Rexingen (Horb)

Rexingen (Horb)
Rexingen (Horb)
Stadt Horb
Ehemaliges Gemeindewappen von Rexingen
Koordinaten: 48° 26′ N, 8° 39′ O48.44088.6498478Koordinaten: 48° 26′ 27″ N, 8° 38′ 59″ O
Höhe: 478 m ü. NHN
Fläche: 7,16 km²
Einwohner: 1.294 (31. Dez. 2010)
Postleitzahl: 72160
Vorwahl: 07451
Karte

Lage von Rexingen (Horb) in Horb

Rexingen ist ein Ortsteil der Stadt Horb am Neckar im Landkreis Freudenstadt in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Rexingen liegt etwa 60 Kilometer südwestlich von Stuttgart in einem Seitental des Neckars und ist ein Ortsteil der Stadt Horb am Neckar in Baden-Württemberg mit 1294 Einwohnern[1] und einer Fläche von rund 7,16 km².

Blick in Richtung Neckartal

Nachbargemeinde/n

Ihlingen ist die einzige Nachbargemeinde und liegt etwa einen Kilometer südöstlich von Rexingen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Rexingen hat Anschluss an die Bundesstraßen 14 (in Richtung Horb und Sulz) und 28a (in Richtung Nagold, Freudenstadt und wiederum Horb). Das Dorf ist an das Busnetz der Verkehrs-Gemeinschaft Landkreis Freudenstadt (VGF) gebunden, wodurch direkte Busverbindungen in Richtung Horb, Freudenstadt und Waldachtal möglich sind.

Medien

Als Tageszeitung sind in Rexingen der Schwarzwälder Bote aus Oberndorf und die Südwest-Presse aus Ulm vertreten. Außerdem erscheint einmal wöchentlich das „Mitteilungsblatt der Stadtteile Rexingen und Ihlingen“.

Geschichte

Rexingen (Ansicht um 1605)
Ansichtskarte aus Rexingen von 1898

Der Johanniter-/Malteserorden gründete um 1275 in Rexingen eine Kommende. Die Kommende Rexingen gehörte bis 1806 zum katholischen Großpriorat Deutschland des Johanniter-/Malteserordens, mit Sitz in Heitersheim. Nach 1806 wurde aus Rexingen ein Schlossgut des Königs von Württemberg.

Jüdische Gemeinde

Seit dem Dreißigjährigen Krieg gab es 300 Jahre lang in der Stadt eine jüdische Gemeinde, die zunächst unter dem Schutz der Johanniter/Malteser stand und zeitweilig die Hälfte der Bevölkerung ausmachte. 1932 war die jüdische Einwohnerschaft Rexingens auf wenige Hundert zusammengeschrumpft. Von ihnen wurde ein Drittel Opfer der Vernichtungslager, zehn Familien und mehreren unverheirateten jungen Männern (am 6. Februar 1938 in der Rexinger Synagoge verabschiedet) gelang 1938/39 die Auswanderung, vor allem nach Palästina und den Vereinigten Staaten. Der israelische Moschaw Schawei Zion wurde von Rexinger Juden gegründet. Die ehemalige Rexinger Synagoge überstand die Nazizeit und ist heute eine Gedenkstätte und zugleich evangelische Kirche. Eine andere Gedenkstätte ist der jüdische Friedhof (mehr dazu unten).

Namensentwicklung und Wappen

Der Name des Ortes entwickelte sich von dem Personennamen „Raciso“' über „Raggesingen“ zu „Rexingen“. Auf dem Wappen ist das Malteserkreuz zu sehen. Früher war es das Kreuz des Johanniter-/Malteserordens. Damals diente das heutige Wappen als Stempelbild des Ordens. Als Wappen wird es seit etwa 1934 genutzt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Synagoge

Die Synagoge

Die erste Synagoge in Rexingen wurde 1712 erbaut.

Die heutige Synagoge wurde erst 125 Jahre später errichtet (1837). In der Pogromnacht des 9. zum 10. November 1938 wurde sie von NS-Anhängern in Brand gesetzt. Das Gebäude konnte zwar von der Feuerwehr gerettet werden, aber das Gotteshaus war im Innern vollkommen ausgebrannt.[2]

In den darauffolgenden Kriegsjahren diente die Synagoge als Lagerraum der Waffenfabrik Mauser. Heute ist sie auch unter dem Namen „evangelische Kirche“ bekannt und wird als solche genutzt. Ein Gedenkraum im Kircheninneren informiert über diese Geschichte.[3]

Jüdischer Friedhof

Grabsteine des Rexinger Judenfriedhofes

Der jüdische Friedhof Rexingen repräsentiert fast 300 Jahre Geschichte einer ehemaligen jüdischen Gemeinde. 931 Grabsteine aus der Zeit von 1765 bis 1942 (letzte Beisetzung im israelitischen Ritus) erzählen von der Blütezeit jüdischer Kultur in Württemberg. Der Friedhof wurde 1760 angelegt und bis 1914 erweitert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er renoviert und wird seither regelmäßig gepflegt.[4] Seit 1947 erinnert ein Gedenkstein an mindestens 70 jüdische Opfer der Shoa aus Rexingen. Ein Großteil derer, die rechtzeitig auswandern konnten, siedelten sich im israelischen Schawei Zion an. Dort erinnert seit 1968 eine Gedenkhalle an die ermordeten Rexinger Juden.[3]

Denkmal

Denkmal von hinten

Das Denkmal wurde 1933 gebaut und 1937 eingeweiht. Es erinnerte an die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Form eines Hakenkreuzes. Kurz vor Kriegsende (1945) stürzte man das Hakenkreuz und brach die Steintafeln mit nationalsozialistischen Symbolen heraus. 1952 wurde ein christliches Kreuz von der Ortschaft Rexingen auf den Pfeiler gesetzt und die Lücken der herausgerissenen Steintafeln mit Zementflächen geschlossen. 2003 renovierten Freiwillige das Denkmal erneut.

Blick auf das Denkmal

Einzelnachweise

  1. Große Kreisstadt Horb am Neckar: Rexingen. In: www.horb.de. Abgerufen am 27. März 2011.
  2. Die Synagoge in Rexingen (Stadt Horb am Neckar, Landkreis Freudenstadt). In: www.alemannia-judaica.de. 8. März 2009, abgerufen am 19. April 2009: „Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Leuten demoliert und angezündet. Victor Neckarsulmer, der zur Synagoge eilte, berichtete: "die Synagoge brannte an verschiedenen Stellen. SA-Leute rissen Lampen, Gedenktafeln für Verstorbene von Wänden und Becken. Mit Beilen und Äxten wurde auf Vorbeterpult, auf Bänke und Torarollen eingeschlagen. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch der Ansicht, es würde sich um eine Einzelaktion handeln… Daraufhin ging ich zu Bürgermeister Gunkel. Mit allen möglichen Ausreden suchte er die wahren Gründe zu vertuschen… Als ich zur Synagoge zurückkam, stand das Gebäude noch, aber das Gotteshaus war vollkommen ausgebrannt. Was übrig war, wurde in einer Ecke im Synagogenhof aufgehäuft und erneut angezündet. Zum Beispiel die Torarollen, Gebetbücher… Auf dem Weg nach meinem Haus wurde ich verhaftet und in das Gefängnis in Rexingen eingeliefert…" Neckarsulmer wurde nach Dachau verbracht. Nach seiner Entlassung und Rückkehr nach Rexingen übergab ihm der örtliche Landjäger eine Torarolle, die er aus dem Aschenhaufen vor der Synagoge gerettet hatte: "Heute ist diese Torarolle, etwas angebrannt, etwas mit Messern zerstochen, aber sonst gut erhalten, im Gedenkraum der Rexinger in Shavei Zion aufgestellt".“
  3. a b Ulrike Puvogel; Bundeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.): Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus: eine Dokumentation. Bd. 1, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 49.
  4. Renate Karoline Adler, Nina Michielin (Red.): Lebensspuren auf dem jüdischen Friedhof in Rexingen, in Stein gehauen. In: Stadtarchiv Horb (Hrsg.): Jüdische Friedhöfe der Stadt Horb. Bd. 1, Theiss, Stuttgart 1997, ISBN 3-8062-1296-1.

Literatur

  • Günther und Leslie Petzold: Shavei Zion. Blüte in Israel aus schwäbischer Wurzel. 2. A. 1985, ISBN 3-88350-305-3
  • Heinz Högerle, Carsten Kohlmann, Barbara Staudacher (Hrsg.): Ort der Zuflucht und Verheißung. Shavei Zion 1938–2008. Theiss, Stuttgart 2008, 280 Seiten. ISBN 978-3-8062-2141-1 (Katalog zu den Ausstellungen in Rexingen (10. Februar 2008 bis 9. März 2008, über die einzigartige Gruppenauswanderung Rexinger Juden und die Gründung von Shavei Zion im Jahr 1938).

Weblinks


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