Kongresshalle Leipzig

Kongresshalle Leipzig
Kongresshalle Leipzig

Die Kongresshalle Leipzig ist ein Veranstaltungsgebäude mit mehreren Sälen an der Pfaffendorfer Straße in Leipzig neben dem Eingang zum Leipziger Zoo. Im Jahre 1900 eingeweiht, diente es über mehr als acht Jahrzehnte als einer der wichtigsten Veranstaltungsorte Leipzigs. Nach langem Leerstand ist die Sanierung in Angriff genommen worden.

Inhaltsverzeichnis

Das Gebäude

Der Elemente des Jugendstils aufweisende Bau des Gesellschaftshauses wurde von dem Leipziger Architekten Heinrich Rust entworfen.[1] Mit seiner Längsausdehnung von 77 Metern an der Straße, dem in den Zoo gerichteten Flügel und dem bekrönenden Turm von 50 Metern Höhe stellt das Haus eine städtebauliche Dominante dar.

Das Haus besitzt mehrere Säle und Zimmer, die zum Zeitpunkt seiner Eröffnung wie folgt benannt waren: Großer Saal, Weißer Saal, Richard-Wagner-Saal, Bachsaal, Lortzingsaal, Goethesaal, Lessing- und Leibnizsaal, Mendelssohn-Bartholdy-Zimmer und Basteizimmer. Die Decke im Foyer galt als eines der bedeutendsten Beispiele für Art déco in Leipzig. Der Tanzboden im Großen Saal war einer der größten so genannten „schwingenden Tanzböden“ Europas, die durch einen mehrlagigen, mit Hohlräumen ausgestatteten Aufbau ein „weicheres Tanzen“ ermöglichen. Der Große Saal besitzt auch eine Orgel. Ein Sonderpostamt war ebenfalls vorhanden.[2]

Geschichte

Nördlich der Einmündung der Parthe in den damaligen Lauf der Pleiße bestand seit dem Mittelalter das Vorwerk Pfaffendorf. Nach dem Wiederaufbau des Vorwerks nach der Völkerschlacht bei Leipzig dienten die Gebäude u. a. auch der Gaststätte „Zum Pfaffendorfer Hof“. Diese Gaststätte übernahm im Jahre 1873 Ernst Pinkert und eröffnete auf der dahinter liegenden Wiese am Pfingstsonntag 1878 seinen Zoologischen Garten zu Leipzig. Im Jahr 1899 leitete er diesen in eine Aktiengesellschaft über, zu deren Vorstand und Direktor er berufen wurde. Nun begann eine rege Bautätigkeit, in deren Verlauf die alten Gutsgebäude abgerissen und Bauten für den Zoo errichtet wurden, darunter auch das Bürgerliche Gesellschaftshaus an der Pfaffendorfer Straße, die heutige Kongresshalle, eröffnet am 29. September 1900.

Blick in das Innere des Großen Saales, der für Kongresse, Sportveranstaltungen und Konzerte genutzt wurde. Hier: Deutsch-deutsches Kulturgespräch 1951

Im Ersten Weltkrieg diente das Gebäude als Lazarett und danach wieder als ein gesellschaftlicher Treffpunkt Leipzigs. Im Zweiten Weltkrieg waren nur geringe Schäden zu beklagen, die bald behoben waren. 1947 wurde die Kongresshalle rekonstruiert und umgebaut (Rangverbreiterung, Unterhangdecke, Bühneneinbau). Damit wurde sie zum bedeutendsten Gesellschaftshaus der Stadt Leipzig.[2]

Von 1946 bis zur Eröffnung des dritten Gewandhauses 1981 fanden die Konzerte des Gewandhausorchesters unter Leitung von Franz Konwitschny, Vaclav Neumann und Kurt Masur im Großen Saale statt. Zahlreiche internationale Solisten gastierten dabei. Von 1946 bis August 1989 diente der Weiße Saal als Spielstätte des ersten deutschsprachigen Kindertheaters – des Theaters der Jungen Welt.

In der Kongresshalle fanden Veranstaltungen verschiedensten Genres statt, darunter neben solchen der leichten Muse auch politische Kongresse und Sportereignisse, so 1950 die Eröffnungsfeier der DHfK, 1951 der 1. Deutsche Kulturkongress, 1957 der IV. Weltgewerkschaftskongress, 1959 und 1960 das Ringerturnier zu Ehren von Werner Seelenbinder und seit 1978 jährlich die Leipziger Jazztage.

Historisch bedeutsam ist der Protest in der Kongresshalle am 20. Juni 1968 gegen die Sprengung der Universitätskirche, als im Abschlusskonzertes des Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs ein Plakat ausgerollt wurde, auf dem der Wiederaufbau gefordert wurde.

Im September 1988 wurde das Gebäude bis auf den Weißen Saal baupolizeilich gesperrt und war somit nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Am 28. August 1989 kam es zu einem Brand im Bühnenhaus des Weißen Saales und infolge dessen am 12. September 1989 zur totalen Schließung der Kongresshalle Leipzig.

Initiativen zur Wiederbelebung des Hauses scheiterten immer wieder. Erst im Rahmen des 125jährigen Zoojubiläums 2003 fand die Sanierung der Außenfassade statt. Am 23. Mai 2003, wurde das Zoo-Restaurant im Richard-Wagner-Saal eröffnet. 2006 gründete sich der Verein Kongreßhalle Leipzig. 2007 zog das Krystallpalast Varieté in den Großen Saal ein und nutzte diesen bis zum Sommer 2010. Im Rahmen des Konjunkturpaketes II konnten im Jahr 2009 Mittel für die Sanierung aktiviert werden die 2010 begann. Insgesamt werden in das Projekt, für das der Zoo Leipzig als Bauherr fungiert, etwa 30 Millionen Euro investiert.

Künstler, die in der Kongresshalle aufgetreten sind (Auswahl)

(in alphabetischer Reihenfolge)

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Hocquel: Leipzig. Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. Passage-Verlag, Leipzig 2004, ISBN 3-932900-54-5, S. 143
  2. a b Geschichte der Kongresshalle

Weblinks

 Commons: Kongresshalle Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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