Chico Hamilton

Chico Hamilton
Chico Hamilton beim Charlie Parker Jazz Festival in New York City 2007

Foreststorn „Chico“ Hamilton (* 21. September 1921 in Los Angeles, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Schlagzeuger und Komponist des Modern Jazz. Er hat in kammermusikalischen Besetzungen ungewöhnlichen Klangkonstellationen erprobt und trommelt mit der Auffassung eines Tänzers. Seine Spezialität ist „ein delikat federnder Beat mit feinen dynamischen Differenzierungen im Beckenschlag, auf die jetzt zahlreiche Drummer verstärkt zurückkommen.“[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hamilton erlebte als Jugendlicher die Glanzzeiten Hollywoods und betrieb mit Schulfreunden wie Dexter Gordon und Charles Mingus bereits eine Jazz-Combo, in der er Klarinette spielte. Zum Schlagzeug übergewecselt hatte er mit siebzehn Jahren einen Gig bei Duke Ellington. Es folgten Aufnahmen mit Slim Gaillard und eine Tournee mit Lionel Hampton. Bereits 1941 war er in dem Spielfilm You'll Never Get Rich (1941) als Teil der Band von Fred Astaire zu sehen; mit 21 trat er mit Ella Fitzgerald und Lester Young auf der Bühne auf. Später wurde er Clubdrummer im Billy Berg’s, einem bekannten Jazz-Treffpunkt in Los Angeles. Viele der bekannten Jazzgrößen spielten dort, so auch Miles Davis, Charlie Parker und Dizzy Gillespie, und Hamilton hatte Gelegenheit, mit allen aufzutreten. Nach seinem Militärdienst, wo er von Jo Jones unterrichtet wurde, spielte er im August 1946 in der Band des Saxophonisten Lester Young (The Complete Aladdin Recordings), dann bei Count Basie. Ab 1948 begleitete er Lena Horne.

1952 gründete Hamilton zusammen mit Gerry Mulligan und Chet Baker das klavierlose Mulligan-Baker-Quartett, das Maßstäbe für die Entwicklung der Jazzmusik setzte und Hamilton im ganzen Land bekannt machte. Der Erfolg des Quartetts führte dazu, dass Hamilton ein Angebot für eine Aufnahme unter eigenem Namen bekam, die er mit Howard Roberts und George Duvivier einspielte. Mit der Kombination Gitarre-Bass-Schlagzeug, die es bisher noch nicht gab, erzielte er erneut einen Erfolg beim Publikum, ebenso durch die Integration eines Cellos in sein kammermusikalisch am Third Stream geprägtes Quintett seit Mitte der 1950er Jahre. Dieses Quintett, das auf dem Newport Jazz Festival 1956 seinen Durchbruch erzielte,[2] war mit unterschiedlichen Besetzungen (so nacheinander mit den Holzbläsern Buddy Collette, Paul Horn, Eric Dolphy und Charles Lloyd, mit Cellisten wie Fred Katz und Gitarristen wie Jim Hall oder Dennis Budimir) bis 1966 sehr erfolgreich. Beim Publikum galt es als typisch für den West Coast Jazz.[3] Anschließend arbeitete er als Komponist für Werbungs- und Filmmusik. Seit etwa 1987 tritt er mit seiner Gruppe Euphoria auf.

Er schrieb Filmmusiken für die US-amerikanische Gerald McBoing-Boing-Serie in den 1950er Jahren. Mitte der 1960er Jahre komponierte er die Musik für Roman Polanskis Klassiker Ekel, später für Filme wie Die Sonnengöttin (1993) oder Liebe auf den ersten Blick (1991).

2004 erhielt er die NEA Jazz Masters Fellowship.

Diskographische Hinweise

  • 1958 - With Strings Attached/The Three Faces of Chico (Warners)
  • 1958 - Gongs East (Discovery)
  • 1962 - Passin' Thru (Impulse! Records)
  • 1962 - Man from Two Worlds (Impulse! Records)
  • 1965 - El Chico (Impulse! Records)
  • 1966 - The Dealer (Impulse! Records)
  • 1989 - Reunion (Soul Note)
  • 1990 - Arroyo (Soul Note)
  • 1992 - My Panamanian Friend (Soul Note)
  • 2001 - Forestorm (Koch)
  • 2009 - Twelve Tones of Love (Joyous Shout!)

Literatur

  • Ian Carr, Digby Fairweather, Brian Priestley: Jazz Rough Guide. Metzler, Stuttgart 1999; ISBN 3-476-01584-X
  • Leonard Feather, Ira Gitler: The Biographical Encyclopedia of Jazz. Oxford University Press, Oxford usw. 1999; ISBN 978-0-19-532000-8
  • Wolf Kampmann Reclams Jazzlexikon Stuttgart 2003; ISBN 3-15-010528-5
  • Martin Kunzler: Jazz-Lexikon. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, 2002 (Band 1); auch erschienen als Sonderband der Digitalen Bibliothek, Directmedia Publishing Berlin 2005: ISBN 3-89853-018-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Kunzler Jazz-Lexikon
  2. Buddy Collette, Steven Louis Isoardi: Jazz Generations: A Life in American Music and Society. S. 132ff.
  3. Ted Gioia West Coast Jazz: Modern Jazz in California, 1945-1960, S. 189

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