Krassin (Schiff)

Krassin (Schiff)
Krassin
Die Krassin vor dem Auslaufen zur Funktionsprobefahrt am Kai der Wismarer Werft, 1959

Die Krassin vor dem Auslaufen zur Funktionsprobefahrt am Kai der Wismarer Werft, 1959

p1
Schiffsdaten
Flagge Russische Republik 1917Russische Republik Russische Republik
SowjetunionUdSSR UdSSR
andere Schiffsnamen
  • Swjatogor
Schiffstyp Eisbrecher
Heimathafen Sankt Petersburg (Leningrad)
Bauwerft W.G. Armstrong, Whitworth & Co. Ltd. in Newcastle upon Tyne
Stapellauf 1917
Verbleib Museumsschiff
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
99,80 m (Lüa)
Breite 21,65 m
Maschine
Maschine Kolbendampfmaschine
Maschinen-
leistung
10.000 PS (7.355 kW)
Geschwindigkeit max. 15 kn (28 km/h)


Die Krassin (auch Krasin, russisch Красин) ist ein ehemaliger sowjetischer Eisbrecher, der nun als Museumsschiff in Sankt Petersburg liegt. Sie wurde nach Leonid Krassin benannt. Bis in die 1950er Jahre war sie das weltweit stärkste Schiff ihrer Art und stellte in dieser Zeit einige Rekorde auf. So war sie das erste Schiff, das im Winter die Küste von Nowaja Semlja erreichte.

Das Schiff wurde durch die Rettung von Überlebenden der Nobile-Nordpol-Expedition und das Bergen des mit über 1800 Menschen an Bord in Seenot geratenen deutschen Passagierschiffs Monte Cervantes bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Konstruktion

Die Krassin wurde zwischen 1916 und 1917 nach den Zeichnungen von Vizeadmiral Stepan Makarow im Auftrag des russischen Marineministeriums auf der Werft W.G. Armstrong, Whitworth & Co. Ltd. in Newcastle upon Tyne in Großbritannien gebaut, wobei ihr ursprünglicher Name Swjatogor war. Im Jahre 1919 wurde sie während des russischen Bürgerkriegs von den Briten konfisziert, konnte aber zwei Jahre später nach diplomatischen Anstrengungen des Volkskommissars Leonid B. Krassin, eines „Kampfgefährten“ von Stalin, von der Sowjetunion zurückgekauft werden. Zu Ehren dieses Mannes wurde sie auf den Namen Krassin getauft. Sie wurde fortan als Eisbrecher und Rettungsschiff in arktischen Gewässern eingesetzt und war meist in Murmansk oder Archangelsk stationiert.

Rettungsmissionen

Im Jahr 1928 geriet das deutsche Passagierschiff Monte Cervantes mit 1500 Passagieren sowie 325 Besatzungsmitgliedern an Bord vor Spitzbergen in Seenot. Das Schiff war mit einem Eisberg kollidiert und leckgeschlagen. Die Krassin, eigentlich an der Rettungsmission der Nobile-Nordpol-Expedition beteiligt, war nur 80 Seemeilen entfernt und empfing den Notruf der Monte Cervantes. Das Loch in deren Rumpf konnte durch Taucher der Krassin geflickt werden. Das Schiff wurde anschließend leergepumpt und wieder seetüchtig gemacht. Alle 1835 Menschen konnten so gerettet werden.

Direkt im Anschluss folgte die nächste Rettungsmission. Im Frühjahr 1928 war General Umberto Nobile mit dem Luftschiff Italia zu seiner zweiten Nordpolfahrt gestartet. Am 25. Mai war das Luftschiff auf dem Rückweg in der Nähe von Spitzbergen abgestürzt, wobei neun Expeditionsmitglieder sowie Nobile auf eine Eisscholle geschleudert worden waren. Obwohl 16 Schiffe zu der Expedition unterwegs waren, war nur die Krassin in der Lage, den 82. nördlichen Breitengrad zu erreichen und die Expeditionsmitglieder zu retten. Diese Rettungsmission wurde in einem Hörspiel von Friedrich Wolf als Stoff aufgegriffen. Das Stück mit dem Titel SOS ... rao rao ... Foyn – „Krassin“ rettet „Italia“ wurde 1929 von der Funk-Stunde Berlin vertont und ist das älteste, vollständig erhaltene Hörspiel in deutscher Sprache.

Diese beiden Rettungen verbesserten das Ansehen der Sowjetunion in Europa erheblich.

Weitere Verwendung

Modell des Eisbrechers

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Krassin zum Schutz von Truppen- und Materialtransporten eingesetzt.

In der zweiten Jahreshälfte 1941 wurde eine Vercharterung an die US-Küstenwache zum Einsatz bei Grönland in Erwägung gezogen. Zu diesem Zweck wurde das Schiff nach Bremerton beordert und dort ausgiebig besichtigt. Trotz eines erheblichen Reparaturbedarfs kam die Küstenwache zu dem Entschluss, das Schiff zu übernehmen. Am 25. November 1941 zog die Sowjetunion jedoch ihr Angebot wegen des eigenen Bedarfs in Archangelsk zurück.

In den Jahren 1953 bis 1960 wurde die Krassin in Wismar einer umfangreichen Modernisierung unterzogen. Unter anderem wurde der Antrieb von Kohle auf Öl umgestellt.

Bis 1972 leistete die Krassin weiter als Eisbrecher Dienst. Danach wurde sie bis 1989 in Spitzbergen als schwimmendes Elektrizitätswerk und als Arbeiterbehausung eingesetzt.

Heute liegt sie als Museumsschiff in der Großen Newa am Ufer der Wassiljewski-Insel in Sankt Petersburg.

Nachfolger

1976 wurde ein neuer Eisbrecher für die damalige Sowjetunion in Finnland gebaut. Er wurde ebenfalls Krassin getauft und verfügt über einen dieselelektrischen Antrieb.

Literatur

  • Oesterle, Bernd: Eisbrecher aus aller Welt. 1. Auflage. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1988, ISBN 3-92595-203-9.

Weblinks

 Commons: Krassin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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