Krischan (1934)

Krischan (1934)

Die Krischan, das „Flugsicherungsschiff K I“, war das erste für die deutsche Luftwaffe vor dem Zweiten Weltkrieg gebaute Flugsicherungsschiff.

Inhaltsverzeichnis

Kontext

Mit dem Ausbau der Luftwaffe nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland begann auch die Einrichtung eines leistungsfähigen Luftwaffen-Seenotdienstes, der mit entsprechend ausgerüsteten Booten und Schiffen auszustatten war. Das erste zu diesem Zweck gebaute sogenannte Flugsicherungsschiff war die Krischan, ein von seiner Besatzung ironisch Krischan der Große genanntes, einem Schlepper ähnliches kleines Motorschiff von 196 Tonnen. Auf die Krischan folgten im Jahre 1935 zwei weitere Schiffe ähnlichen Typs, jedoch jeweils erheblich größer als das vorhergegangene, die 375 t große Gunther Plüschow und die 880 t große Bernhard von Tschirschky; die beiden wurden zunächst auch als Krischan II und Krischan III bezeichnet und, obwohl es sich nicht um Schwesterschiffe handelte, zusammen mit ihrer Vorgängerin als allgemein der Krischan-Klasse zugehörig betrachtet. Auch die 1937 folgende, 985 t große Hans Rolshoven war sehr ähnlich gebaut. Die Schiffe hatten achtern ein langes, flaches Arbeitsdeck, an dessen Vorderende sich ein Flugzeughebekran befand (die Krischan hatte statt dessen noch zwei Ladebäume), so dass Flugzeuge an Deck genommen und dort gewartet bzw. transportiert werden konnten.

Bau und Technische Daten

Die Krischan lief am 11. März 1934 bei der Norderwerft Köser & Meyer in Hamburg vom Stapel und wurde am 23. März 1934 von der Deutschen Verkehrsfliegerschule, einer Tarnorganisation der Luftwaffe, in Dienst gestellt und zunächst in List auf Sylt stationiert. Sie hieß zunächst Krischan I, dann ab 13. August 1936 nur noch einfach Krischan. Die Probefahrten wurden am 1. Juli 1934 abgeschlossen. Das Schiff war 38,15 Meter lang (37 m in der Wasserlinie) und 6,7 m breit, hatte 2,5 m Tiefgang, war mit 133 BRT vermessen und verdrängte 196 Tonnen. Seine zwei 6-Zylinder Deutz Dieselmotoren mit zusammen 750 PS verliehen ihm über zwei Wellen eine Höchstgeschwindigkeit von 15 Knoten. Das Schiff hatte zwei Ladebäume von je 4 t Hebekraft. Es konnte ein Flugzeug bis zur Größe einer Arado Ar 196 auch mit Winden über eine Slipbahn am Heck an Bord nehmen. Auf dem Achterdeck war Platz für ein Flugzeug der Typen Heinkel He 60, Heinkel He 114 oder Ar 196. Das Schiff war mit einem 3,7-cm Geschütz bewaffnet und hatte eine Besatzung von 19 Mann.

Laufbahn und Verbleib

Das Schiff diente vom 1. Juli 1934 bis zum 30. Juni 1937 beim Luftkreiskommando VI (See), dann sukzessive bei den Seenotbezirksstellen Bug (in Warnemünde, bis August 1938), Dievenow (bis März 1939), Nest (in Kolberg, bis März 1940), Helgoland (bis August 1940) und Emden (bis August 1941). In dieser Zeit wurde es ab dem 3. November 1940 an der französischen Kanalküste (Calais, später Fécamp) eingesetzt. Am 2. August 1941 ging die Krischan von Fécamp zurück in die Ostsee, wo sie dem Seenotdienstführer 1 (SNDF 1) unterstellt und in Kiel-Holtenau stationiert wurde.

Bei einem britischen Bombenangriff auf Kiel am 4. January 1944 wurde das Schiff durch Fliegerbomben versenkt.

Literatur

  • Volkmar Kühn: Der Seenotdienst der deutschen Luftwaffe 1939–1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3879435642, ISBN 978-3879435647
  • Dieter Jung, Berndt Wenzel, Arno Abendroth: Schiffe und Boote der deutschen Seeflieger 1912–1976. 1. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 3-87943-469-7

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Krischan — (abgel. v. Christian) steht für Alexander Krischan (1921–2009), deutscher Bibliograph Krischan (1934), deutsches Kriegsschiff Siehe auch Krischan mit der Piepe Diese Seite i …   Deutsch Wikipedia

  • Bilderpossen — Titelbild von Krischan mit der Piepe Bilderpossen ist ein Buch des humoristischen Malers und Zeichners Wilhelm Busch. Es erschien 1864 und enthielt vier größere Geschichten: Katze und Maus, Hänsel und Gretel, Krischan mit der Piepe und Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Flugsicherungsschiff — Das ehemals deutsche Flugsicherungsschiff Greif als französische Marcel Le Bihan, mit dem Forschungs U Boot Archimede Flugsicherungsschiffe waren Spezialschiffe der deutschen Kriegsmarine bzw. später der Luftwaffe zur Bergung von auf See… …   Deutsch Wikipedia

  • Olympische Winterspiele 1952/Ski Nordisch — Bei den VI. Olympischen Spielen 1952 in Oslo wurden sechs Wettbewerbe im nordischen Skisport ausgetragen. Erstmals fand ein Langlaufwettbewerb für Frauen statt. Neben olympischen Medaillen wurden bei den nordischen Disziplinen auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Böer — (* 17. Januar 1904 in Hamburg; † 23. Juni 1987 Hamburg) war ein deutscher Autor und Illustrator, der durch Sachbücher für Kinder und Jugendliche bekannt wurde. Das Grab von Friedrich Böer und seiner Frau auf dem Friedhof in Baden Baden …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Helbig — in Hildesheim am 18. Juli 1988 nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Karl Martin Alexander Helbig (* 18. März 1903 in Hildesheim; † 9. Oktober 1991 in Hamburg) war ein deutscher Forschungsreisender, Geograph und Ethnologe. Seine… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Abgeordneten zum Landtag von Niederösterreich (Austrofaschismus) — Diese Liste der Abgeordneten zum Landtag von Niederösterreich listet alle Abgeordneten des Landtags von Niederösterreichs während der Zeit des „Ständestaates“ auf. Der Landtag amtierte vom 22. November 1934 bis zum Einmarsch der Deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • List of aircraft carriers by country — The list of aircraft carriers by country includes all aircraft carriers organized by country of origin and service. Where appropriate, a single ship may be listed under multiple countries. See also : * List of aircraft carriers * List of aircraft …   Wikipedia

  • Ernst Graef — (* 14. Juli 1909 in Leipzig; † 3. September 1985 in St. Veit an der Glan) war deutscher Maler, Zeichner und Grafiker. Er wurde als Entwurfszeichner für Glasfenster und Tapisserien bekannt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ausstellungen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der schwäbischen Kultur des Banats — Die folgende Übersicht enthält bekannte Vertreter der Banater Schwaben, alphabetisch aufgelistet nach ihrem Schaffensbereich. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis im Banat hatten, ist dabei unerheblich. Viele sind nach ihrer Geburt oder… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”