Kurt Jahnke

Kurt Jahnke
Kurt Jahnke (um 1915).

Kurt Albert Jahnke (* 17. Februar 1882 in Gnesen, Posen; † Mai 1945) (Pseudonyme Kort Boder, Jose Iturber, Kurt Jansen) war ein deutscher Nachrichtendienstler. Er ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen DNVP-Landtagsabgeordneten und dem Ministerialrat im Reichspropagandaministerium und stellvertretenden Reichspressechef Kurt Jahncke.

Leben

Jahnke emigrierte 1899 in die Vereinigten Staaten, wo er sich einbürgern ließ. 1909 trat er in Detroit der US-Marine bei, mit der in den Philippinen stationiert war. Angeblich soll er zudem für das Detektivbüro Pinkerton, den US-Grenzschutz sowie den Secret Service tätig gewesen sein. Wohl im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit beim Grenzschutz war er in den Schmuggel von Opium und Zigaretten involviert. Ein kleines Vermögen verdiente er angeblich mit der Organisation des Transports von in den USA verstorbenen Chinesen in luftdichten Zinksärgen in ihre Heimat.

Kurz nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Jahnke vom deutschen Generalkonsul Gritz Bopp in San Francisco als Agent rekrutiert. Im Auftrag der deutschen Admiralität führte er als Beauftragter für die Westhälfte der USA während des Krieges verschiedene Spionage- und Sabotageaktionen auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten aus, die die Befähigung der USA beeinträchtigen sollten, aus ihrer Position als zunächst neutrale Macht die Entente-Mächte durch Waffen- und sonstige Warenlieferungen zu unterstützten. So organisierte er Sabotageanschläge auf Handels- und Transportschiffe der Briten, wobei er sich insbesondere auf irischstämmige Amerikaner stützte, die aufgrund ihrer Bestrebungen die irische Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich zu beschleunigen, ein besonderes Interesse daran hatten die britischen Kriegsanstrengungen zu unterminieren. Derselben Linie folgend versuchte er Arbeiterunruhen in kriegsrelevanten Industriebetrieben und unter den Hafenarbeitern zu schüren. Letzteres zeigte insbesondere mit dem Hafenarbeiterstreik von 1916 große Erfolge. Besondere Beachtung fand ein von Jahnke organisierter Sprengstoffanschlag auf das Munitionsdepot auf dem Mare Islany Shipyard in San Francisco im März 1917. Später wurde er mit der Explosion im Depot von Black Tom Island in Verbindung gebracht.

Nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten am 6. April 1917 verlegte Jahnke seine Tätigkeit nach Mexiko-Stadt. Späteren Anhörungen im amerikanischen Senat zufolge soll Jahnke in Mexiko den Plan geschmiedet haben, einen Kriegseintritt Mexikos gegen die Vereinigten Staaten in die Wege zu leiten: Eine vom Deutschen Reich finanzierte mexikanische Armee von 45.000 Mann sollte gegen die USA aufmarschieren und auf diese Weise die sozial benachteiligten schwarzen Bevölkerungsteile zum Bürgerkrieg aufstacheln.

Um 1920 kehrte Jahnke nach Deutschland zurück. In den folgenden Jahren war er in der Schwarzen Reichswehr aktiv. Unter anderem soll er am passiven Widerstand im Ruhrgebiet während der französischen Besetzung beteiligt gewesen sein. 1923 nahm er als Vertreter der Schwarzen Reichswehr an einer Konferenz bei Ludendorff in München teil, an der auch Adolf Hitler, Max Erwin von Scheubner-Richter, Walter Buchrucker und Walter Stennes teilnahmen.

In den 1930er Jahren unterhielt Jahnke ein nach ihm benanntes privates Nachrichtenbüro (Jahnke Büro), das in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts dem Stab von Rudolf Heß angegliedert wurde. Die Berichte des Büros wurden dem Reichskriegsministerium, Hitler, Heß, Viktor Lutze und der Gestapo vorgelegt. Am 26. April 1940 wurde das Büro auf Hitlers Veranlassung geschlossen. Nach dem Flug von Heß nach Schottland wurden Jahnkes Akten durch die Gestapo beschlagnahmt und ihm weitere nachrichtendienstliche Aktivitäten untersagt. Der SS-Nachrichtenchef Walter Schellenberg behauptete jedoch in seinen Memoiren, dass Jahnke in den folgenden Jahren als Berater gedient habe. Schellenberg zufolge solle Jahnke unter anderem einen Spionagering in Stalins Generalstab aufgebaut haben, der im Hauptquartier von Marschall Rokossowski angesiedelt gewesen sei. Später soll Jahnke dann von der SS als britischer Agent enttarnt worden sein. Einer Verhaftung sei er durch Flucht in die Schweiz entkommen.

Bei Kriegsende geriet Jahnke zusammen mit seiner Frau in die Hände des sowjetischen Geheimdienstes SMERSCH, der ihn verhörte und etwa im Mai 1945 erschoss.

Optisch wurde Jahnke beschrieben als: A heavy-set, thick-skulled Protestant from Pomerania, with a huge, round, bony face, looking impassively at the world with droopy eyes. But under his gruff stolid exterior throved the spirit of grand adventure (Ein schwerer, dickschädliger Protestant aus Pommern, mit einem großen, runden, knochigen Gesicht, teilnahmslos die Welt betrachtend mit hängenden Augen. Aber unter seinem schroff gleichmütigem Äußeren gedieh der Geist des großen Abenteuers)

Literatur

  • Reinhard R. Doerries: Tracing Kurt Jahnke: Aspects of the Study of German Intelligence. In: George O. Kent (Hrsg.): Historians and Archivists. (Fairfax, VA, 1991), 27–44.
  • Glenn P Hastedt: Spies, Wiretaps, and Secret Operations: An Encyclopedia of Espionage, 2010, S. 412f..

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