Paul Steinitz

Paul Steinitz

Paul Steinitz (* 25. August 1909 in Chichester; † 21. April 1988 in Oxhey, Surrey) ist einer der Pioniere der Historischen Aufführungspraxis. Er widmete sich der Musik von Johann Sebastian Bach. Er gründete die London Bach Society und Steinitz Bach Players damit die Musik von Bach mit authentischem Instrumentarium sowie historischer Spiel- und Sangtechnik zum Klang gebracht werden konnte. Innerhalb 25 Jahren dirigierte er alle Bachschen Kantaten in London.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und frühe Karriere

(Charles) Paul (Joseph) Steinitz wurde 1909 in Chichester geboren. Sein Vater war Anglikanischer Geistlicher. Als Junge erhielt er Privatunterricht. Nach der Schulzeit studierte er am Royal Academy of Music in London, und bei George Oldroyd. Er studierte Orgel, und bekam 1930 das ARCO Orgel Diplom, und sechs Monate später das FRCO. In den 1930er Jahren war er Musikdirektor in der Marienkirche in Ashford, Kent. Er weihte sich der Musik von Bach und erwarb 1940 sein Doktorat an der Universität London. Nach der Gründung der London Bach Society im Jahre 1946 wurde er als Musikdirektor an der historischen Priory Church of St. Bartholomew-the-Great in London angestellt (1949–1961) und wurde Hauptlehrer an der Goldsmiths College Universität London (1945–1977). Er wurde Professor am Royal Academy of Music (1945–1984), und dann Consultant Professor 1984-1988.

London Bach Society

1946 gründete Paul Steinitz den Chor (South) London Bach Society. Das Ziel der Gruppe war, sich die Musik Johann Sebastian Bachs in origineller Form zu widmen, ohne den üppigen Stil des Romantismus, der damals bei Bachaufführungen herrschte. Ab 1950 wurde die Musik in der originalen deutschen Sprache gesungen. 1952 dirigierte Steinitz die Erstaufführung der Bachschen Matthäus-Passion in kompletter und originellen Form in England. Dieses Werk wurde jährlich von Steinitz aufgeführt. Er galt als Pionier der historischen Aufführungspraxis.

Der Chor hieß inzwischen „London Bach Society“ (ohne das Wort “South”). Steinitz fing an, alle 208 existierende Kantaten von Bach in London aufzuführen. Dieses Projekt begann Steinitz im Jahre 1958 und vollendete es 1987, kurz vor seinem Tod.

Im Jahre 1968 gründete er die Steinitz Bach Players, eine Instrumentalgruppe mit Berufsmusikern, die Sympathien für seine Ideen hatten. Zusammen mit dem Chor wurden viele Konzerte gegeben wobei die Vokalmusik von Bach und anderer Barockkomponisten zu Gehör gebracht wurden. Die Aufführungen der Matthäus-Passion, und manchmal der St John Passion hatten einen festen Platz im Londoner Musikkalender. Auch wurde in anderen Städten in Südengland konzertiert. Tourneen ins Ausland fanden statt, inklusiv USA, Israel, Bulgarien und zweimal in die DDR (1964 und 1983, beide Male in der Thomaskirche, Leipzig).

Steinitz beschränkte sich nicht auf die Musik von Bach, sondern er dirigierte auch Werke von anderen Barock Komponisten. Auch zeitgenössische Musik dirigierte er, dabei öfters Uraufführungen, meistens von Britischen Komponisten. Im Jahre 1956 wurde Canticum Sacrum von Stravinsky unter Gastdirigent Robert Craft aufgeführt. Auch Werke von Bruno Maderna, Luigi Dallapiccola, Peter Maxwell Davies, John Tavener, Anthony Milner, Stanley Glasser (gesungen in der Zulu Sprache), Christopher Brown, Geoffrey Burgon und seinem eigenen Schüler Nicholas Maw.

Ehrungen und privates Leben

Sein Verständnis fur die barocke Aufführungspraxis wurde in verschiedene Schriften notiert. Zur The New Oxford History of Music trug er einen Kapitel über der deutschen Kirchenmusik im 18ten Jahrhundert bei. Er schrieb Textbücher über Harmonielehre und die Bücher Bach’s Passions, Bach for Choirs, und Performing Bach’s Vocal Music.

Paul Steinitz war Ehrenmitglied der Royal Academy of Music und des Royal College of Organists. Im 300sten Geburtejahr von Bach (1985) wurde er als Officer of the Order of the British Empire (OBE) bezeichnet.

Dr. Steinitz starb im April 1988 in seinem im 18ten Jahrhundert gebauten Landhaus. Er war ein frommer Quäker, der immer fest daran geglaubt hat, das die Musik die Kraft besitzt, Friede zwischen politischen Lagern zu stiften.

Ein Denkmal von Steinitz wurde 1991 im Kloster des St Bartholomew-the-Great, West Smithfield, London, enthüllt.

Heute organisiert die Society jedes Jahr ein Bachfest.

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