Moschee von Tinmal

Moschee von Tinmal
Moschee von Tinmal, Hoher Atlas, Marokko

Die Moschee von Tinmal ist nach dem Bergdorf Tinmal (auch Tinmelt) benannt, das im Westen des Hohen Atlas in Marokko liegt. Der geschichtlich bedeutende Ort war die Keimzelle des Almohadenreiches. Die restaurierte und auch für Touristen zugängliche Moschee stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Tinmal liegt jenseits eines - nach Regenfällen stark anschwellenden - Bergbaches etwa 100 Kilometer südwestlich von Marrakesch in etwa 1600 Metern Höhe an der Straße über den Pass Tizi-n'Test Richtung Taroudannt.

Geschichte

Die Geschichte der Moschee ist eng verknüpft mit dem Aufstieg der Almohaden in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts, der hier in einem Ribat (islamische Grenzfestung) seinen Anfang nahm. In Erinnerung an das etwa 10 Jahre dauernde Bergexil Ibn Tumarts, des Begründers der Dynastie, und seiner Anhänger gründete dessen Nachfolger Abd al-Mu'min um 1153/54 die Moschee von Tinmal. Doch schon bald nach ihrer Fertigstellung verlor die abgelegene Moschee an Bedeutung und verfiel - bis sie in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts unter Mithilfe zweier deutscher Architekten behutsam, d. h. ohne eine Rekonstruktion des Dachs, restauriert wurde.

Architektur

Außenbau

Die Außenwände des ehemals von drei Seiten zugänglichen und nur ca. 48 × 43 Meter großen Moscheebaues bestehen aus Stampflehm und sind - wie in Marokko üblich - vollkommen schmucklos gehalten; die Löcher zur Aufnahme der Querhölzer des Schalgerüsts sind deutlich erkennbar. Eine Besonderheit der Moschee von Tinmal sind zwei kleine (möglicherweise unvollendete) Türme in den Ecken der Qibla-Wand, die als Anklänge an die traditionelle Architektur Südmarokkos mit ihren Wohnburgen (Tighremts) verstanden werden können und an der nur wenige Jahre später erbauten Koutoubia-Moschee (Marrakesch) in anderer Form wiederkehren.

Minarett

Im Unterschied zum Moscheebau ist das (möglicherweise ebenfalls unvollendet gebliebene) Minarett aus - mehr oder weniger gut behauenen - Steinen errichtet; es tritt leicht aus dem Baukörper der Moschee heraus und erhebt sich oberhalb der Mihrab-Nische - eine Ausnahme unter den almohadischen Minaretten. Bis auf drei einfache Blendarkaden mit rechteckigen Bogeneinfassungen (alfiz) ist das Minarett von Tinmal weitgehend schmucklos gestaltet. Die drei Blendarkaden können als Zitat desselben Motivs am Minarett der Sidi-Oqba-Moschee in Kairouan (Tunesien) interpretiert werden, wo allerdings - wegen der frühen Bauzeit - die Alfiz-Einrahmung der Bögen noch fehlt.

Innenraum

Pfeilerhalle mit Mihrab

Im Gegensatz zu den frühen Säulenmoscheen des westlichen Islam (Kairouan, Córdoba) dominieren in der Moschee von Tinmal - wie in den meisten Moscheen Marokkos - aus Ziegelstein gemauerte Pfeiler mit aufsitzenden Hufeisenbögen das Moscheeinnere. Diese waren ehemals weiß verputzt und hatten weder Basis noch Kapitell; die Pfeiler vor dem Querschiff besaßen allerdings Säulenvorlagen und Kapitelle aus Stuck, die noch in Teilen erhalten sind. Das Mittelschiff und das Querschiff vor der Qibla-Wand sind leicht verbreitert, wodurch sich eine im Grundriss ablesbare T-Form ergibt - ein Kennzeichen aller almohadischen Moscheen. Abgesehen vom Querschiff mit seinen schönen - teilweise mit Muschelornamenten oder Flechtbandwerk verzierten - Arkadenbögen (Lambrequinbogen, Vielpassbögen) sowie Muqarnas-Stuckgewölben an der Decke, ist das Innere der Moschee weitgehend undekoriert - beim (Freitags-)Gebet sollten die Gläubigen nicht abgelenkt werden. Der Bogen der im Innern vollkommen schmucklosen, jedoch polygonal gebrochenen Mihrab-Nische ist außen von einem großen Flechtbandornament eingerahmt; über dem Portal sind aus Stuck gefertigte Hufeisenbögen sowie Rosetten in den Bogenzwickeln zu sehen. Links der Mihrab-Nische befindet sich der (ehemalige) Eingang für den Imam, rechts das Gefach für den hölzernen Minbar, der jedoch nicht erhalten ist.

Die schadhaften alten Holztüren der Moschee werden in einer Ecke des Moscheeraums gelagert.

Bedeutung

Nur kurze Zeit nach der - in späterer Zeit wiederholt umgebauten - Großen Moschee von Taza errichtet, gilt die Moschee von Tinmal als original erhaltener Vorläufer der nicht nur in der islamischen Welt bekannten almohadischen Moscheebauten von Marrakesch, Sevilla und Rabat.

Seit 1995 steht die Moschee von Tinmal auf der vorläufigen Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO.[1]

Literatur

  • Christian Ewert, Jens-Peter Wisshak: Die Moschee von Tinmal. (Deutsches Archäologisches Institut Madrid. Madrider Beiträge, 10) Zabern, Darmstadt 1985, ISBN 978-3-8053-0743-7

Weblinks

 Commons: Moschee von Tinmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unesco (englisch) abgerufen am 2. Mai 2011
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