- SolarWave
-
SolarWave SolarWave auf dem Rhein
Schiffsdaten Flagge Deutschland Schiffstyp Solar-Katamaran Heimathafen Bonn, Deutschland Bauwerft BlueKat, Mondorf (Niederkassel) Stapellauf 18. Dezember 2009 Verbleib in Fahrt Schiffsmaße und Besatzung Länge 13,90 m (Lüa)Breite 7,5 m Tiefgang max. 0,90 m Verdrängung 12,0 t Besatzung 2 Crew, 6 Gäste Maschine Maschine 2 x elektrischer Asynchron-Dreiphasen-Motor lüftergekühlt, je 80 Kg Maschinen-
leistung2 x 10 kW (48 V), 2 x 120 Nm Propeller 2 Die SolarWave ist ein Elektro-Katamaran, der ausschließlich mit solarer Energie aus Photovoltaik-Zellen mit Energie versorgt wird. Am 18. Dezember 2009 fand der Stapellauf in Bonn am Rhein statt, am 27. Januar 2010 wurde die SolarWave von Reiner Calmund auf der Messe „boot 2010“ in Düsseldorf getauft. Seit April 2010 befindet sich die SolarWave auf großer Fahrt. Vom ursprünglichen Ziel, die Welt zu umrunden, sind bisher 5.000 Kilometer geschafft. Die SolarWave liegt derzeit im Winterlager auf der griechischen Ägäisinsel Chios[1]. Im April wird sie ihre solare Mission im Mittelmeer fortsetzen.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die SolarWave ist ein Katamaran, der ausschließlich von Elektromotoren angetrieben wird und dazu konzipiert wurde, ohne Segel und ohne fossile Brennstoffe völlig autark große Strecken zurückzulegen. Die Energie zur Versorgung der zwei Elektro-Motoren und des Haushaltes wird von Solarpaneelen erzeugt und in Blei-Gel-Traktions-Batterien gespeichert.
Die SolarWave ist kein Regatta-Katamaran, sondern eine praxistaugliche Yacht, die zur Nachahmung anregen will, um die Machbarkeit von umweltverträglichem Bootssport zu dokumentieren.
Die SolarWave ist 14 Meter lang und 7,5 Meter breit und hat ein Gesamtgewicht von 12 Tonnen. Davon entfallen 2 Tonnen auf die Batterien und ca. 1 Tonne auf die Solarpaneele. Das Dach der Solarwave ist mit 57 m² photovoltaischen Paneelen bedeckt, die pro Tag einen Ertrag von durchschnittlich 50 kWh produzieren. Die seitlichen Paneelreihen sind schwenkbar montiert, sodass sie nach der Sonne ausgerichtet werden können. Der Rumpf und die Aufbauten des Bootes bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff in Epoxidharz-Sandwichbauweise mit Verstärkungen aus Kohle- und Aramidfasern, einer sehr leichten und dennoch starken Bauweise. Die SolarWave hat vier Kabinen mit je einem Doppelbett, drei Bäder mit WC und Dusche, einen großen Salon mit Pantry (Küchenzeile), ein weitläufiges Cockpit (Terrasse hinter dem Salon im Freien) und zwei Trampoline am Vordeck. Sie verfügt über modernste Kommunikations- und Navigationselektronik (GPS-Kartenplotter, Radar, Autopilot-Selbststeueranlage, Automatisches Identifikationssystem AIS) sowie umfangreiche Betriebs- und Versorgungstechnik (Induktions-Herd, Mikrowellen-Infrarot-Umluft-Backofen, Waschmaschine, Klimaanlage), satellitengestützte Mobilfunk- und Internetverbindung, Webcam und WLAN-Router.
Auf der SolarWave werden keine fossilen Brennstoffe verwendet, auch die Beiboote fahren mit E-Motor und es wird nicht mit Gas, sondern elektrisch gekocht. Das Boot ist völlig emissionsneutral, produziert Brauch- und Trinkwasser selbst und kann über bei entsprechendem Sonnenangebot unbegrenzt lange Zeit autark fahren und seine Besatzung mit Energie und Wasser versorgen.
Projekt-Entstehung
"Ziel war es, einen Weg zu finden, kosteneffizient und Ressourcen schonend zu leben und sich im Wasser fortzubewegen, ohne die Umwelt zu schädigen und ohne auf Komfort zu verzichten."
Das Solarwave-Projekt wurde initiiert durch den Juristen Mag. Michael Köhler und die Friseurin Heike Patzelt aus Kärnten in Österreich, die sich seit vielen Jahren abseits ihrer erlernten Berufe als Yachtsport-Fachjournalisten betätigen. Auf ihren vielfältigen Segeltörns hatte immer mehr gestört, dass man selbst in den schönsten und abgelegendsten Buchten regelmäßig den Dieselgenerator starten muss, um elektrische Energie für Navigation, Kommunikation, Kühlschrank und Bordelektrik zu haben. Auch Windrichtung und -stärke passten nur selten zum geplanten Kurs. Nach umfangreichen Tests mit Solarpaneelen und Windgeneratoren auf Serien-Segelyachten entschlossen sie sich, ein seetüchtiges, komfortables Boot zu bauen, mit dem es möglich ist, die Erde ausschließlich mit solarer Energie zu umrunden. Das Projekt SolarWave war geboren. Als Träger für dieses Projekt wurde der gemeinnützige Verein „SolarWave - Österreichische Gesellschaft für alternative Energiekonzepte“ mit Sitz in Klagenfurt gegründet. Die Rümpfe der Solaryacht wurden in Niederkassel[2] am Rhein gebaut, Konfiguration und Einbau der Technik waren Aufgabe der beiden Projekt-Initiatoren. Kiellegung war im Frühjahr 2009. Der Stapellauf des Boots-Kaskos fand am 18. Dezember 2009 im Bonner Industriehafen statt. Nach weiteren zwei Monaten Innen- und Technik-Ausbau im Mondorfer Hafen startete die Weltumrundung am Mittwoch, dem 7. April 2010.[3]
Damit war die SolarWave das erste Boot der Welt, das gestartet ist, die Erde ohne fossile Brennstoffe und ohne Segel zu umrunden. Sie war früher vom Stapel gelaufen und gestartet als das technisch deutlich aufwendigere Parallel-Projekt Tûranor PlanetSolar (Stapellauf am 31. März 2010). Die Tûranor PlanetSolar startete am 27. September 2010 - also fast sechs Monate nach der SolarWave - von Monaco aus und hat den Atlantischen Ozean bereits überquert. Damit ist das Ziel, als erstes rein Solarenergie-betriebenes Boot die Welt zu umrunden, für die SolarWave nicht mehr erreichbar. Das SolarWave-Team hat sich bewusst dafür entschieden, ausführlich Flüsse, Kanäle und Seegebiete in Europa zu befahren und dort vielen Menschen mit ökologischem Interesse die jetzt schon bestehenden Möglichkeiten solarer Boots-Mobilität und Bord-Versorgung mit alternativen Energieträgern nahe zu bringen.
Reiseroute
Die Weltreise startete am Mittwoch, dem 7. April in Niederkassel-Mondorf in der alten Siegmündung am Rhein. Die Reise ging nicht über die bequeme Tour rheinabwärts Richtung Meer, sondern stromauf Richtung Quelle. Das Projekt sollte möglichst viele Städte in Europa passieren, um vielen Menschen die Idee vom Bootsfahren ohne Treibstoff nahe zu bringen. Vorbei an Koblenz, der Loreley, dem Binger Loch, Wiesbaden-Schierstein, Mainz, Frankfurt am Main, Aschaffenburg, Wertheim, Würzburg, Schweinfurt, Bamberg, Nürnberg, Berching, Beilngries, Kelheim, Regensburg, Passau, Linz, Melk, Krems an der Donau, Wien[4], Budapest, Belgrad bis nach Constanța im Schwarzen Meer fuhr die SolarWave 3.000 Kilometer über Flüsse und Kanäle mitten durch Europa. Erst dort begann die richtige „Seefahrt“[5]. Nach weiteren 2.000 Kilometern (ab jetzt in nautischen Meilen: 1.111 NM) und der Passage von Bosporus und Dardanellen erreichte die SolarWave am 20. Oktober 2010 die griechische Ägäis-Insel Chios, wo sie auch den Winter verbrachte.
Im Frühjahr 2011 führte ihre Route quer über die Ägäis nach Athen, wo sie viele Pressetermine absolvierte. Durch den Kanal von Korinth erreichte sie das Jonische Meer. Während der Sommersaison 2011 sonnensegelte sie mit Gästen fahrplanmäßig zwischen den Jonischen Inseln, um die Funktionalität der Technik unter rauhen Charterbedingungen unter Beweis zu stellen. Insgesamt hat die Solarwave bis Oktober 2011 über 5000 Seemeilen zurückgelegt, die letzten 4.000 davon absolut autark, ausschließlich mit der Energie, die aus den an Bord befindlichen Solarpaneelen gewonnen wurde. Die Saison 2011 beendete die Solarwave in Preveza im Jonischen Meer, dort liegt sie derzeit auf Trockendock in der Marina Cleopatra im Winterlager.
Rekorde
Das Ziel des Solarwave-Projekts liegt nicht in erster Linie darin, Rekorde aufzustellen, jedoch wird immer wieder Neuland beschritten. Der Solarwave-Katamaran ist das erste hochseetaugliche Boot, das energieautark mit Elektroantrieb und ohne Verbrauch von fossilen Brennstoffen für Antrieb und Bordbetrieb sowie ohne Segel folgende Gewässer befahren hat:
- Rhein flussaufwärts (Düsseldorf - Bonn - Bingener Loch - Mainz)
- Main und Main-Donau-Kanal
- Donau in ihrer gesamten schiffbaren Länge
- Schwarzes Meer
- Bosporus
- Marmarameer
- Dardanellen
- Ägäis
und ist damit auch das erste Boot dieser Art in Asien.
Technische Daten
- Typ: SolarWave 46
- Länge ü. a.: 13,90 m
- Breite: 7,50 m
- Tiefgang: 0,90 m
- Höhe: 4,50 m (incl. Antennen- / Geräteträger)
- Gewicht: 12 t
- Wassertanks: 545 Liter
- Höchstgeschwindigkeit: ca. 9 Knoten (ca. 17 km/h)
- Reisegeschwindigkeit: 4-6 Knoten (ca. 7 - 11 km/h)
- Solarpaneele: ca. 8 kW (peak), ca. 50 kWh Energieeintrag pro Tag
- Windgenerator: 0,35 kW
- Innenbord-Elektromotoren: 2 x 10 kW Asynchron-Dreiphasen-AC-Motor 48 Volt, max 550 Ampere, Drehmoment 95 Nm, Gewicht je 80 Kg, Steuereinheit je 8 Kg
- Außenbord-Elektromotoren: 2 x 4 kW
- Batterien: Blei-Gel-Traktion 2 x 420 Ah 48 V und 2 x 190 Ah 12 V (gesamt knapp 2 Tonnen)
- Bordnetze: 12 V (Navigation, Licht); 48 V (Motoren, Inverter); 220V (Haushalt).
- Navigationselektronik: Kartenplotter, Radar, Log, Lot
- Trinkwasserbereiter: ca. 1 Tonne / Tag
- Sicherheit: EPIRB, Automatisches Identifikationssystem AIS, Life-Tag - vollautomatisches Mann-über-Bord-Warnsystem, weltweites satellitengestütztes Ortungssystem, Wettersoftware, 2 Anker 40 und 20 kg; Ocean Rettungsinsel für 8 Personen mit ISAF-Pack, Satellitentelefon mit Internetanschluss uvm.
Weblinks
- Die Solarwave im ZDF
- Die SolarWave im ORF
- Die SolarWave im WDR-Fernsehen - Jungfernfahrt 2010
- Die SolarWave im SWR-Fernsehen
- Die SolarWave im griechischen Lesvos-TV
- Die SolarWave im rumänischen TomisTV
- Bootstaufe der SolarWave mit Reiner Calmund am 27. Januar 2010
- Homepage der „SolarWave - Österreichische Gesellschaft für alternative Energiekonzepte“
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.