Rosenthal (Hirschfelde)

Rosenthal (Hirschfelde)
Rosenthal
Stadt Zittau
Koordinaten: 50° 57′ N, 14° 54′ O50.95514.893055555556257Koordinaten: 50° 57′ 18″ N, 14° 53′ 35″ O
Höhe: 257 m
Eingemeindung: 1. Juli 1950
Eingemeindet nach: Hirschfelde
Postleitzahl: 02788
Vorwahl: 035843

Rosenthal ist ein Dorf in der sächsischen Oberlausitz im Landkreis Görlitz an der Grenze zu Polen. Bis zur Eingemeindung nach Hirschfelde 1950 war Rosenthal eine selbstständige Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Ausdehnung

Der Ort liegt am linken Ufer der Lausitzer Neiße am Rande des Neißedurchbruchstal. Im Westen grenzt der Klosterwald des Klosters St. Marienthal an das Dorf, im Osten die Bachaue des Kemmlitzbaches, der den Ort auch durchfließt. Im Norden steigt das Gelände zu einem kleinen Plateau an, das von den Bauern als Ackerfläche genutzt wurde. Man unterscheidet daher auch zwischen Ober- und Unterdorf. Im Süden schließt sich der Ort an Hirschfelde an.

Geschichte

Die Flachsspinnerei Hirschfelde H. C. Müller um 1905
Rosenthal von Rohnau aus betrachtet, um 1905

Rosenthal wird 1368 noch unter dem Namen Rosental erstmals urkundlich erwähnt. Von seiner ursprünglichen Bebauung zählt es zu den Platzdörfern, weiterhin gab es eine Trennung zwischen einem bäuerlichen Abschnitt im Oberdorf und einem Häusleranteil im Unterdorf. Im 15. Jahrhundert wurde Rosenthal ein Rittersitz und man errichtete ein Vorwerk. 1595 verkaufte der Gutsherr Wilrich von Kyaw das Dorf für 2000 Taler an den Rat der Stadt Zittau. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 war der Ort komplett verwüstet und unbewohnt. Kurze Zeit darauf siedelte die Stadt Zittau hier aber Glaubensflüchtlinge aus Böhmen und Mähren an, die als Leineweber den Leinwandhandel der Stadt vorantreiben sollten. Um den Wiederaufbau des Dorfes zu fördern, erließ man den Einwohnern für einige Jahre alle Abgaben. Das ursprünglich nach Burkersdorf eingepfarrte Rosenthal wurde ab 1570 der Kirchgemeinde Hirschfelde zugeschrieben, nachdem die ansässige Johanniterkommende aufgelöst wurde. Bis 1771 gab es im Ort keine Schule. Die Kinder, die damals eine Schule besuchen konnten, wurden entweder in Hirschfelde oder in Rohnau unterrichtet. In Folge der allgemeinen Schulordnung in sächsischen Landen vom Jahr 1770 wurde in Rosenthal zum 26. April 1771 erstmals ein Schulhalter namens Johann Christoph Straupe angestellt, der sein Gewerbe als Leinweber auch in der Zeit der Amtsführung weiterbetrieb. Seit ältester Zeit führte durch den Ort die Hauptstraße von Zittau nach Görlitz über die steilste Straße in weiter Umgebung, dem Rosenthaler Berg. Für die Fuhrwerke leistete die im Niederdorf angrenzende und zu Hirschfelder gehörende Mühle Vorspanndienste bis zum Wechsel am Kretscham im Oberdorf. Die Straße trägt heute in Anlehnung an die vergangenen Zeiten die Bezeichnung Ziehberg. Im Jahr 1843 änderte sich die Situation mit dem Bau einer Umgehungsstraße durch das Kemlitztal. Als im Jahr 1847 die erste maschinelle Flachsspinnerei Sachsens in Hirschfelde zu produzieren begann, nahm die Hausweberei ab, stattdessen siedelten sich hier aber viele Arbeiter der Fabrik an.

Am 1. Juli 1950 wurde Rosenthal ein Teil der Gemeinde Hirschfelde[1], die wiederum am 1. Januar 2007 in die Stadt Zittau eingegliedert wurde.[2] Der letzte Bürgermeister war Fritz Rokohl.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1772 220
1834 396
1855[3] 535
1871 627
1890 519
1910 456
1925 467
1939 429
1946 658

Im Jahr 1777 wirtschafteten in Rosenthal acht besessene Mann, fünf Gärtner und 28 Häusler.

Die erste Bevölkerungserhebung in Sachsen, in der nicht die Besitzverhältnisse sondern jeder einzelne Einwohner gleichwertig gezählt wurde, erfolgte im Jahr 1834, damals lebten knapp 400 Personen im Ort. Die Bevölkerung vergrößerte sich innerhalb eines halben Jahrhunderts auf 627 Einwohner im Jahr 1890. Grund hierfür war die Errichtung der Flachsspinnerei Hirschfelde H. C. Müller und die damit verbundene Ansiedlung von Fabrikarbeitern. Später sank die Einwohnerzahl wieder. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fanden viele Flüchtlinge in Rosenthal eine neue Heimat, so dass die Bevölkerung auf über 650 Einwohner anwuchs.

Ortsnamensformen

Ortsnamensformen von Rosenthal sind unter anderem Rosental (1368), Rosinthal (1429), Rosen Thal (1648), Rosenthal (1791) und Rosenthal b. Zittau (1875). Heute ist wieder die Form Rosenthal gebräuchlich.

Literatur

  • Die südöstliche Oberlausitz mit Zittau und dem Zittauer Gebirge. In: Werte der Deutschen Heimat. Bd. 16, Akademie-Verlag, Berlin 1970, S. 93–94.
  • Geschichte der Dörfer Rohnau, Rosenthal und Scharre bei Hirschfelde in der königlich sächsischen Oberlausitz, Hermann Friedrich Knothe. 1857.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  2. Gebietsänderungen ab 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2007. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 20. November 2009.
  3. C. F. T. Rudowsky: Verzeichniß der gesammten Ortschaften des Königreichs Sachsen ... nach der Zählung am 3. Dezember 1855. Dresden: Ramming 1857, S. 63.

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