- Hirschfelde (Zittau)
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Hirschfelde Stadt ZittauKoordinaten: 50° 57′ N, 14° 53′ O50.94166666666714.886111111111226Koordinaten: 50° 56′ 30″ N, 14° 53′ 10″ O Höhe: 226 m Fläche: 41,32 km² Einwohner: 4.851 (31. Dez. 2006) Eingemeindung: 1. Jan. 2007 Postleitzahl: 02788 Vorwahl: 035843 Hirschfelde ist ein Dorf im Südosten Sachsens im Landkreis Görlitz an der Grenze zu Polen. Die ehemals selbstständige Gemeinde wurde 2007 in die Stadt Zittau eingegliedert.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Entwicklung des Gemeindegebiets
Jahr Einwohner 1772 1021 1790 1246 1830 1300 1841 1558 1849 1676 1871 2015 1890 2062 1906 2121 1910 2384 1925 2872 1929 3107 1939 3033 1946 3897 1950 4016 1964 3963 1990 2997 10/2005 1865 10/2006 1848 10/2007 1786 10/2008 1714 10/2009 1666 10/2010 1593 10/2011 1536 Der Ort wird 1310 erstmals urkundlich erwähnt. Entstanden ist er jedoch wesentlich früher, da die Kirche bereits im Jahr 1299 geweiht wurde und zu diesem Zeitpunkt eine Hirschfelder Johanniter-Kommende Erwähnung findet. Über die Jahrhunderte des Bestehens bekam Hirschfelde in Bezug auf die Verfassungsverhältnisse mehrfach den Status geändert (1396 Stadt, 1419/1777 Städtlein, 1550/1834 Flecken, 1875 Dorf, 1914–1945 Landgemeinde[2]). Zu Hirschfelde gehörte die an der Einmündung der Küpper am Ostufer der Neiße gelegene Ortschaft Lehde. 1914 folgte die Eingemeindung von Scharre. Der Ort befindet sich ebenfalls östlich der Neiße. Beide Ortsteile kamen nach dem Zweiten Weltkrieg laut Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung und gehen heute im Ort Turoszów, einem Teil der Gemeinde Bogatynia auf.
Weitere Eingemeindungen zu Hirschfelde fanden in den Folgejahren statt:
- 1. Juli 1950: Rosenthal[3]
- 19. Mai 1974: Drausendorf[3]
- 1. Januar 1999: Zusammenschluss von Hirschfelde und Wittgendorf.[4]
- 1. Januar 2002: Zusammenschluss von Hirschfelde und Dittelsdorf.[5]
- 1. Januar 2005: Eingliederung von Schlegel.[6]
Ortsansichten
Politik
Die letzte Bürgermeisterin vor der Eingemeindung nach Zittau war Ursula Guder. Die Partnerschaft mit Furtwangen im Schwarzwald besteht auch nach der Eingemeindung fort.
Wirtschaft und Verkehr
In Hirschfelde befinden sich Stammsitz und Werke des deutschlandweit bekannten Spülmittelherstellers fit GmbH.
Hirschfelde liegt an der Bundesstraße 99 von Görlitz nach Zittau und an der Neißetalbahn, die Zittau mit Görlitz verbindet. Der Oder-Neiße-Radweg entlang der Lausitzer Neiße verläuft durch den Ort. Trotz des Schengen-Beitritts Polens am 21. Dezember 2007 bleiben die Neißebrücken am Kraftwerkswehr und in der Neißgasse als Grenzübergänge nach Polen geschlossen, da bislang keine finanziellen Mittel zur Sanierung zur Verfügung stehen. Die Aschebrücke nach Polen wurde 2009 abgerissen. Die Stadt Zittau und der Freistaat Sachsen einigten sich im Januar 2011 über den Abriss der Gießmannsdorfer Brücke am Kraftwerkswehr, da Zittau und die Stadt Bogatynia keine Verwendung mehr sehen. Vorbehaltlich der generellen Zustimmung Polens, übernimmt der Freistaat Sachsen den Abriss.[7]
Industriegeschichte
Hirschfelde wurde nachweislich seit 1557 durch die Leinenweberei geprägt. Im Jahr 1729 finden 184 Webstühle Erwähnung. Mit Beginn der Herstellung von maschinellen Leinengarnen entwickelte sich der Ort ab Mitte des 19. Jahrhundert zur mächtigen Industriegemeinde. Nachstehende Unternehmen prägten einst maßgeblich den Ort:
- Flachsspinnerei Hirschfelde H. C. Müller, gegründet 1845, ab 1970 Produktionsstätte des VEB Vereinigte Leinenindustrie, danach Hirschfelder Leinen und Textil GmbH, geschlossen 31.Dezember 2003
- Orleansweberei J. B. Herrmann (zuletzt Produktionsstätte des VEB Oberlausitzer Textilbetriebe), gegründet 1867, geschlossen 1990
- Braunkohlenwerk Herkules, gegründet 1908, Produktion schrittweise eingestellt von 1966 bis 1968 - dazwischen Umstrukturierung zum VEB Fettchemie mit Produktionsbeginn 1968 (heute fit GmbH)
- Kraftwerk Hirschfelde, Inbetriebnahme 1911, geschlossen 1992
- Kalzium-Karbid-Fabrik, gegründet 1917, geschlossen 29. Februar 1992, Bezeichnung ab 1952 VEB Elektrochemie Hirschfelde, spätere Bezeichnung VEB Ferrolegierungswerk Hirschfelde
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
- zahlreiche Umgebindehäuser unter anderem am Markt
- Kirche in Hirschfelde (ev.), die Weihe zur Peter-Pauls-Kirche fand bereits im Jahr 1299 statt
- Kirche in Dittelsdorf, errichtet von Carl August Schramm in den Jahren 1848–1850
- Technisches Denkmal & Museum Kraftwerk Hirschfelde
- Wasserfall im Kemlitztal des Ortsteils Rosenthal
- Neißetal
Gedenkstätten
- Ehrenmal auf dem Ortsfriedhof an der Straße des Aufbaus zur Erinnerung an 21 Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus mehreren Ländern, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
Sport
In Hirschfelde gibt es mit dem FSV 1911 Hirschfelde e.V. eine sehr lange Faustballtradition. Gegründet wurde die Faustballriege 1911 im damaligen Hirschfelder Turnverein.
Persönlichkeiten
Folgende Personen wurden in Hirschfelde geboren oder wirkten hier:
- Paul Anton (1661–1730), evangelischer Theologe
- Heinrich Carl Müller (1791–1876), Textilfabrikant, Gründer der ersten sächsischen Maschinenflachsspinnerei
- Hermann Knothe (1821–1903), Landeshistoriker der Oberlausitz
- Ernst Pinkert (1844–1909), Begründer des Leipziger Zoos
- Moritz Fünfstück (1856-1925), Botaniker
- Friedrich Carl Müller (1862–1916), Unternehmer und Politiker (NLP), MdL
- Walter Haensch (1904–nach 1955), SS-Sturmbannführer und Kommandeur des Sonderkommandos 4b in der Einsatzgruppe C, im Einsatzgruppen-Prozess zum Tode verurteilt.
- Hans Kühn (1908–2009), Oberlausitzer Komponist und Heimatsänger aus Oybin, komponierte unter anderem im Jahr 1952 das Lied „Unse Bimmelboahn“
- Günter Männig (1928–2008), Fußballfunktionär
- Karl Arnold (* 1940) in Dittelsdorf, Gewichtheber
Literatur
- Die südöstliche Oberlausitz mit Zittau und dem Zittauer Gebirge. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1970 (Werte der deutschen Heimat. Band 16). S. 96–102.
- Hermann Knothe: Geschichte des Fleckens Hirschfelde in der königlich sächsischen Oberlausitz. 1851. - Digitalisat
- Festschrift: Ferrolegierungswerk Hirschfelde - 70 Jahre Schmelzbetrieb. 1987.
- Markus Ludwig: Die Geschichte der Flachsspinnerei Hirschfelde. 2009.
- Historischer Hirschfelder Industriepfad
- Torsten Töpler, Ortschronist: Festschrift 700 Jahre Hirschfelde 1310-2010. 2010.
Weblinks
Commons: Hirschfelde (Zittau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Ortsteil Hirschfelde
- Förderverein e.V. Technisches Denkmal & Museum Kraftwerk Hirschfelde
- C. F. T. Rudowsky: Verzeichniß der gesammten Ortschaften des Königreichs Sachsen ... nach der Zählung am 3. Dezember 1855. Dresden: Ramming 1857, S. 27.
- Hirschfelde im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Gebietsänderungen ab 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2007. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 20. November 2009.
- ↑ Hirschfelde im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- ↑ a b Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- ↑ Gebietsänderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 20. November 2009.
- ↑ Gebietsänderungen ab 1. Januar 2002 bis 31. Dezember 2002. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 20. November 2009.
- ↑ Gebietsänderungen ab 1. Januar 2005 bis 31. Dezember 2005. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 20. November 2009.
- ↑ Sachsen reißt Grenz-Brücken ab. Sächsische Zeitung, 29. Januar 2011, abgerufen am 30. Januar 2011 (Abruf des kompletten Artikels ist kostenpflichtig): „Das Umweltministerium wartet noch auf die Zustimmung aus Polen. […] Der Freistaat hat sich bereit erklärt, den Abriss von vier gesperrten Neiße-Brücken beziehungsweise Brückenresten in Zittau zu übernehmen. Darauf haben sich die Stadt und das Land jetzt verständigt. „Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) kümmert sich um die vier Brücken, für die die Stadt Zittau und die Stadt Bogatynia keine Verwendung mehr sehen“, sagte Zittaus Bürgermeister Michael Hiltscher (CDU) gestern auf Nachfrage. […]“
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