La Chapelle-Gauthier (Eure)

La Chapelle-Gauthier (Eure)
La Chapelle-Gauthier
La Chapelle-Gauthier (Frankreich)
La Chapelle-Gauthier
Region Haute-Normandie
Département Eure
Arrondissement Bernay
Kanton Broglie
Gemeindeverband Communauté de communes du canton de Broglie.
Koordinaten 48° 59′ N, 0° 28′ O48.9861111111110.46222222222221176Koordinaten: 48° 59′ N, 0° 28′ O
Höhe 176 m (144–207 m)
Fläche 16,43 km²
Einwohner 364 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 22 Einw./km²
Postleitzahl 27270
INSEE-Code

Mairie

La Chapelle-Gauthier ist eine französische Gemeinde mit 364 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Eure in der Region Haute-Normandie. Sie gehört zum Kanton Broglie und zu dessen Gemeindeverband.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

La Chapelle-Gauthier liegt im Pays d’Ouche auf einer mittleren Höhe von 176 Metern über dem Meeresspiegel 25 Kilometer südöstlich von Lisieux und 16 Kilometer südwestlich von Bernay. Das Gemeindegebiet hat eine Fläche von 16,43 Quadratkilometern. La Chapelle-Gauthier ist umgeben von den Nachbargemeinden La Folletière-Abenon, La Trinité-de-Réville und La Vespière.[1]

Der geologische Untergrund besteht vornehmlich aus Sandstein und Konglomeratgestein, dem sogenannten Poudingue.[2] La Chapelle-Gauthier ist eine der Gemeinden im Département Eure, wo es sogenannte Marnières gibt. Dabei handelt es sich um alte Mergelgruben, die notdürftig mit Schutt gefüllt worden sind. Sie können sich nach starkem Regen öffnen, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Als Folge der Stürme Lothar und Martin im Dezember 1999 traten Überschwemmungen und Erdrutsche auf.[3]

Geschichte

Im Pouillé („kirchliches Verzeichnis der Lehnsherren“) von Lisieux wird Robert de la Haye 1350 als Seigneur von La Chapelle-Gauthier genannt. Ein Teil des Lehens wurde im 14. Jahrhundert an eine Familie Beaudouin vergeben, die auch den Titel des Vicomte von Orbec innehatte. Dieses Lehen war bis ins 17. Jahrhundert hinein im Besitz der Familie, die sich im Laufe der Zeit Baudouin schrieb.[2]

Der Prévôt des marchands Jean Jouvenel (†1431) war ein weiterer Seigneur von La Chapelle-Gauthier. Obwohl sein Lehen zwischendurch im Zuge des Hundertjährigen Kriegs (1337-1453) vom englischen König konfisziert worden war, wurde Jean Juvenels achter Sohn Michel Juvénal des Ursins (1408-1471) später ebenfalls Lehnsherr von La Chapelle-Gauthier und danach dessen zweiter Sohn Jean Juvénal des Ursins.[4] Im 17. Jahrhundert erbte die Familie Guiry dieses Lehen und 1670 wurden beide Lehen von La Chapelle-Gauthier vereinigt.

La Chapelle-Gauthier war der ursprüngliche Versammlungsort einer Gruppe aufständischer Bauern während der Hugenottenkriege (1562 - 1598), die nach der Ortschaft Gauthiers (auch Gautiers) genannt wurden. Grund für die diesen Bauernaufstand waren Plünderungen durch Soldaten und zu hohe seigneuriale und royale Steuern. Die Gauthiers schlossen sich der Heiligen Liga an. 12000 Gauthiers fanden sich 1588 in Bernay ein und verschanzten sich dort. Daraufhin belagerte François de Bourbon, duc de Montpensier Bernay mit seinen Truppen, eroberte die Stadt und Bernay wurde geplündert und gebrandschatzt.[5] Die Gauthiers in Bernay wurden getötet. Zur gleichen Zeit waren etwa 3000 Gauthiers in La Chapelle-Gauthier. Sie ergaben sich den Truppen und kehrten fast alle wieder zu ihrer Arbeit zurück, der Aufstand war 1589 beendet.[2][6]

1793 erhielt La Chapelle-Gauthier im Zuge der Französischen Revolution (1789-1799) als La Chappelle Gauthier den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. 1845 wurde die Ortschaft Saint-Laurent-des-Grès eingemeindet, die im Jahr 1841 201 Einwohner gehabt hatte.

Das Portal der Kirche Notre-Dame
Bevölkerungsentwicklung
(Quelle: [7])
1793 1836 1846 1886 1936 1954 1968 1982 1990 1999 2006 2008
590 482 682 528 433 473 426 349 350 381 358 364


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Eiben an der Kirche Notre-Dame und der Kirche Saint-Laurent in Grès sind als Site classé („Naturdenkmal“) eingestuft.[3] Die Eiben sind mehrere hundert Jahre alt. Die Kirche Notre-Dame wurde am Ende des 18. Jahrhunderts komplett neu erbaut. Die Kirche Saint-Laurent ist deutlich älter. Sie wurde im 17. Jahrhundert renoviert. Ihr Portalvorbau wurde im 15. Jahrhundert gebaut.[6]

In der Kirche Notre-Dame befindet sich ein silberner Kelch mit einem Zunftzeichen aus Paris vom 11. September 1789. Er wurde 1994 als Monument historique („historisches Denkmal“) klassifiziert.[8]

Wirtschaft und Infrastruktur

Der ehemalige Bahnhof

Saint-Laurent-des-Grès war bis ins 19. Jahrhundert für seinen feinen Sandstein bekannt, der in der ganzen Region verwendet wurde. Zwischen Saint-Laurent und La Goulafrière kann man immer noch die Spuren der Steinbrüche sehen.

Haupterwerbszweige in La Chapelle-Gauthier sind heute die Landwirtschaft und der Obstbau zur Produktion von Cidre.

La Chapelle-Gauthier hatte früher einen Bahnhof. Die Bahnlinie Lisieux – Orbec – La Trinité-de-Réville war 1882 eröffnet worden und der Betrieb wurde erst 1966 eingestellt. Gegenüber dem Bahnhof stand das Bahnhofscafé. Beide Häuser wurden umgebaut und dienen nun als Wohnhäuser.[6] Heute liegt der nächste Bahnhof in Bernay. 48 Kilometer nordwestlich der Gemeinde liegt der nächste Flughafen, der Aéroport de Deauville - Saint-Gatien in Saint-Gatien-des-Bois.[1] Außerdem liegt La Chapelle-Gauthier zwischen der Departementsstraße D438 und der Autoroute A28.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Le village de la Chapelle-Gauthier. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 16. August 2011 (französisch).
  2. a b c Anatole Caresme, Charpillon: Dictionnaire historique de toutes les communes du département de l’Eure. E. Cagniard, Rouen 1868, S. 724-729 (online, abgerufen am 17. August 2011).
  3. a b c Collectivités locales, Communes. In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture de l’Eure, abgerufen am 17. August 2011 (französisch).
  4. Auguste Le Prévost; Léopold Delisle, Louis Paulin Passy (Hrsg.): Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. 1, Auguste Herissey, Évreux 1862, S. 492 ([1], abgerufen am 16. August 2011). (Französisch)
  5. Daniel Delattre, Emmanuel Delattre: L’Eure, les 675 communes. Editions Delattre, Grandvilliers 2000, S. 30-32. (Französisch)
  6. a b c Yves Montron: A La Découverte De L'Eure. Editions Charles Corlet, Condé-sur-Noireau 1997, ISBN 2854806166, S. 30. (Französisch)
  7. La Chapelle-Gauthier - notice communal. In: cassini.ehess.fr. Abgerufen am 16. August 2011 (französisch).
  8. Mobilier. In: Base Palissy. Ministère de la culture, abgerufen am 16. August 2011 (französisch).

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