- Noetherscher Raum
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Der Noethersche topologischer Raum, benannt nach Emmy Noether, ist ein mathematischer Begriff aus dem Teilgebiet der Topologie. Er ist durch den algebraischen Begriff des noetherschen Rings motiviert und findet hauptsächlich in der algebraischen Geometrie Anwendung.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Betrachtet man offene Mengen eines topologischen Raums in Analogie zu den Idealen eines Ringes, so ist folgende Definition mit Blick auf den Begriff des noetherschen Ringes naheliegend:
- Ein topologischer Raum heißt noethersch, wenn jede aufsteigende Kette offener Mengen stationär wird, das heißt: Ist eine Familie offener Mengen, so gibt es ein mit für alle .
Wie in der Algebra zeigt ein einfaches Argument:
- Ein topologischer Raum ist genau dann noethersch, wenn eine Maximalbedingung für offene Mengen gilt, das heißt: Jede nicht-leere Familie offener Mengen enthält ein maximales Element.
Da die abgeschlossenen Mengen genau die Komplemente offener Mengen sind, hat man[1]:
- Ein topologischer Raum ist genau dann noethersch, wenn jede absteigende Kette abgeschlossener Mengen stationär wird, das heißt: Ist eine Familie abgeschlossener Mengen, so gibt es ein mit für alle .
- Ein topologischer Raum ist genau dann noethersch, wenn eine Minimalbedingung für abgeschlossene Mengen gilt, das heißt: Jede nicht-leere Familie abgeschlossener Mengen enthält ein minimales Element.
Bedeutung
Auf dem Spektrum eines Ringes betrachtet man üblicher Weise die Zariski-Topologie. Leicht zeigt man, dass das Spektrum eines noetherschen kommutativen Ringes ein noetherscher topologischer Raum ist. Da affine Varietäten den Radikalidealen im Ring der Polynome in endlich vielen Variablen über dem Koordinatenkörper entsprechen (Hilbertscher Nullstellensatz), und dieser Ring noethersch ist (Hilbertscher Basissatz), erhält man, dass affine Varietäten mit der Zariski-Topologie noethersch sind. Daher spielt dieser Begriff eine Rolle in der algebraischen Geometrie, in der solche Varietäten untersucht werden.
Anwendung
- Ein noetherscher topologischer Raum besitzt nur endlich viele irreduzible Komponenten.[2]
Insbesondere besteht eine affine Varietät aus endlich vielen irreduziblen Komponenten.
Da der einfache Beweis die typische noethersche Schlussweise verdeutlicht, soll er hier kurz wiedergegeben werden: Sei die Menge aller abgeschlossenen Teilmengen, die nicht endliche Vereinigung irreduzibler Mengen sind. Wird angenommen, dass diese Menge nicht leer ist, so enthält sie wegen der Minimalbedingung für abgeschlossene Mengen ein minimales Element A0. Dieses kann als Element aus nicht irreduzibel sein, ist also Vereinigung zweier echter abgeschlossener Mengen A1 und A2. Da A0 minimal ist, sind A1 und A2 nicht aus und daher endliche Vereinigung irreduzibler Mengen. Dann ist aber auch endliche Vereinigung irreduzibler Mengen, was ein Widerspruch zu ist. Daher ist leer, insbesondere ist der Raum selbst endliche Vereinigung irreduzibler Mengen, was zu zeigen war.
Kompaktheit
Definiert man Kompaktheit durch die Überdeckungseigenschaft und verzichtet auf die Hausdorffeigenschaft, manche Autoren sprechen dann auch von quasi-kompakten Räumen, so gilt[3]:
- Jeder noethersche Raum ist quasi-kompakt.
- Ein topologischer Raum ist genau dann noethersch, wenn jede Teilmenge mit der Relativtopologie quasi-kompakt ist.
Weitere Eigenschaften
- Jeder Unterraum eines noetherschen Raums ist wieder noethersch.[4]
- Ist der topologische Raum X Vereinigung der Unterräume und ist jedes Xi noethersch, so ist auch X noethersch.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Kunz: Einführung in die kommutative Algebra und algebraische Geometrie, Vieweg (1980), ISBN 3-528-07246-6, Definition I.2.13
- ↑ Ernst Kunz: Einführung in die kommutative Algebra und algebraische Geometrie, Vieweg (1980), ISBN 3-528-07246-6, Satz I.2.14
- ↑ I. G. MacDonald: Algebraic Geometry, Introduction to Schemes, W. A. Benjamin Inc. (1968), Kapitel 2: Noetherian Spaces
- ↑ I. G. MacDonald: Algebraic Geometry, Introduction to Schemes, W. A. Benjamin Inc. (1968), Satz (2.2) (ii)
- ↑ I. G. MacDonald: Algebraic Geometry, Introduction to Schemes, W. A. Benjamin Inc. (1968), Satz (2.2) (iii)
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