SBZ von A bis Z

SBZ von A bis Z
Titelseite des Buches

Das Buch SBZ von A bis Z (auf dem Buchumschlag „SBZ von A-Z“) mit dem Untertitel „Ein Taschen- und Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands“ ist ein Nachschlagewerk, das zwischen 1953 und 1969 vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen herausgegeben wurde. Es stand im Zeichen des Kalten Krieges und sollte der Aufklärung der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland über die Vorgänge in der im Westen damals weiterhin als Sowjetische Besatzungszone (SBZ) bezeichneten DDR dienen.

Inhaltsverzeichnis

Zeitgeschichte

Das Buch und seine Bedeutung sind heute nur im geschichtlichen Zusammenhang zu verstehen. Es wurde in der Hochphase des Kalten Krieges herausgegeben und vor dem Abschluss der Ostverträge, Anfang der 1970er Jahre, wieder eingestellt. Die letzte Ausgabe 1969 hatte bereits einen veränderten Titel. Es war ein Nachschlagewerk, das Fakten über die SBZ/DDR vermitteln soll.

Das Buch ist den Werten und Zielen des Auftraggebers verpflichtet:

  • Der Alleinvertretungsanspruch der BRD wird betont und der DDR die Legitimation abgesprochen
  • Das Gebiet der DDR wird als „Sowjetische Besatzungszone“, „Sowjetzone“, „Zone“ oder „Mitteldeutschland“ bezeichnet, Ost-Berlin als „Sowjetsektor“. Für das politische System wurde der Begriff „sogenannte DDR“ eingeführt.
  • Das Ziel einer Wiedervereinigung in Freiheit wird betont
  • Die Rückgängigmachung der Bodenreform, der Verstaatlichung und die Wiederherstellung der Koalitionsfreiheit werden als Ziele vorausgesetzt

Die Sprache des Buches und die Auswahl der Themen unterstützt diese Zielsetzung.

Deutlich wird dieses beispielsweise am Klappentext der Ausgabe von 1960 (Lit.: BmgF, 1960):

Die Sowjetische Besatzungszone ist die Mitte unseres dreigeteilten Vaterlandes, zwischen der Bundesrepublik und den Ostgebieten unter polnischer Verwaltung • sollte darum niemals als „Ostzone“ bezeichnet werden • gliederte sich bis 1952 in die Länder Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen • wurde sodann – zum Zwecke wirkungsvollerer Sowjetisierung – in vierzehn Bezirke aufgeteilt • wird von der herrschenden SED mit allen Mitteln zu einer „Volksdemokratie“ im Schlepptau der Sowjetunion umgestaltet.

Inhalt

Das Buch in der Ausgabe von 1960 gliedert sich im Wesentlichen in die folgenden vier Abschnitte:

Inhalt Seiten Ausgabe 1966
Vorwort 5–8 5–8
Stichwörter ABF bis Zwickau 9–472 bis Zwischenschichten 9–557
Zeittafel 473–487 558–581
Literatur-Hinweise 488–503 582–605 mit 769 Titeln

Die drei beiliegenden Karten zeigten „Deutschland (in den Grenzen von 1937)“ (Freie Stadt Danzig und Memelland wurden besonders gekennzeichnet), „Bodennutzung, Bergbau, Industrien in der SBZ“ und „Berlin“ mit der Einteilung Berlin (West) und Sowjetsektor.

Als Nachschlagewerk enthält es viele Begriffe und Abkürzungen die damals in Westdeutschland der breiten Bevölkerung nicht vertraut waren. Das sind vor allem Begriffe aus dem Parteijargon der SED sowie aus dem Russischen eingedeutschte Worte. Darüber hinaus werden bedeutende Personen des öffentlichen Lebens beschrieben.

Stichwörter

Im Folgenden werden einige Stichwörter zitiert.

Stichwort „Flagge“

Flagge: Die F. der „DDR“ besteht aus den Farben Schwarz-Rot-Gold […]. Seit dem 1. Oktober 1959 trägt sie auf beiden Seiten in der Mitte das →Wappen, Hammer und Zirkel, umgeben von einem Ährenkranz. Den ständigen Bemühungen, der „DDR“ und der These von den beiden deutschen Staaten Anerkennung zu verschaffen, dienen auch die Versuche, die F. in der BRD und im westlichen Ausland vor allem bei internationalen Kongressen oder Sportveranstaltungen zu zeigen. Dieser politische Zweck hat der neuen F. den treffenden Namen „Spalterflagge“ eingebracht. In der BRD ist es verboten, diese F. zu zeigen (→Sport).

Stichwort „Krieg“

Bei diesem Eintrag wird die Wortbedeutung von „Krieg“ in der kommunistischen Lehre anhand von Zitaten aus der kommunistischen Literatur dargelegt und durch zusätzliche Kommentare bewertet:

Krieg: Nach der komm. Lehre gibt es zwei Arten von K.: „a) einen gerechten K., der kein Eroberungs-K., sondern ein Befreiungs-K. ist […] b) einen ungerechten, einen Eroberungs-K., der das Ziel hat, fremde Länder zu erobern, fremde Völker zu versklaven […].“ Die Lehre von den zwei K., insbesondere die geschichtsphilosophisch begründete, in der Praxis aber willkürliche Entscheidung darüber, welcher K. als gerecht und welcher als ungerecht anzusehen ist, ermöglicht die Rechtfertigung des Bürger- und selbst des Angriffs-K. (→Frieden).

Stichwort „Massenkontrolle“

„Massenkontrolle“ ist ein Begriff aus dem Parteijargon:

Massenkontrolle: Pj. Teil der sog. →Masseninitiative, u. a. gebraucht bei der →Kontrolle über die Erfüllung der →Betriebskollektivverträge sowie als Kontrolle über die Versorgung der Bevölkerung (die →Arbeiterkontrolle sowie sog. Kontrollposten der FDJ).

Stichwort „Menschenraub“

Unter dem Stichwort „Menschenraub“ werden Verbrechen der DDR-Führung in Westdeutschland und West-Berlin angeprangert.

Menschenraub: Der sowjetzonale →Staatssicherheitsdienst hat mit Hilfe gedungener krimineller Elemente wiederholt das Verbrechen des M. begehen lassen, um SBZ-Flüchtlinge oder Personen, die in der Bundesrepublik oder in West-Berlin aktiv gegen das Unrechtsregime in der Zone tätig waren, in die Hände zu bekommen. Die dabei angewendeten Methoden reichen bis zur Giftbeibringung und zum brutalen Überfall auf der Straße. […]

Bewertung aus Sicht der DDR

Aus Sicht der DDR-Regierung stellte dieses Buch Propaganda dar. In der DDR war das Buch verboten.

Auflagen

Die erste Auflage erschien 1953. Ab da wurde fast jährlich eine überarbeitete und erweiterte Auflage herausgegeben. Die zweite Auflage 1954 [1] hatte 208 Seiten und kostete im Buchhandel 2,70 DM, was eher eine Schutzgebühr war, denn das Buch wurde vornehmlich über die Bundeszentrale für Heimatdienst und vergleichbare Institute der Bundesländer kostenlos vertrieben. Die zehnte Auflage Juni 1966, 755.-914. Tausend, wurde von Günter Fischbach betreut, hatte 608 Seiten und trug das Vorwort des Ministers Erich Mende. Insgesamt lag die Auflagenhöhe damit bei fast einer Million Büchern.

Ausgaben

  • Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.): SBZ von A bis Z. 6. Aufl. Deutscher Bundes-Verlag, Bonn 1960. 509 S.
  • Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.): SBZ von A bis Z. 7. Aufl. Deutscher Bundes-Verlag, Bonn 1962. 540 S. (die erste Ausgabe nach dem Bau der Mauer). 326. - 442. Tsd.
  • Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.): SBZ von A-Z. 10. Aufl., 755.–914. Tsd. Deutscher Bundes-Verlag, Bonn 1966. 605 S.
  • Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.): A bis Z. 11., überarb. u. erw. Aufl., 915.–965. Tsd. Deutscher Bundes-Verlag, Bonn 1969. 832 S. (DNB)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 2. Auflage 1954, DNB

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • SBZ von A-Z — Titelseite des Buches Das Buch SBZ von A Z mit dem Untertitel „Ein Taschen und Nachschlagebuch über die sowjetische Besatzungszone Deutschlands“ ist ein Nachschlagewerk, das in den Nachkriegsjahren vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen… …   Deutsch Wikipedia

  • SBZ-Philatelie — bezeichnet die Philatelie in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) nach dem Zweiten Weltkrieg. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Philatelie 3 (Berlin Brandenburg) mit OPD Potsdam …   Deutsch Wikipedia

  • SBZ — Sowjetische Besatzungszone ab 21. Januar 1947 Die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) oder Ostzone (kurz: Zone) war eine der vier Zonen, in welche Deutschland 1945 entsprechend dem Potsdamer Abkommen von den alliierten Siegermächten aufgeteilt wurde …   Deutsch Wikipedia

  • Von Werthern — Wappen der von Werthern Wappen derer von Werthern in Siebmachers Wappenbucg (1605) Die Freiherren und Grafen von Werthern sind ein altes …   Deutsch Wikipedia

  • Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED — Das Logo der SED: Der Händedruck sollte die Einheit der Arbeiterbewegung und die Überwindung der Spaltung symbolisieren. Eine Zwangsvereinigung ist eine Vereinigung von souveränen Körperschaften (wie Staaten, Parteien, Kirchen und anderer… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutschland 1945 bis 1949 — Deutschland 1945–1949 Deutschland 1946 Erkennungsflagge für deutsche Handelsschiffe …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsches Reich 1945 bis 1949 — Deutsches Reich 1945–1949 Erkennungsflagge für deutsche Handelsschiffe 1946–1950 Navigati …   Deutsch Wikipedia

  • Parteiwesen in der SBZ — Das Parteiwesen oder Parteisystem in der SBZ bzw. DDR bestand aus anfangs vier (1945) und später fünf (ab 1948) Parteien. Hinzu kamen die Massenorganisationen, die ebenfalls Mandate in den Parlamenten zugewiesen bekamen und damit ebenfalls… …   Deutsch Wikipedia

  • Verschleppung von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion — Bei der Verschleppung der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion wurden vom Januar 1945 bis zum Dezember 1949 zwischen 70.000 und 80.000 Rumäniendeutsche auf Grund ethnischer Kriterien als Reparation für die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in… …   Deutsch Wikipedia

  • Landtag Brandenburg (SBZ) — Der Landtag Brandenburg war das Landesparlament des Landes Brandenburg in der SBZ und DDR von 1946 bis zur Suspendierung der Länder 1952. Nach der Wende wurde das Land Brandenburg wiedererrichtet und der Landtag Brandenburg neu gewählt.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”