses aus Königsberg.
Heute ist die Kirchengemeinde Nikolassee Teil des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf im Sprengel Berlin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Der Kirchengemeinde gehörten und gehören zahlreiche prominente Persönlichkeiten an, unter anderem der Schriftsteller Jochen Klepper, der zwischen 1938 und 1942 mit seiner Familie nur wenige Minuten von der Kirche entfernt gewohnt hat. Das Grab der Familie befindet sich auf dem gegenüberliegenden Kirchhof der Gemeinde.
Literatur
- Günther Kühne, Elisabeth Stephanie: Evangelische Kirchen in Berlin, Berlin, 1978
- Christine Goetz und Matthias Hoffmann-Tauschwitz (Hrsg.): Die Kirchen Berlin Potsdam. Führer zu den Kirchen in Berlin und Potsdam, Berlin, 2003
- Die Kirche mit Pfarrhaus in Nikolassee bei Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 31. Jg., Nr. 39 (13. Mai 1911), urn:nbn:de:kobv:109-opus-44847, S. 238–241.
Weblinks
Commons: Kirche Nikolassee – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b c d Gemeindechronik aus dem Jahr 1959, online veröffentlicht (als PDF-Dokument) und am 1. Dezember 2009 abgerufen
- ↑ Baudenkmale Kirchweg in Nikolassee
- ↑ Geschichtsdaten 1909; abgerufen am 1. Dezember 2009
- ↑ Homepage der FU Berlin; abgerufen am 1. Dezember 2009
52.42616666666713.203222222222Koordinaten: 52° 25′ 34″ N, 13° 12′ 12″ OKategorien:- Kirchengebäude in Berlin
- Berlin-Nikolassee
- Kulturdenkmal (Berlin)
- Erbaut in den 1910er Jahren
- Kirchengebäude der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
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