- Paul Wentzcke
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Friedrich Wilhelm Heinrich Paul Wentzcke (* 4. September 1879 in Koblenz; † 25. November 1960 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Historiker, Archivar und Museumsdirektor.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Wentzcke stammte aus einer preußischen Beamtenfamilie und studierte Geschichte bei Harry Bresslau und Friedrich Meinecke in Straßburg. Er war Mitglied der Burschenschaften Alemannia Straßburg-Hamburg (1899), Marchia Köln und Germania Würzburg.[1]
1904 promovierte er über den Elsässer Johann Frischmann.[2] Für die von Meinecke herausgegebene Historische Zeitschrift (HZ) bearbeitete er anschließend den Registerband der Bände 57–96, der die 20 Jahre vor dem Erscheinen des Registers 1906 abdeckte.[3] Von 1907 bis 1912 hatte Wentzcke in Straßburg seine erste Stellung als Archivar inne. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat an der Westfront.
Wentzcke befasste sich vor allem mit dem deutsch-französischen Grenzgebiet am Rhein und mit der deutschen Einheitsbewegung des 19. Jahrhunderts. Als Hauptwerk Wentzckes gilt das 1921 erschienene Der deutschen Einheit Schicksalsland, in dem er das Reichsland Elsaß-Lothringen behandelt.
Mit dem Wechsel nach Düsseldorf 1912 wurde Wentzcke dort Leiter des Stadtarchivs, 1926 auch des Historischen Museums. Er konzentrierte sich in seinen Publikationen zu dieser Zeit auf Gegenwartsprobleme des Rheinlandes und des Ruhrgebietes, vor allem unter alliierter Besatzung. Daneben erforschte er seit 1910 auch das Leben Heinrich von Gagern und gab Teile seines Nachlasses heraus (Bd. 1: Deutscher Liberalismus im Vormärz, 1959). Mit dem Vormärz, der Revolution von 1848 und der Frankfurter Nationalversammlung befasste er sich in einigen weiteren Publikationen. Besondere Bedeutung haben in diesem Zusammenhang seine Forschungen zur burschenschaftlichen Bewegung. So war Wentzcke auch über viele Jahre Herausgeber der „Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung“. Die Berliner Akademie der Wissenschaften ehrte ihn 1929 mit der silbernen Leibniz-Medaille, 1933 erhielt er eine Ehrenprofessur der Universität Köln.
An der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main war Wentzcke ab 1935 als Honorarprofessor für Geschichte tätig und kehrte dort zu den Themen rund um Straßburg und das Elsaß zurück. In Frankfurt war er auch Direktor des Instituts der Elsässer und Lothringer im Reich.[1] 1945 wurde er für kurze Zeit kommissarischer Leiter des Frankfurter Stadtarchivs.
Zwischen 1918 und 1933 war Wentzcke Mitglied der Deutschen Volkspartei. Der Historiker Christoph Cornelißen attestierte Wentzckes Werk eine unübersehbare „antisozialistische, antigewerkschaftliche und auch antirepublikanische Grundlinie“.[4]
1948 sprach Wentzcke sich für eine „Republikanische Trikolore“ als Flagge Deutschlands aus, die wie die französische Trikolore vertikal geteilt sein sollte.[5]
Werke
- Regesten der Bischöfe von Straßburg bis zum Jahre 1202. Wagner, Innsbruck 1908.
- Geschichte der Stadt Schlettstadt. Laupp, Tübingen 1910.
- Justus Gruner, der Begründer der preußischen Herrschaft im Bergischen Lande. Winter, Heidelberg 1913.
- Kritische Bibliographie der Flugschriften zur deutschen Verfassungsfrage 1848–1851. Niemeyer, Halle 1911.
- Der deutschen Einheit Schicksalsland. Elsass-Lothringen und das Reich im 19. und 20. Jahrhundert. Geschichtliche und politische Untersuchungen zur grossen rheinischen Frage. Drei Masken, München 1921.
- Im neuen Reich 1871–1890. Politische Briefe aus dem Nachlaß liberaler Parteiführer. Ausgewählt und bearbeitet von Paul Wentzcke. Schroeder, Bonn 1926 (Deutscher Liberalismus im Zeitalter Bismarcks, Bd. 2).
- Die deutschen Farben. Ihre Entwicklung und Deutung sowie ihre Stellung in der deutschen Geschichte. Winter, Heidelberg 1955.
- Ideale und Irrtümer des ersten deutschen Parlaments. 1848-1849. Winter, Heidelberg 1959
Literatur
- Wolfgang Klötzer: Paul Wentzcke †. In: Historische Zeitschrift 192, 1961, Heft 3, S. 791f.
- Stephan Laux, Sven Woelke: Paul Wentzcke. In: Michael Fahlbusch, Ingo Haar (Hrsg.): Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen. München 2008, S. 740–743.
- Harald Lönnecker: Die Burschenschafterlisten, „eines der wichtigsten Hilfsmittel für die Kenntnis der deutschen politischen und Geistesgeschichte“ – Zur Entstehung und Entwicklung einen Gesamtverzeichnisses deutscher Burschenschafter. In: Peter Bahl, Eckart Henning (Hrsg.): Herold-Jahrbuch, NF, Band 14, Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin, Neustadt an der Aisch 2009. S. 153–170. (Online auf burschenschaftsgeschichte.de)
- Nachrufe in Der Archivar 14, 1961, und Düsseldorfer Jahrbuch 50, 1960.
Weblinks
- Literatur von und über Paul Wentzcke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachlass Paul Wentzcke im Stadtarchiv Düsseldorf, 2002/2006 (PDF).
Einzelnachweise
- ↑ a b Burschenschaftsgeschichte
- ↑ Dissertation: Johann Frischmann – Ein Publizist des 17. Jahrhunderts.
- ↑ Paul Wentzcke (Bearb.): Historische Zeitschrift. Register zu Band LVII–XCVI. Oldenbourg, München/Berlin 1906.
- ↑ Christoph Cornelißen, Vom „Ruhrkampf“ zur Ruhrkrise: Die Historiografie der Ruhrbesetzung, in: Gerd Krumeich, Joachim Schröder (Hrsg.), Der Schatten des Weltkriegs. Die Ruhrbesatzung 1923, Essen 2004, S. 25-45, hier S. 39
- ↑ Flags of the World – Proposals 1944–1949 (Germany)
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