Osmanisch-Safawidischer Krieg (1623–1639)

Osmanisch-Safawidischer Krieg (1623–1639)
Osmanisch-Persischer Krieg (1623–1639)
Das Reich der Safawiden und die Gebietsverluste um Mesopotamien.
Das Reich der Safawiden und die Gebietsverluste um Mesopotamien.
Datum 1623–1639
Ort Mesopotamien (Irak)
Ausgang Sieg des Osmanischen Reiches
Folgen Dauerhafte Teilung des Kaukasus, Anerkennung der osmanischen Kontrolle des Iraks
Friedensschluss Vertrag von Qasr-e Schirin
Konfliktparteien
Osmanen Safawiden
Befehlshaber
Murad IV.
Hafız Ahmed Pascha
Khüsrev Pasha
Abbas I.
Safi I.

Der Osmanisch-Safawidische Krieg von 1623 bis 1639 war der letzte einer Serie von militärischen Konflikten zwischen dem Osmanischen Reich und dem persischen Safawiden-Reich, bei dem es um die Besetzung von Mesopotamien ging. Nach persischen Anfangserfolgen, mit der Besetzung Bagdads und weiter Teile des heutigen Iraks, verfestigten sich die Fronten, da die Perser nicht in der Lage waren, weiter in das osmanische Territorium einzudringen. Die Osmanen selbst waren durch Kriege in Europa abgelenkt und durch innere Aufstände geschwächt. Schließlich konnten die Osmanen Bagdad wieder zurückgewinnen. Die beiden Kriegsparteien unterzeichneten den Friedensvertrag von Qasr-e Schirin, der den Krieg zu Gunsten des Osmanischen Reichs beendete, und diesem die Kontrolle über Mesopotamien zusicherte, die es erst nach dem Ersten Weltkrieg verlieren sollte.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Ab 1514, waren das Osmanische Reich und das Safawiden-Reich ein Jahrhundert lang in einem fast durchgehenden Krieg verwickelt, der sich um die Herrschaft des Kaukasus und Mesopotamiens drehte. Die zwei Reiche waren die mächtigsten des Nahen Ostens. Diese Rivalität wurde besonders durch die dogmatischen Differenzen beider Reiche vertieft. Die Osmanen waren Sunniten, während die Safawiden fanatische Schia Muslimen des Kizilbasch waren und von den Osmanen als Ketzer gesehen wurden. [1]

Nachdem die Schlacht bei Tschaldiran den safawidischen Einfluss in Anatolien während des Krieges von 1532 bis 1555 beendete, besetzten die Osmanen den arabischen Irak, indem sie Bagdad 1534 eroberten. Ihre Ziele konnten sie mit dem Friedensvertrag von Amasya im Jahr 1555 erfolgreich absichern.[2] Der Frieden hielt zwei Jahrzehnte an, bevor ein weiterer Krieg 1578 ausbrach. Dieser wurde durch den Vertrag von Konstantinopel im Jahre 1590 mit einem klaren Sieg für die Osmanen beendet. Diese besetzten Georgien, Jerewan und selbst die frühere safawidische Hauptstadt Täbris. Die Perser wurden dazu noch stark durch Angriffe der usbekischen Scheibaniden im persischen Khorasan bedrängt, was den Osmanen zusätzlich nutzte.[3]

Der neue persische Schah, Abbas I., organisierte seine Armee um, indem er die neue Ghulam Infanterie aufstockte, damit diese mit den osmanischen Janitscharen[4] mithalten konnten. Mit dem Start des Angriffs im Jahr 1603 war er in der Lage Täbris, Aserbaidschan und Georgien zurückzugewinnen. Die Osmanen, wurden durch die Kriege mit Habsburg in Europa abgelenkt und waren dadurch nicht in der Lage einen effektiven Widerstand zu leisten.[5] Angetrieben von diesem Erfolg und von internen Tumulten im osmanischen Reich, welche in der Ermordung von Sultan Osman II. resultierten, war Abbas fest entschlossen den Irak zurückzugewinnen.[5]

Kriegsverlauf

Die Gelegenheiten des Schahs stiegen durch eine Serie von Aufständen im osmanischen Reich. Abaza Mehmed Pascha, der Gouverneur von Erzurum, unterstützte den Aufstand, während Bagdad seit 1621 in den Händen des Offiziers der Janitscharen, dem Subaschi Bakr und seinen Anhängern war.[6][7]Bakr suchte als Pascha Anerkennung von der hohen Pforte zu erhalten, aber der Sultan beauftragte Hafız Ahmed Pascha, den Gouverneur von Diyarbakır, damit gegen ihn vorzugehen.[7] Bakr wendete sich an Abbas I., der ihm Truppen zur Hilfe sendete. Um eine persische Besetzung Bagdads zu verhindern, stellte Hafiz Ahmed Pascha unverzüglich die Beziehung mit Bakr wieder her und stellte so seine Loyalität sicher. Als Antwort belagerten die Perser Bagdad und nahmen es am 14. Januar 1624 mit der Hilfe von Bakrs Sohn Muhammad ein.[7][8] Dem Fall der Stadt folgte ein Massaker an großen Teilen der sunnitischen Bevölkerung, denn der Schah war bemüht Bagdad zu einer rein schiitischen Stadt zu machen.[4]

Der Fall von Bagdad war ein großer Schicksalsschlag für das osmanische Ansehen. Osmanische Besetzungen und örtliche Einheimische fingen an sich zu wehren. Die Perser begannen bald große Teile des Iraks einzunehmen, u.a. Städte wie Kirkuk und Mosul und die schiitischen heiligen Schreine von Nadschaf und Kerbela, welche der Schah persönlich besichtigte.[5][9] Im Jahre 1625 marschierte Hafiz Ahmed Pascha, mittlerweile zum Großwesir aufgestiegen, in Bagdad ein, um es wieder einzunehmen. Obwohl der Schah die verbrannte Erde Taktik befolgte, erreichte die osmanische Armee Bagdad und belagerte es im November von drei Seiten.[9]Die osmanischen Angriffe auf die Stadt durchdrangen die Befestigungsanlagen, aber sie scheiterten daran, die Stadt vor Ankunft der Befreiungsarmee von Schah Abbas einzunehmen. Die Osmanen zogen sich anschließend in ihren Stützpunkt zurück und setzten ihre Belagerung danach wieder fort.[9] Als Antwort darauf entschied Abbas die Versorgungs-Lieferungen der Osmanen abzubrechen. Diese Strategie zahlte sich aus, so dass die Osmanen dazu gezwungen waren, einen persischen Angriff zu riskieren, welcher mit großen Verlusten verbunden war. Am 4. Juli 1626 zog sich die osmanische Armee nach Mosul zurück.[7][10]

Im Jahr 1629 schlossen die Osmanen unter dem neuen Großwesir Khüsrev Pascha Frieden mit Habsburg und sammelten ihre Streitkräfte für eine andere Offensive.[11] Ein harter Winter mit vielen Überflutungen machte eine Invasion im Zentrum Iraks unmöglich, daher lenkte Khüsrev Pascha seine Armee nach Osten, um die Perser richtig angreifen zu können. Am 4. Mai 1630 verwickelte er die Perser in eine Schlacht in der Nähe von Kermanshah und rückte fort um die Stadt Hamadan zu plündern.[7][12] Khüsrev Pasha kehrte dann nach Bagdad zurück und belagerte die Stadt im November. Jedoch musste er die Belagerung bald schon aufgeben, da ein weiterer harter Winter seine Kommunikationswege bedrohte.[12][13] Gefolgt von seinem Rückzug erlangten die Perser wieder die Kontrolle über Irak und unterdrückten die rebellische kurdische Bevölkerung. Schah Safi I. sandte eine Friedensdelegation zum osmanischen Hof, aber der Großwesir, Tabanivassi Mehmed Pascha, wies dieses Anliegen zurück.[12] Die kaukasische Front von Persien erwachte wieder im Jahr 1633, als die georgianischen Königreiche von Kartli und Kachetien, welche unter der Macht von König Teimuraz I. standen, von den Safawiden herausgefordert wurden. Teimuraz wurde besiegt, aber konnte sich nach Imeretien in Sicherheit bringen. Außerdem war er in der Lage, wieder den Thron von Kakheti im Jahr 1638 zu besteigen, welches selbst von den Persern anerkannt wurde.[14]

Um es seinen Kriegsgegnern gleich zu machen, übernahm Sultan Murad IV. im Jahre 1635 selbst die Führung über die Armee. Die Osmanen nahmen am 8. August Jerewan ein und plünderten Täbris.[12][15] Der siegreiche Sultan kehrte triumphreich nach Konstantinopel zurück, seine Siege waren jedoch nur von kurzer Dauer: im Herbst des nächsten Jahres, eroberte Schah Safi Jerewan zurück und bezwang die osmanische Armee.[16][17] Ein Friedensvorschlag seitens der Perser schlug fehl. Im Jahre 1638 hat Sultan selbst eine Armee gegen Bagdad angeführt. Nach einer 39 tägigen Belagerung im Dezember wurde die osmanische Kontrolle über die Stadt wieder errungen. Friedensverhandlungen liefen kurze Zeit später.[16][17]

Auswirkungen

Der Vertrag von Qasr-e Schirin, der am 17. Mai 1639 abgeschlossen wurde, klärte letztlich die osmanisch-persische Grenze. Jerewan gehörte weiterhin zum Persischen Reich der Safawiden und Irak den Osmanen. Mesopotamien, welches seit den Achaimeniden traditionell zu den wichtigsten Gebieten des persischen Reiches gehörte, war unwiderruflich verloren.[16] Der Frieden schaffte einen Ausgleich zwischen den Mächten der Region. Abgesehen von nachkommenden Konflikten und kleineren Änderungen ist die Grenze, die durch den Friedensvertrag beschlossen wurde, heute immer noch dieselbe zwischen Iran, Irak und Türkei.[16][18]

Einzelnachweise

  1. Finkel (2006), S. 104–105
  2. Finkel (2006), S. 125, 135
  3. Holt, Lambton & Lewis (1978), S. 338
  4. a b Faroqhi (2006), S. 47
  5. a b c Holt, Lambton & Lewis (1978), S. 339
  6. Finkel (2006), S. 203–205
  7. a b c d e Cooper (1979), S. 631
  8. Finkel (2006), S. 205
  9. a b c Savory (2007), S. 89
  10. Savory (2007), S. 90
  11. Roemer (1989), S. 283
  12. a b c d Roemer (1989), p. 284
  13. Cooper (1979), S.631f.
  14. Roemer (1989), S. 286
  15. Finkel (2006), S. 215f.
  16. a b c d Roemer (1989), S. 285
  17. a b Finkel (2006), S. 217
  18. Cooper (1979), S. 634

Literatur

  • J. P. Cooper: The New Cambridge Modern History, Volume IV: The Decline of Spain and the Thirty Years War, 1609–48/59. CUP Archive 1979, ISBN 0521297134
  • Suraiya Faroqhi: The Cambridge History of Turkey: The Later Ottoman Empire, 1603-1839. Cambridge University Press 2006, ISBN 9780521620956
  • Caroline Finkel: Osman's Dream: The Story of the Ottoman Empire 1300–1923. London: John Murray 2006, ISBN 978-0-7195-6112-2
  • P. M. Holt, Lambton, Ann K. S.; Lewis, Bernard: The Central Islamic Lands from Pre-Islamic Times to the First World War. Cambridge: Cambridge University Press 1978, ISBN 0521291356
  • Andrew J. Newman: Safavid Iran: Rebirth of a Persian Empire. I.B.Tauris 2006, ISBN 9781860646676
  • H. R. Roemer: The Safavid Period. In: The Cambridge History of Iran, Vol. 6: The Timurid and Safavid Periods, S. 189–350, Cambridge: Cambridge University Press 1986, ISBN 0521200946
  • Roger Savory: Iran Under the Safavids, S. 189–350, Cambridge: Cambridge University Press 2007, ISBN 9780521042512

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