- Michael Adam (Politiker)
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Michael Adam (* 9. Dezember 1984 in Zwiesel) ist ein deutscher Politiker (SPD) und Bürgermeister der Gemeinde Bodenmais im Bayerischen Wald. Zum Zeitpunkt seines Amtsantritts am 1. Mai 2008 war er mit 23 Jahren der jüngste amtierende Bürgermeister Deutschlands und der jüngste bayerische Bürgermeister überhaupt.
Inhaltsverzeichnis
Politische Karriere
Adam stammt aus einer sozialdemokratischen Familie. Er selbst ist seit Dezember 2004 Mitglied der SPD und bekleidete diverse politische Ämter: Unter anderem war er Vorsitzender des Juso-Unterbezirks Regen, Vorsitzender des Juso-Bezirksverbands Niederbayern, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bodenmais und stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Regen und Mitglied des bayerischen Schwuso-Landesvorstands. Seit Februar 2006 ist er Mitglied im SPD-Bezirksvorstand Niederbayern, im Februar 2011 wurde er einstimmig zu dessen Vorsitzenden gewählt.[1] Seit 2009 gehört er dem SPD-Landesvorstand Bayern an.
Zu den Kommunalwahlen 2008 war die Gemeinde Bodenmais mit den der Gemeinde nahestehenden Organisationen in einer prekären finanziellen Situation und stand kurz vor der Zwangsverwaltung.[2] In dieser Situation trat Adam gegen den seit 18 Jahren amtierenden CSU-Politiker Fritz Wühr an und konnte sich in der Stichwahl vom 16. März 2008 mit 56 % der Stimmen gegen ihn durchsetzen. Damit geriet Adam kurz vor der Stichwahl in den Fokus der deutschen und österreichischen[3] bundesweiten Medien, da er als junger, sozialdemokratischer, evangelischer und offen schwuler Student vier Aspekte aufweist, die nach althergebrachtem Klischee eher unvorteilhaft für eine erfolgreiche Bürgermeisterkandidatur in einer bayerischen Landgemeinde schienen.[4] Im Wahlkampf wurde nur der erste Aspekt thematisiert, andere einzelne Versuche scheiterten am Unwillen der Bevölkerung.[5] Die vielen Pressetermine nach seiner Wahl absolvierte er, um durch die Berichterstattung über seine Person letztendlich einen Werbeeffekt für den vom Tourismus lebenden Ort zu erzielen.[6] In den schwulen Medien wurde seine Wahl europaweit thematisiert.[7][8] Adam wird - auch wenn es keinen direkten Zusammenhang gibt - von einigen als ein Symbol des Wandels in Bayern interpretiert. Als Symbol dafür, dass die CSU nicht mehr „alle Lebensstile in sich aufsaugen kann, und an sich binden kann.“[9][10]
Bei der Kommunalwahl im März 2008 wurde Adam auch in den Kreistag des Landkreises Regen gewählt.
Nach Rückzug des Frauenauer Bürgermeisters Herbert Schreiner wurde Adam am 25. Oktober 2008 von der SPD-Wahlkreiskonferenz Straubing als Kandidat für die Bundestagswahl 2009 in Wahlkreis Straubing nominiert und stand bei seiner Erstkandidatur an vorletzter Stelle der Landesliste. Er erreichte ein Ergebnis von 22,4%, sein Gegenkandidat Ernst Hinsken (CSU) erreichte 55,4% [11]. Adam kündigte an, sich weiterhin um ein Bundestagsmandat zu bemühen.
Im August 2011 kündigte Adam nach dem Tod des Regener Landrats Heinz Wölfl an, sich als SPD-Kandidat für das Amt aufstellen zu lassen.[12] Bei der Landratswahl am 13. November 2011 erreichte Adam 42,66 % der Stimmen und somit die meisten aller fünf Kandidaten[13].
In seinen politischen Grundüberzeugungen ist er dem linken Flügel der SPD zuzurechnen, wie es aus seinen Grundpositionen hervorgeht.
Privates
Adam wurde zusammen mit seiner Zwillingsschwester als Kind einer zahnärztlichen Assistentin und eines Schweißers geboren. Ab September 1990 besuchte er die Grundschule Bodenmais und wechselte 1994 auf das Gymnasium Zwiesel, wo er 2004 mit dem Abitur abschloss. Mit 17 Jahren bekundete er, Bundeskanzler werden zu wollen,[2] und mit 18 hatte er sein Coming-out gegenüber seinen Eltern.[14] Von Juli 2004 bis März 2005 leistete er seinen Wehrersatzdienst in der Silberbergklinik Bodenmais, wo er unter anderem alleinreisende Kinder und Jugendliche während ihres mehrwöchigen Kuraufenthaltes betreute. Zum Wintersemester 2005 nahm Adam an der Universität Regensburg ein Studium der Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre auf, das wegen Arbeitsüberlastung vorläufig ruht.[14] Neben seinem Studium arbeitete er seit November 2005 als studentischer Mitarbeiter für die Bundestagsabgeordnete Bruni Irber.
Adam ist in vielen Vereinen seiner Heimatgemeinde Mitglied und bekleidet einige Ehrenämter, was für ihn als Kommunalpolitiker auch eine Möglichkeit darstellt, Rückmeldungen zu bekommen.[15]
Publikationen
- Politikverflechtung im föderativen System der Bundesrepublik Deutschland vor und nach der Föderalismusreform von 2006, München 2006, GRIN-Verlag, ISBN 3-638-58190-X (E-Book), ISBN 3-638-76778-7 (Papier)
- Kampf der Kulturen? Huntingtons These in der Diskussion, München 2007, GRIN-Verlag, ISBN 3-638-67580-7 (E-Book), ISBN 3-638-67580-7 (Papier)
- Die Freiheitsbegriffe von Aristoteles und Thomas Hobbes sowie deren Bedeutung im modernen Staat, München 2007, GRIN-Verlag, ISBN 3-638-81715-6 (E-Book), ISBN 3-638-81787-3 (Papier)
- Entwicklung und Konsolidierung des Parteiensystems in der Russischen Föderation, München 2008, GRIN-Verlag, ISBN 3-638-01780-X (E-Book), ISBN 3-638-91914-5 (Papier)
Weblinks
- http://www.michael-adam.eu/ - Persönliche Webseite
- Die außergewöhnlichsten Bürgermeister, bei Johannes B. Kerner am 2. April 2008
- Hanns Ostermann: Adam: Mehr Unterstützung für verschuldete Kommunen, Deutschlandradio, 14. Januar 2009
Einzelnachweise
- ↑ SPD Niederbayern: 100 Prozent SPD- Vertrauen für Michael Adam
- ↑ a b Matthias Kolb: BODENMAIS - Alles, was man nicht sein darf, Berliner Zeitung, 2. Mai 2008
- ↑ Thomas Vieregge: Bayern: Jung, rot und schwul, Die Presse, 20. März 2008
- ↑ ARTE-Magazin Yourope am 27. Februar 2011: "Deutschlands jüngster Bürgermeister"
- ↑ Max Hägler: Interview mit Deutschlands jüngstem Bürgermeister - "Schwulsein ist unkompliziert", taz, 24. März 2008
- ↑ Christoph Wenzel: Michael Adam - Student, bekennend schwul, Bürgermeister, welt.de, 17. Mai 2008
- ↑ skrevet af kim: Yngste bøsse borgmester i verden, prideradio.dk, 12. April 2008
- ↑ Pierre Griard: Un maire gay élu dans un village de Bavière, Têtu.com, 18. März 2008
- ↑ Sebastian Christ: Michael Adam - Der CSU-Schreck - 23, schwul, evangelisch, stern.de, 21. April 2008
- ↑ Pierre Hattenbach: Landtagswahl Bayern - Das "Michael Adam"-Rezept, heute.de, ZDF, 10. September 2008
- ↑ Bundeswahlleiter: Wahlkreisergebnis Bundesland Bayern Wahlkreis 231 - Straubing
- ↑ Michael Adam will Landrat werden, Passauer Neue Presse, 26. August 2011
- ↑ Wahlergebnis auf landkreis-regen.de
- ↑ a b Holger Sabinsky: Zur Person: Michael Adam, Augsburger Allgemeine, 12. September 2008
- ↑ Interview Michael Adam - Der CSU-Schreck aus Bodenmais, stern.de Videointerview in der Reihe „Café Einstein - Der Talk aus Berlin“, 15. Juli 2008
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