Nathan Peter Levinson

Nathan Peter Levinson

Nathan Peter Levinson als Nathan Peter Lewinski (* 23. November 1921 in Berlin), Bezirk Prenzlauer Berg, ist ein deutscher Rabbiner.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Die Familie Levinson hieß ursprünglich Lewinski. Nathan Peter Lewinski war zuerst Schüler des Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster. Nachdem er dort von nationalsozialistisch orientierten Mitschülern verprügelt wurde, wechselte er zur orthodoxen Austrittsgemeinde Adass Jisroel über. Nach der Pogromnacht am 9. November 1938 wurden alle jüdischen Privatschulen aufgelöst und gingen in das Gymnasium der jüdischen Gemeinde in der Wilsnackerstraße auf. Dort legte Lewinski 1940 seine Abiturprüfung ab und hielt die Abiturrede, die ihm so wichtig war, dass er sie fast sein ganzes Leben bei sich führte. Daraufhin nahm er ein Studium an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums auf, das er aber aufgrund seiner Emigration niederlegte. Aufgrund der Judenverfolgung in Deutschland emigrierte die Familie 1941 über Asien in die Vereinigten Staaten und änderte dort ihren Familiennamen in Levinson. Am Hebrew Union College in Cincinnati absolvierte Levinson einen sechs Jahre dauernden Rabbinatsstudiengang, den er mit dem Magister in hebräischer Literatur und der Ordinierung zum Rabbiner abschloss. 1950 entsandte ihn die Weltunion für das progressive Judentum als Rabbiner nach Berlin, wo er bis 1953 blieb. 1953 kehrte Levinson in die USA zurück, um an einem Lehrgang zum Militärrabbiner teilzunehmen. Er wollte als Militärrabbiner eigentlich nach Berlin zurückkehren, wurde dann aber Absprachen zum Trotz 1955 als Militärrabbiner nach Japan geschickt. Es schloss sich eine Tätigkeit als Militärrabbiner in Ramstein in der BRD an. 1961 schied Levinson aus dem Militärdienst aus. Er ließ sich in Heidelberg nieder und wurde Rabbiner im benachbarten Mannheim. 1964 wurde er zum Landesrabbiner von Baden befördert. Gleichzeitig betreute er die jüdischen Gemeinden in Hamburg und Schleswig-Holstein. 1964 wurde er auch Vorsitzender der Rabbinerkonferenz der BRD. Ab 1965 war Levinson knapp 20 Jahre Vorsitzender des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und setzte sich zu dieser Zeit für die Gründung der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg ein. Im Rundfunk war er mit wöchentlichen Predigten zu hören. 1976 wurde er zum Präsidenten des Internationalen Rates der Christen und Juden gewählt. 1985 trat Levinson in den Ruhestand und lebte jeweils ein halbes Jahr in Deià auf Mallorca und ein halbes Jahr in Jerusalem. 2002 kehrte Levinson nach Berlin zurück.

Auszeichnungen

Privates

Levinson war zweimal verheiratet. 1947 ehelichte er Helga Heimberg in Cincinnati. Aus dieser Ehe ging die Tochter Sharon (geb. 1952) hervor. Helga Levinson starb nach langer Krankheit 1968. Sie ruht auf dem Jüdischen Friedhof Heidelberg. 1970 heiratete Levinson die Gelehrte Pnina Navè, sie verstarb nach einer Herz-OP 1998 und ruht in Israel.

Werke

  • Martin Buber, ein jüdischer Denker und Humanist. Europäische Verlags-Anstalt. 1966
  • Ein Rabbiner erklärt die Bibel. Von Chr. Kaiser Verlag. München 1982
  • Dem Andenken der Gerechten, Nachrufe. Chr. Kaiser Verlag. München 1988. ISBN 3-459-01767-8.
  • Juden und Christen im Gespräch, Bilanz nach 40 Jahren Staat Israel. Mit Manfred Görg und Hans Meier von Pustet Friedrich Kg, 1989
  • Der Mesias. Kreuz-Verlag. Stuttgart 1994.
  • Ein Ort ist, mit wem Du bist. Autobiografie. Berlin 1996.
  • Widerstand und Eigensinn. Vorträge und Aufsätze. Herausgegeben von Irmgard Zapf. Reihe: "Schibboleth: Forum jüdische Kulturphilosophie. Studien zu Religion und Moderne". Bd. 3, 2006, ISBN 3-8258-8717-0.

Weblinks


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