Tûranor PlanetSolar

Tûranor PlanetSolar
Tûranor PlanetSolar
Tûranor PlanetSolar im Hamburger Hafen

Tûranor PlanetSolar im Hamburger Hafen

p1
Schiffsdaten
Flagge SchweizSchweiz Schweiz
Schiffstyp Yacht
Bauwerft KNIERIM Individual Yachts, Kiel
Stapellauf 31.03.2010
Verbleib in Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
31 [1] m (Lüa)
Breite 15 [1] m
Tiefgang max. 1,55 [1] m
Verdrängung 95 t[1]dep1
 
Besatzung 6 [1]
Maschine
Maschine 4 x elektrischer Permanent-Magnet-Synchron-Motor
Maschinen-
leistung
326 PS (240 kW) [2]
Geschwindigkeit max. 14 kn (26 km/h)
Propeller 2

Die Tûranor PlanetSolar (Arbeitsname vor der Taufe PlanetSolar) ist ein am 25. Februar 2010 offiziell enthüllter und am 31. März 2010 getaufter Katamaran, der ausschließlich mit Sonnenenergie angetrieben wird. Aus diesem Grund besteht das gesamte Deck aus Solarmodulen. Es ist derzeit das weltweit größte von Solarenergie angetriebene Wasserfahrzeug.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Bei der Katamaran-Konstruktion handelt es sich um einen sogenannten Wave-Piercer – die beiden Rümpfe überfahren nicht die Wellen, sondern durchschneiden sie. Der Schiffskörper hat eine Länge von 31 Metern, eine Breite von 15 Metern und verdrängt etwa 85 Tonnen. Mit Ausnahme einer kleinen Brücke besteht fast das gesamte Deck aus Solarmodulen. Dazu kommen noch ausfahrbare Solarpaneele, die über Seilzüge steuerbord und backbord sowie am Heck hydraulisch ausgefahren werden; dadurch vergrößern sich Länge und Breite auf 35 bzw. 23 Meter. Insgesamt wird so eine Gesamtkollektorfläche von 537 m² erreicht, bestehend aus 825 Solarmodulen mit 38.000 Photovoltaikzellen.

Die Besonderheit des Schiffes ist der Antrieb. Der Katamaran wird von vier Elektromotoren angetrieben, die auf zwei Antriebswellen wirken. Die Energie für die Motoren kommt ausschließlich von den Solarmodulen. Nachts werden die Motoren von Lithium-Ionen-Akkumulatoren gespeist, die in den Schwimmern untergebracht sind. Die Akkus wiegen 11,7 Tonnen, speichern 1130 kWh und sind die größten ihrer Art. Andere Zusatzantriebe gibt es nicht. Die beiden CFK-Propeller sind doppelt so groß wie übliche Propeller und laufen mit geringer Drehzahl. Sie sind als Oberflächenantrieb montiert. Das Ruder wird nur für die Marschfahrt benötigt. Das Boot ist durch die verstellbaren Propeller und durch die Veränderung des Drehmoments der einzelnen Propeller auch bei geringster Fahrt lenkbar. Die zwei Motoren leisten insgesamt 240 Kilowatt, womit eine Marschgeschwindigkeit von sieben Knoten (13 km/h) erreicht wird. Zum Manövrieren im Hafen kommen zusätzlich zwei Querstromruder zum Einsatz.

Der Name Tûranor wurde aus der Elbensprache des J. R. R. Tolkien abgeleitet und bedeutet Kraft der Sonne oder Sieg der Sonne.

Entstehung

Finanziert wurde das Projekt, dessen Gesamtkosten bei 20 Millionen Schweizer Franken liegen sollen, zu einem Großteil durch den Darmstädter Unternehmer Immo Ströher und seine Schweizer Holding Rivendell, die vornehmlich in Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien, des Recyclings und des Umweltschutzes investiert.

Das futuristische Design mit einem Haupt- und zwei Nebenrümpfen stammt vom neuseeländischen Konstrukteur Craig Loomes, vom Unternehmen LomOcean Design aus Neuseeland.

Der Bau der Tûranor PlanetSolar oblag dem Kieler Generalunternehmer KNIERIM Individual Yachts. Kiellegung war Anfang 2009. Hauptrumpf und Seitenteile mussten in der eigens dafür angemieteten Halle 11 der Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH (HDW) zusammengebaut werden, weil sie für KNIERIM zu groß waren. Am 31. März 2010 wurde der Katamaran auf den Namen Tûranor PlanetSolar getauft und in die Kieler Förde zu Wasser gelassen. Ursprünglich waren der Stapellauf und die Jungfernfahrt für Januar geplant. Die Baukosten betrugen etwa 12,5 Millionen Euro.

Das Boot wurde im Mai 2010 beim 821. Hamburger Hafengeburtstag der Öffentlichkeit vorgestellt.

Weltumrundung

Mit dem Ziel, die emmisionsfreie Solarenergie in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit zu stellen, ist die Tûranor PlanetSolar am 27. September 2010 von Monaco aus zur ersten Weltumrundung eines solargetriebenen Schiffes aufgebrochen.[3] Der Streckenverlauf wurde insgesamt in ständiger Nähe des Äquators gewählt, weil dort die Sonneneinstrahlung am intensivsten ist. Zwei Monate später hat die Tûranor PlanetSolar auf ihrer Expedition rund um die Erde den amerikanischen Kontinent erreicht und am 27. November 2010 im Hafen von Miami im US-Bundesstaat Florida angelegt. Das darauf folgende Etappenziel war die Weltklima-Konferenz der UNFCCC in Cancún. Hier lieferte das Boot mit seiner Anwesenheit einen sichtbaren Beweis für eine effiziente und zukunftsgerichtete Nutzung von Solartechnologie zur Verbesserung des Klimas.

Tûranor PlanetSolar ankert im März 2011 in der Lagune vor Tiputa, Rangiroa

Als erstes Solarboot der Welt hat die Tûranor PlanetSolar Mitte Januar 2011 den Panamakanal durchquert. Vor Antritt der großen Pazifiküberquerung stand noch ein Besuch der Galápagos-Inseln auf dem Programm, ermöglicht durch eine Kooperation mit dem WWF, der sich in enger Zusammenarbeit mit nationalen und lokalen Behörden, mit dem öffentlichen und privaten Sektor sowie mit der lokalen Bevölkerung seit über 40 Jahren für den Erhalt der Galápagos-Inseln einsetzt. Die Arbeit des WWF auf den Inseln zielt auf eine nachhaltige Entwicklung ab und sieht eine maximale Nutzung erneuerbarer Energien vor, insbesondere als wesentlichen Baustein für nachhaltige Formen von Tourismus. In diesem Zusammenhang zeichnet der Besuch der Tûranor PlanetSolar auf den Galápagos Inseln ein konkretes Bild der technologischen Möglichkeiten, die es bereits heute im Bereich erneuerbarer Energien gibt.

Anfang April 2011 musste die Tûranor PlanetSolar bei Bora Bora wegen eines Schadens am Propellersystem die Weltumrundung für Reparaturarbeiten unterbrechen.[4] Nach einem knapp zweiwöchigen Aufenthalt wurde die Weltumrundung in Richtung Tonga fortgesetzt.

Ende Mai 2011 machte das größte Solarboot der Welt in Brisbane fest, nachdem es vorher auf der Etappe von Tonga nach Neukaledonien die "Mittellinie" der Weltumrundung passiert hatte. In Brisbane wurde auch das weltweite Kinder- und Jugendprojekt "PlanetSolar Relay for Hope" aus der Taufe gehoben. Dabei können Kinder und Jugendliche weltweit ihren Wünschen und Ideen von einer solaren Zukunft Ausdruck verleihen.

Rekorde

61 Tage nach der Abfahrt in Monaco hat die TÛRANOR PlanetSolar Miami erreicht und mit 26 Tagen und 34 Minuten die schnellste Atlantiküberquerung eines Solarbootes durchgeführt. Der bisherige Rekordinhaber war die SUN 21 mit 26 Tagen, 19 Stunden und 10 Minuten.

Am 20. Februar 2011 meldete die TÛRANOR PlanetSolar einen weiteren Weltrekord. Mit 9.904 nautischen Meilen bzw. 18.342 km Entfernung vom Startpunkt Monaco hat das zu diesem Zeitpunkt größte Solarboot der Welt bereits die weiteste Strecke bewältigt, die je ein Fahrzeug mit Solarenergie zurück gelegt hat. Seit 2004 war dieser Rekord vom Midnight Sun Solar Race Team gehalten worden, das mit einem Solarauto eine Strecke von 15.070 km durch Kanada und die Vereinigten Staaten von Amerika gefahren war.

Technische Daten der elektrischen Komponenten

Sonnenkollektorfläche 537 m² [5]
Stromverbrauch der Motoren im Durchschnitt 20 Kilowatt
Maximalleistung der Motoren 240 Kilowatt [2]
Speicherkapazität der Akkus 1.130 kWh (2.910 Ah bei 388V) [6]

Bilder

Siehe auch

  • Solar Impulse — Ein Solarflugzeug mit dem Ziel der Weltumrundung (ein Projekt der Schweizer Bertrand Piccard und André Borschberg)

Einzelnachweise

  1. a b c d e www.turanor.eu: Die wichtigsten Daten zur TÛRANOR PlanetSolar (abgerufen 29. September 2010)
  2. a b www.turanor.eu: Motoren (abgerufen 29. September 2010)
  3. Solarbetriebenes Schiff geht auf Reisen, ZDF heute vom 27. September 2010; Video in der (ZDFmediathek)
  4. Vor Bora Bora: Propellerschaden stoppt Kieler Sonnenschiff. In: Lübecker Nachrichten Online, 7. April 2011 (abgerufen am 9. April 2011).
  5. www.turanor.eu: Solargenerator (abgerufen 29. September 2010)
  6. www.turanor.eu: Batterien (abgerufen 1. Oktober 2010)

Quellen

Weblinks

 Commons: Tûranor PlanetSolar (ship, 2010) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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