Klarakloster (Heilbronn)

Klarakloster (Heilbronn)
Mauerrest des Klaraklosters in Heilbronn

Das Klarakloster war ein Klarissenkloster in Heilbronn. Seinen Ursprung hatte das Heilbronner Kloster in Flein, wo es im späten 13. Jahrhundert gegründet worden war, bevor es wenige Jahre später nach Heilbronn übersiedelte. Das Kloster bestand bis zur Säkularisation 1803, die Klarissen verließen schließlich 1811 die Stadt. An das Kloster erinnert in Heilbronn heute die Klarastraße am ehemaligen Standort sowie ein Mauerrest in der Siebeneichgasse.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ausgehend vom Kloster Söflingen kamen Klarissen gegen Ende des 13. Jahrhunderts nach Flein, wo die Herren von Talheim ein kleines Kloster errichten ließen. Die Stiftungsurkunde wurde im frühen 19. Jahrhundert von Karl Friedrich Jaeger angeblich noch eingesehen. Er nennt das Stiftungsjahr 1289. Inzwischen ist die Urkunde jedoch verschollen. Die älteste heute noch nachweisbare urkundliche Nachricht stammt vom 3. Januar 1302, als das Kloster mit Genehmigung des Würzburger Bischofs Mangold bereits in die sicherere Stadt Heilbronn verlegt worden war, nachdem sich das ländliche Flein als ungeeignet zum Klosterleben in Krisenzeiten erwiesen hatte. Papst Clemens V. bestätigte dem Heilbronner Klarakloster im Jahr 1310 alle Freiheiten, die von seinen Vorgängern verliehen worden waren.[1] Die Herren von Talheim (Konrad der Kleine und sein Sohn Konrad) verzichteten 1331 auf alle Ansprüche auf Güter, die der Vater Konrads des Kleinen einst dem Kloster vermacht hatte.

Über das Aussehen der frühen Klosteranlage in Heilbronn gibt es keine sicheren Quellen. Anfangs besaß das Kloster noch keine eigene Kirche. Diese wurde nach unterschiedlichen Quellen entweder 1380 vollendet[2] oder erst 1420 erbaut[3]. Die Kirche scheint nach und nach ausgestattet und erweitert worden zu sein. 1476 schufen zwei Heilbronner Barfüßer-Mönche das Chorgestühl, 1510 erhielt die Kirche einen Turm. Einen eigenen Friedhof hatte das Kloster nicht, gleichwohl besaß die Kirche eine Gruft.

Das Kloster hatte im 15. Jahrhundert Besitz in Adolzfurt-Scheppach, Beilstein, Böckingen, Flein, Frankenbach, Großgartach, Gruppenbach, Hausen im Zabergäu, Heilbronn, Holzweiler, Horkheim, Kirchheim, Kochendorf, Kochertürn, Neckargartach, Nordheim, Obereisesheim, Obergrießheim, Ödheim, Sülzbach, Talheim und Weinsberg. Sofern es sich um Höfe mit Ländereien oder Weinberge handelte, waren diese als Erblehen vergeben. Im frühen 16. Jahrhundert sind außerdem Gefälle und Gülten aus Binswangen, Botenheim, Dürrenzimmern, Ebersadt, Ellhofen, Eppingen, Erlenbach, Gellmersbach, Ilsfeld, Lauffen, Neckarsulm, Neuenstadt, Schluchtern, Schwaigern, Sontheim, Stetten und Wimpfen belegt. Die Lebensmittel des Klosters wurden aus den verpachteten Höfen bezogen. Zum weiteren Lebensunterhalt der Schwestern trugen darüber hinaus eine im Kloster eingerichtete Weberei sowie Hostienbereitung, Wachszieherei und Paramentenstickerei bei.

Wie auch im Heilbronner Franziskanerkloster des männlichen Zweiges der Minoriten verweltlichten die Sitten im Klarissenkloster allmählich, so dass das Kloster im Dezember 1465 zum Ziel der Klosterreformen durch Papst Paul II. und der ordensinternen Observanzbewegung wurde.

Im Zeitalter der Reformation versuchte der Rat der Stadt Heilbronn, auch das Klarakloster zu reformieren. Da die Klarissen jedoch am alten Glauben festhielten, waren sie vielfachen Repressalien und Schikanen ausgesetzt. 1525 befahl der Rat der Stadt das Tragen weltlicher Kleidung, später hinderte er sie an der Ausübung von Gottesdiensten. 1542 versuchte die Stadt gar, eine Schule im Klostergebäude einzurichten, was jedoch wegen des schlechten baulichen Zustands der Gebäude verworfen wurde. Der Rat der Stadt hob 1544 das Franziskanerkloster auf, von dem aus die Klarissen geistlich betreut worden waren. Einzelnen Barfüßern, die einen separaten Flügel des Klaraklosters bewohnten, blieb das Predigen bei den Klarissen noch erlaubt, aber fremden Predigern war es verboten. Erst nach 1624 wurden wieder katholische Gottesdienste in der Klosterkirche zugelassen.

In den Wirren des Dreißijährigen Krieges wurde Heilbronn 1632 von schwedischen Truppen eingenommen. Gustav Adolf schenkte das Kloster daraufhin der Stadt, die Schwestern wurden aus dem Kloster vertrieben. 1634 wurde das Kloster bei der Belagerung der Stadt durch kaiserliche Truppen niedergebrannt. Nach der Übergabe der Stadt wurde der Magistrat durch kaiserliche Kommissare zur Rückgabe des Klosters und zur Wiedergutmachung der erlittenen Schäden verurteilt.

1803 wurde das Kloster säkularisiert. Die Hausgemeinschaft der Schwestern bestand jedoch noch bis 1811 fort. Die verbliebenen Kirchengeräte kamen an die katholische Gemeinde. Die Gebäude wurden ab 1852 zur Unterbringung von weiblichen Sträflingen aus Kochendorf genutzt, später als Schule. 1876 wurde der Konventflügel an der Stadtmauer abgebrochen, wobei eine auf dem Dach stehende Wetterfahne, einen Franziskanermönch zeigend, dem Museum Heilbronn übergeben wurde. Die ehemalige Klosterkirche wurde im November 1888 mit dem zugehörigen Areal von 543 m² verkauft und 1889 abgerissen. Heute ist lediglich noch ein Mauerrest an der Siebeneichgasse von den ehemaligen Klosteranlagen erhalten.

Klosterbauten

Plan des Klaraklosters von 1723

Die Klosterkirche wurde in den Jahren 1380 oder 1420 erbaut, war einschiffig, gotisch und mit einem polygonalem Chor ausgestattet. Sie war mit 36 m Länge, 11,8 m Breite und 10,5 m Höhe ebenso groß wie die Nikolaikirche zu Heilbronn. Während der Chor mit einem Kreuzrippengewölbe überspannt war, war das Langhaus mit einem hölzernen Tonnengewölbe ausgestattet. Im Klarakloster befand sich auch ein künstlerisch bedeutsame Figurengruppe von Hans Wydyz aus dem Jahre 1500, das eine 30 × 21 cm große holzgeschnitzte Verkündigungsgruppe darstellt, die Teil eines Rosenkranzes mit sieben Gruppen war und die bei der Säkularisation verkauft wurden. Der Rosenkranz wird mit der Schwebenden Madonna im Rosenkranz aus der Kirche Maria im Weingarten zu Volkach verglichen.[4]

Beim Abbruch eines Teils der Klostergebäude wurden zwei über Eingangstüren befindliche Reliefs geborgen, die in das Museum Heilbronn kamen, wo sie in der Kriegszeit verloren gingen. Beim Abbruch der Klosterkirche 1889 wurde ein 1,70 × 1,45 m großes Sandsteinrelief, Abschied Christi von seiner Mutter Maria, geschaffen von Hans Seyfer, in das Lapidarium Stuttgart gebracht, wo es in der Kriegszeit verloren ging.[5] Beim Abbruch wurden in der Gruft der Kirche Grabsteine, ein Bronzekreuz und ein Topf mit Münzen gefunden. Ein Grabstein war für die im Jahre 1623 zur Pestzeit verstorbene 13-jährige Maria Kempf. Ein anderer Grabstein war der des am 10. September 1693 verstorbenen 56-jährigen Carolus Venino, Weinhändler. Ein dritter war für die 1697 verstorbene Witwe Johanna Muria. Ein vierter war für den 1672 beigesetzten Cellarius des Schöntaler Hofes, ein anderer für den 1712 beigesetzten General Glowitz. Drei Grabsteine wurden in das Lapidarium nach Stuttgart gebracht, wo sie in der Kriegszeit verloren gingen. Im Katalog der königlichen Altertümersammlung Stuttgart aus dem Jahre 1917 wurden diese eingehend beschrieben.[6] Die Westmauer des ehemaligen Klaraklosters wurde am 11. August 1955 abgebrochen.[7] Weiter wurden nach dem Krieg Fundamentreste eines vermuteten vorstaufischen Wehrturms gefunden.[8]

Literatur

  • Adalbert Ehrenfried: Barfüßer und Klarissen in Heilbronn, Heilbronn 1977
  • Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8, S. 121 [Klarissenkloster, abgegangen].
  • Willi Zimmermann, Christhard Schrenk: Neue Forschungen zum Heilbronner Klarakloster. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1993, ISBN 978-3-928990-42-4 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 26)
  • Wilhelm Hofmann: Aus der Geschichte des Heilbronner Klaraklosters. In: Historischer Verein Heilbronn. 22. Veröffentlichung. Historischer Verein Heilbronn, Heilbronn 1957
  • Wilhelm Hofmann: Die Reformierung der Heilbronner Minoritenklöster im Jahre 1465. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 3. Jahrgang, Nr. 1, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 24. November 1956 (ZDB-ID 128017-x).

Einzelnachweise

  1. Knupfer: Urkundenbuch der Stadt Heilbronn, 1904, S. 34, Nr. 78
  2. Oberamtsbeschreibung Heilbronn
  3. Heilbronner Manuskript PA II, 7 (Quelle zitiert nach Ehrenfried)
  4. Zimmermann/Schrenk: … Heilbronner Klarakloster, S. 22f
  5. Zimmermann/Schrenk: … Heilbronner Klarakloster, S. 21
  6. Zimmermann/Schrenk: … Heilbronner Klarakloster, S. 39f
  7. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn…1952-1957, S. 285.
  8. Zimmermann/Schrenk: … Heilbronner Klarakloster, S. 18

Weblinks


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