Santa Dorotea (Rom)

Santa Dorotea (Rom)
Basisdaten
Patrozinium: Hl. Dorothea

Hl. Silvester

Weihetag:
Anschrift:
Via di Santa Dorotea

00153 Roma

Die Fassade aus dem 18. Jahrhundert

Santa Dorotea, auch Santi Silvestro e Dorotea, ist eine Kirche in Rom. In ihrer heutigen Form entstammt sie der Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Resten einiger Vorgängerbauten. Sie ist Pfarrkirche und Klosterkirche der Franziskaner-Minoriten. Sie und das zugehörige Kloster beziehungsweise eine zu ihr gehörende ehemalige Bruderschaft spielten sowohl für die Gründung der Theatiner als auch der Piaristen eine wichtige Rolle. Ungewöhnlich für römische Kirchen ist ihre Grundstruktur, sie ist eine Mischung aus einem Zentralbau und einem einschiffigen Langhaus.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Namensgebung

Die Kirche liegt auf der linken Tiberseite im XIII. römischen Rione Trastevere, etwa 200 Meter westlich des Ponte Sisto. Ursprünglich war ein Vorgängerbau dem Hl. Silvester geweiht, so erwähnt als San Silvestro della Malva, das zusätzliche Patrozinium der Hl. Dorothea erscheint erstmals 1492,[1] setzte sich aber im Laufe der folgenden Jahrhunderte durch, beide Patrone erscheinen auch in einer spanischen Quelle des 16. Jahrhunderts.

Geschichte und Baugeschichte

Es ist letztlich nicht geklärt, wann an dieser Stelle ein erstes Kirchengebäude entstand. Genannt werden das 4., 8. und 11. Jahrhundert.[2] Erstmals urkundlich erwähnt wird die Kirche in einer Bulle des Papstes Calixtus II. von 1123, sie war damals wohl Filialkirche von Santa Maria in Trastevere. 1475 wurde sie entweder grundlegend erneuert oder neu errichtet. Über das Aussehen sind Beschreibungen überliefert, sie war dreischiffig bei einer Länge von 10,48 Metern, einer Breite von 5,56 Metern und einer Höhe von 7,36 Metern.[1] Die von einem genuesischen Notar gegründete Bruderschaft Compagnia del Divino Amore - lat.: Confraternitas Presbytorum et Clericorum ac Laicorum sub invocatione Divini Amoris - ist seit 1513 in Rom nachweisbar, sie vereinigte sich 1516/17 mit der Pfarrei der Kirche. Verbindungen zu San Giacomo degli Incurabili sind bekannt. Die Bruderschaft ging zwar in den Wirren des Sacco di Roma 1527 unter, aber zwei ihrer Mitglieder, der damalige Kardinal und spätere Papst Paul IV. und der spätere Heilige Kajetan von Thiene, gründeten 1524 den Theatinerorden. 1597 errichtete Joseph von Calasanza in den Räumen des Klosters die erste öffentliche und kostenlose Knabenschule Europas,[3] was als Beginn des Piaristenordens gesehen wird. Noch vor 1718 wurde die Kirche restauriert und möglicherweise zumindest teilweise freskiert. Die Franziskaner-Minoriten erwarben die Kirche durch Kauf 1729 und weiteres benachbartes Gelände, ebenfalls durch Kauf 1734. Ein völliger Neubau wurde 1750 beschlossen und ab 1751 unter Giovanni Battista Nolli begonnen, er liegt auch in der Kirche begraben. Vollendet wurde der Bau - bis auf die sechs Seitenaltäre - im Oktober 1756. Nach einem zwischenzeitlichen Besitz der Kamillianer von 1798 bis 1800 wurde den Franziskanern der Besitz endgültig 1818 übertragen. Restaurierungen folgten 1879 und 1931, bei der zweiten Restaurierung wurden abermals Fresken in der Kirche gemalt.

Blick zum Hauptaltar

Fassade

Die Fassade ist einachsig und eingeschossig, sie ist eine der letzten römischen Kirchenfassaden, die konkav erbaut wurde. Das Portal, die Inschrift oberhalb und das eingefügte Fenster werden von jeweils zwei breiten, doppelt gestellten Pilastern mit Kapitellen nach Kompositordnung flankiert, wobei die äußeren Pilaster nochmals hinterlegt sind. Das leicht verkröpfte Gesims stützt den tiefliegenden, zweimal gestaffelten Dreiecksgiebel. Die Inschrift lautet: OMNIPOTENTI DEO / IN HONOREM / S.S. SYLVESTRI PAPAE / AC / DOROTHEAE VIRGINIS / ET MARTYRIS. Im Segmentgiebel des Portals befindet sich ein Symbol der Franziskaner, zwei gekreuzte Arme mit einem Kreuz darüber, das Symbol findet sich wieder im Mittelteil des Fußbodens unter der Kuppel.

Inneres und Ausstattung

Das Innere der Kirche ist - wie angedeutet - ein Kompromiss aus einem zentralen Kuppelbau und einer einschiffigen Saalkirche, in der Literatur beschrieben als „gedehntes Zentralbauschema“[4]. Der langgestreckte Raum wird strukturiert durch die Joche der Gewölbe, je eines kleineren unmittelbar nach dem Eingang beziehungsweise vor der Apsis sowie jeweils ein größeres in den Elementen zwischen diesen und dem zentralen Kuppelraum. Alle Joche sind als Tonnengewölbe ausgeführt, mit Ausnahme des Kuppelraumes. Die eingestellten Pilaster tragen einheitlich Kapitelle nach Kompositordnung, die Gurtbögen gliedern letztlich den Raum. Das durchlaufende, verkröpfte Gesims ist mit einem Zahnschnitt versehen. Die Marmorierung freier Flächen ist nicht echt, es handelt sich um gemalten Marmor aus dem 19. Jahrhundert - in ihrer ursprünglichen Gestalt war die Kirche im Innenraum weiß.

Die Kuppel ist in Form einer Hängekuppel gestaltet, sie ist mit Rippen gegliedert, in deren Feldern Rosetten eingelassen sind. Die Fresken im Kuppelraum stellen dar: die Vision des Hl. Antonius, eine Glorie des Hl. Franziskus von Assisi, gefolgt von einem Bild eben dieses Heiligen, Franziskus nach Assisi fliegend und abschließend der Tod der Hl. Klara.

Die Tonne des rechten Querarms enthält drei Fresken, es handelt sich um Darstellungen des Hl. Joseph von Calasanz - rechts -, mittig der Hl. Pudentiana und links des Heiligen Kajetan von Thiene und des Seligen Andreas von Segni, sie stammen aus dem 20. Jahrhundert.

Im dritten Altar rechts befindet sich im Altarblatt ein Gemälde des österreichischen Malers Georg Kaspar Brenner aus dem 18. Jahrhundert. Es stellt die Empfängnis Mariens dar.

Die Apsis entstammt noch dem Vorgängerbau, in das großformatige zentrale Gemälde - es stellt die Patrone dar - ist ein älteres Marienbild mit plastisch herausgearbeiteten Silberkronen der Maria und des Jesus eingelassen.

Der linke Querhausarm enthält Grabstelen des 19. Jahrhunderts, auf dem Altarblatt ein Gemälde Ekstase des Hl. Franz von Assisi, eine Stiftung von Kardinal Nero Corsini aus dem Jahr 1760.

Im ersten Altar links befindet sich eine Darstellung des Heiligen Josef von Copertino aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, eine Arbeit des florentinischen Malers Vincenzo Meucci.[5]

Literatur

  • Brigitte Kuhn-Forte: Handbuch der Kirchen Roms. Begründet von Walter Buchowiecki. 4. Bd., Verlag Brüder Hollinek, Wien 1997, ISBN 3-85119-266-4.

Weblinks

 Commons: Santa Dorotea (Rome) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Kuhn-Forte: Handbuch der Kirchen Roms, S. 414.
  2. Kuhn-Forte: Handbuch der Kirchen Roms, S. 413.
  3. Kuhn-Forte: Handbuch der Kirchen Roms, S. 415.
  4. Kuhn-Forte: Handbuch der Kirchen Roms, S. 419.
  5. Kuhn-Forte: Handbuch der Kirchen Roms, S. 422.
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