Bahnstrecke Zittau–Hagenwerder

Bahnstrecke Zittau–Hagenwerder
Zittau–Hagenwerder
Strecke der Bahnstrecke Zittau–Hagenwerder
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen 1902
Kursbuchstrecke (DB): 220
Streckennummer: 6589; sä. ZN
Streckenlänge: 23,605 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 15,87 
Minimaler Radius: 330 m
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Legende
Strecke – geradeaus
von Löbau
Bahnhof, Station
0,008 Zittau 262 m
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Liberec
   
2,720 Abzw Eckartsberg
   
5,165 Drausendorf 230 m
   
7,081 Hirschfelde (bis 2007)
Haltepunkt, Haltestelle
7,900 Hirschfelde (seit 2007) 222 m
Grenze auf Brücke mit Wasserlauf
8,377
0,200
Neißebrücke (Staatsgrenze DeutschlandPolen)
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
von Bogatynia
Blockstelle, Awanst, Anst etc.
0,030
26,118
Abzw Trzciniec Zgorzelecki
   
Rohnau 224 m
Grenze auf Brücke mit Wasserlauf
24,930
9,767
Neißebrücke (Staatsgrenze Polen–Deutschland)
   
9,960 Rosenthal 220 m
Grenze auf Brücke mit Wasserlauf
10,027
24,674
Neißebrücke (Staatsgrenze Deutschland–Polen)
   
19,170 Bratków Zgorzelecki früher Marienthal (Sachs) 223 m
Bahnhof, Station
17,514 Krzewina Zgorzelecka früher Ostritz 207 m
Blockstelle, Awanst, Anst etc.
14,437
0,000
Abzw Ręczyn
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Mikułowa
Grenze auf Brücke mit Wasserlauf
0,689
20,958
Neißebrücke (Staatsgrenze Polen–Deutschland)
   
ehem. Landesgrenze SachsenPreußen
   
von Seidenberg (Zawidów)
Bahnhof, Station
23,613 Hagenwerder bis 1936: Nikrisch 195 m
Strecke – geradeaus
nach Görlitz

ehemals zweigleisige Strecke

Die Bahnstrecke Zittau–Hagenwerder ist eine Nebenbahn in Sachsen, die ursprünglich von der Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft von Zittau entlang der Lausitzer Neiße über Ostritz nach Hagenwerder, wo sie in die ehemalige Hauptbahn Görlitz–Seidenberg einmündet. Ein Teil der Strecke befindet sich seit 1945 auf polnischem Staatsgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Bemühungen, eine Eisenbahn zwischen Zittau und Gölitz zu bauen, datieren schon von 1860. In jenem Jahr stellte die Stadt Görlitz eine Petition an das preußische Abgeordnetenhaus, bei der sächsischen Regierung die Genehmigung zum Bau zu erlangen. Im Jahr 1867 bemühte sich auch die Berlin-Görlitzer Eisenbahn um die Konzession für eine Fortführung ihrer Bahn bis Zittau, die von der preußischen Regierung jedoch abschlägig beschieden wurde.

Erst im Zusammenhang mit dem geplanten Bau der Strecke Görlitz–Seidenberg der Berlin-Görlitzer Eisenbahngesellschaft wurde am 13. August 1873 auch eine Zweigbahn nach Zittau konzessioniert. Ein Staatsvertrag zwischen Sachsen und Preußen regelte die Bedingungen für den Bau und Betrieb.

Am 1. Juni 1875 ging die Strecke Görlitz–Seidenberg in Betrieb, die Zweigbahn nach Zittau folgte am 15. Oktober 1875.

Am 1. Mai 1882 ging die Betriebsführung der Strecke von der Berlin-Görlitzer Eisenbahn an die Preußische Staatseisenbahn über. Die endgültige Verstaatlichung der Berlin-Görlitzer Eisenbahn folgte am 1. Januar 1883.

Ein Reisezug Richtung Zittau am Haltepunkt Rohnau (1907)

Als im Jahr 1895 die insolvente thüringische Weimar-Geraer Eisenbahn zum Verkauf stand, verzichtete Sachsen zugunsten Preußens auf deren Erwerbung. Im Gegenzug bot man Sachsen die Strecke Zittau-Nikrisch zu sehr günstigen Bedingungen an. Der sächsische Landtag genehmigte diesen Tauschhandel, so dass die Strecke Zittau-Nikrisch ab 1. April 1896 in sächsisches Staatseigentum überging. Im sächsischen Streckenbezeichnungsschema wurde die Strecke fortan mit dem Kürzel ZN geführt.

Am 15. Juni 1924 wurde die bisherige Hauptbahn zur Nebenbahn abgestuft.

Nach der Angliederung des Sudetenlandes am 1. Oktober 1938 an Deutschland begann wegen des erwarteten Verkehrszuwachses der zweigleisige Ausbau der Strecke, der wegen des im Jahr 1939 begonnenen Zweiten Weltkrieges allerdings nicht mehr fertiggestellt wurde. Ab 2. November 1938 wurde das zweite Gleis Abzw Eckartsberg - Hirschfelde in Betrieb genommen. Am 12. Januar 1942 folgte noch der kurze Abschnitt von Zittau bis Abzw Eckartsberg.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kamen die östlich der Lausitzer Neiße gelegenen Gebiete mit einem Teil der Strecke zu Polen. Im Jahr 1948 gingen die Streckenabschnitte zwischen den Kilometern 8,4 und 9,8 sowie 10,0 und 21,0 an die Polnischen Staatsbahnen (PKP) über. Der deutsche Zugverkehr wird seitdem im privilegierten Durchgangsverkehr durchgeführt.

Zunächst wurde der Güterverkehr wieder aufgenommen, ab 1948 auch der Personenverkehr auf deutscher Seite, die Züge hielten jedoch nicht auf dem polnischen Abschnitt. Ab 1950 hielten die Züge wieder im Bahnhof von Ostritz, der nun den polnischen Namen Krzewina Zgorzelecka trug. Von dort war der Fußweg über einen Fußgängerbrücke ins deutsche Ostritz möglich. Die PKP baute auf ihrer Seite einen Anschluss an die Strecke, um Braunkohlevorkommen besser erschließen zu kommen. Bei Ręczyn wurde eine Verbindung ins Netz erstellt und kurz vor der Grenze bei Hirschfelde ein Abzweig nach Bogatynia. Auf dieser Strecke fuhren fortan polnische Güter- und Personenzüge.

Neiße-Brücke km 10,027 DB / 24,674 PKP am ehem. Haltepunkt Rosenthal (2007)

Eine Besonderheit ist seitdem die Kilometrierung der Strecke. Die PKP integrierte fortan ihren Abschnitt in die fortlaufende Kilometrierung der Bahnstrecke Mikułowa–Bogatynia, die kurzen Grenzabschnitte Hirschfelde–Abzw Trzciniec Zgorzelecki und Abzw Ręczyn–Hagenwerder werden zudem als eigene Strecken geführt. Die Deutsche Reichsbahn betrachtete hingegen die Strecke Zittau–Hagenwerder auch weiterhin als Einheit und behielt damit die alte Kilometrierung von Zittau aus bei. So erklärt sich auch der zweifache Kilometersprung an der Staatsgrenze beim ehemaligen Haltepunkt Rosenthal, wo auf 250 Metern deutsche Abteilungszeichen aufgestellt sind.

Die polnische Staatsbahn PKP hat den Personenverkehr im Jahre 2000 auf ihrem Streckenteil eingestellt. Im Güterverkehr wird die Strecke noch von den PKP bedient, es verkehren Kohleganzzüge vom Tagebau Turów. Die Neißebrücke bei Ostritz ist seit 1995 auch als Grenzübergang in Betrieb, so dass die Züge seitdem auch für polnische Fahrgäste benutzbar sind. Im Jahr 2006 ist die Strecke mit EU- und deutschen Mitteln umfangreich saniert worden.

Auf der Neißetalbahn verkehren stündlich die Züge der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG), die mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2008 die Lausitzbahn in der Relation Zittau–Cottbus abgelöst hat. Die Reisezeiten für die Gesamtstrecke betragen 116 beziehungsweise 112 Minuten, für den Abschnitt Zittau–Görlitz 39 beziehungsweise 35 Minuten. Zugkreuzungen finden regulär in Hagenwerder statt. Der Bahnhof Krzewina Zgorzelecka (Ostriz) wird dafür heute nur noch außerplanmäßig dafür benutzt.

Hochwasser August 2010

Während des Neiße-Hochwassers am 7./8. August 2010 wurde die Strecke an mehreren Stellen überflutet. Der Bahnhof Hirschfelde wurde komplett überspült. Auf dem polnischen Abschnitt konnte der Zugverkehr schon nach wenigen Tagen wieder aufgenommen werden. Zwischen Zittau und Görlitz blieb die Strecke wegen starker Schäden zwischen Hagenwerder und Görlitz längerfristig gesperrt. Der Zugverkehr wurde am 1. April 2011 wieder ohne Einschränkungen aufgenommen worden.


Streckenbeschreibung

Verlauf

Zug der Lausitzbahn bei der Einfahrt in den Bahnhof Hagenwerder

Die Strecke verlässt den Bahnhof Zittau nordostwärts. Fast geradlinig führt die Strecke nun durch Wiesen und Felder nach Hirschfelde. Dort wird das erste Mal im Streckenverlauf die Neiße überquert und das Gleis führt nun über polnisches Territorium. Von rechts mündet die heute nur dem Güterverkehr dienende PKP-Strecke von Bogatynia (Reichenau) ein. Auf den folgenden Kilometern führt das Gleis durch das enge, landschaftlich reizvolle Durchbruchstal der Neiße. Am ehemaligen Haltepunkt Rosenthal wird die Neiße bei einer Flussschleife zweimal überquert, was zu dem Kuriosum führt, dass sich dort rund 200 Meter der Strecke auch heute noch im Eigentum von DB Netz befinden. Nach dem Bahnhof Krzewina Zgorzelecka – früher Bahnhof Ostritz – zweigt die polnische Strecke nach Zawidów (Seidenberg) ab und es wird ein viertes Mal die Neiße überquert.

Betriebsstellen

Bahnhof Zittau
Bahnhof Zittau (2007)

Der Bahnhof Zittau wurde am 10. Juni 1848 von der Löbau-Zittauer Eisenbahn als Endpunkt ihrer Strecke von Löbau in Betrieb genommen. Im Laufe der Jahre wurde er mehrmals erweitert. Mit dem Bau der Strecken nach Reichenberg (1859), Warnsdorf (1871), Nikrisch (1873), Reichenau (1884) und Oybin/Jonsdorf (1890) wurde er zum größten Eisenbahnknoten in der südlichen Oberlausitz.

Abzweig Eckartsberg

Der Abzweig Eckartsberg war eine Abzweigstelle am Beginn des zweigleisigen Abschnittes nach Hirschfelde. Er bestand nur vom 2. November 1938 bis 12. Januar 1942.

Haltepunkt Rohnau

Der Haltepunkt Rohnau entstand 1882 nahe der gleichnamigen Ortschaft Rohnau östlich der Neiße. Über eine Brücke südlich der Station gelang man zu dem massiv gebautem Dienstgebäude und der hölzernen Wartehalle. Nach der Eröffnung der Fußgängerbrücke über die Neiße nach Rosenthal nutzten zahlreiche Rosenthaler den Rohnauer Haltepunkt, da er dem Ort näher lag. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Haltepunkt geplündert und verfiel zusehends. Die Station ist heute kaum noch erkannbar.[1]

Haltepunkt Rosenthal

Der Haltepunkt Rosenthal wurde 1884 nahe der beliebten Ausflugsgaststätte von Otto Raspe im Neißeengtal eingerichtet. Nach deren Schließung um 1940 ließ man den Haltepunkt am 1. November 1943 wieder auf. Der ehemalige Haltepunkt liegt heute an dem nur etwa 200 Meter langen deutschen Abschnitt, wo die Strecke eine Neißeschleife abkürzt und so zweimal die Grenze überquert.

Haltepunkt Bratków Zgorzelecki

Der Haltepunkt Bratków Zgorzelecki (bis 1945: Marienthal (Sachs)) wurde im Jahr 2000 aufgegeben.

Bahnhof Hagenwerder
Bahnhof Hagenwerder (2011)
Hauptartikel: Bahnhof Hagenwerder

Der Bahnhof Hagenwerder (bis 1936: Nikrisch) existiert seit der Betriebsaufnahme auf der Strecke Görlitz–Seidenberg am 1. Juli 1875. Während der DDR-Zeit wurden über den Bahnhof umfangreiche Transporte für den Bau und Betrieb des nahen Kraftwerkes Hagenwerder abgewickelt.

Literatur

  • Wilfried Rettig: Eisenbahn im Dreiländereck, Teil 1. EK-Verlag Freiburg, 2010, ISBN 978-388255-732-9.
  • Reiner Preuß: Sächsische Staatseisenbahnen. transpress Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 1991, ISBN 3-344-70700-0.
  • Bernd Kuhlmann: Eisenbahnen über die Oder-Neiße-Grenze. Ritzau KG - Verlag Zeit und Eisenbahn, Pürgen 2004, ISBN 3-935101-06-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wilfried Rettig: Eisenbahn im Dreiländereck. Ostsachsen (D) / Niederschlesien / (PL) / Nordböhmen (CZ). Teil 1: Geschichte der Hauptstrecken, Betriebsstellen, Elektrifizierung und Fahrtbeschreibungen. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2010, ISBN 978-388255-732-9, S. 163f.

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