Santa Bibiana

Santa Bibiana
Basisdaten
Patrozinium: Hl. Bibiana
Weihetag:
Anschrift: Via Giovanni Giolitti, 154
00185 Roma
Fassade von Gianlorenzo Bernini

Santa Bibiana ist eine Kirche in Rom. Sie ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. So ist die Fassade das erste Bauwerk Gianlorenzo Berninis, und der Hochaltar der Kirche enthält auch seine erste religiöse Skulptur. In ihr befindet sich der früheste Freskenzyklus Pietro da Cortonas in seinem damals neuen Stil.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche liegt im XV. römischen Rione Esquilino, etwa 650 Meter nordwestlich der Porta Maggiore.

Geschichte und Baugeschichte

Der Überlieferung nach bestand an dieser Stelle bereits seit 363 eine Kirche, bevor nach den Angaben des Liber pontificalis unter Simplicius im Jahr 468 eine neue Kirche errichtet wurde. Sie wurde höchstwahrscheinlich um 1220 unter Papst Honorius III. durch eine Basilika ersetzt, was jedoch noch nicht letztlich geklärt ist. Der Bau verfiel in den folgenden Jahrhunderten, bis das Kapitel von Santa Maria Maggiore 1624 eine Renovierung begann, in der Rückbesinnung auf frühchristliche Traditionen im Zuge der Gegenreformation. Im August 1624 wurden hierbei Gebeine gefunden, diese gelten als Reliquien der Hl. Bibiana. Nach den Funden zog Papst Urban VIII. die Arbeiten an sich. Er beauftragte den damals 26 Jahre alten Gianlorenzo Bernini mit einer durchgreifenden Restaurierung – dabei sollte aber die alte Form (forma vecchia) beibehalten werden – und der Gestaltung der Fassade. Denkbar ist, dass sich der neugewählte Papst im Jubeljahr 1625 mit dieser Kirche der Öffentlichkeit präsentieren wollte, also eine Art „Prestigeprojekt“. Den Auftrag für die Ausmalung erhielten der auch erst 28 Jahre alte Pietro da Cortona und Agostino Ciampelli. Die Arbeiten an Bauwerk und Fresken wurden 1626 abgeschlossen.

Äußeres

Die Kirche ist berühmt für ihre außergewöhnliche Fassade. Bernini errichtete eine zweistöckige und dreiachsige Portikusfassade, wobei er die Breite des Untergeschosses im oberen Stockwerk beibehielt. Carlo Maderno hatte diesen Fassadentypus zuvor beim Bau der Fassade des Petersdoms angewandt. Auffallend ist die starke Betonung des Mittelrisalites. Das Untergeschoss ist durch die drei Arkaden gegliedert, den Pfeilern sind Pilaster ionischer Ordnung vorgestellt. Im Obergeschoss wird die Gliederung beibehalten, allerdings jetzt nicht mehr in Arkadenform, die seitlichen Wandflächen werden mit einfachen Fenstern durchbrochen, während im Mittelteil der Fassade eine Ädikula oberhalb des Fensters angebracht und eine kleine Balustrade vorgeblendet wurde. Die Kapitelle folgen einer Abwandlung der toskanischen Ordnung, der Mittelrisalit wird von einem durchbrochenen Dreiecksgiebel überkrönt. Diese besondere Betonung des mittleren Fensters als Bühne erklärt sich aus dem religiös-kultischen Brauch, dass von dort aus einmal jährlich am Festtag der Heiligen, dem 2. Dezember, dem Volk die Kopfreliquie gezeigt wurde. Balustraden und Flammenvasen schmücken den oberen Abschluss der Fassade.

Inneres

Durch die basilikale Grundstruktur der kleinen Kirche verfügt sie über drei Schiffe, sie ist flach gedeckt. Die acht Säulen, paarweise zusammengestellt, sind antik. Links des Einganges befindet sich eine weitere kleine antike Säule; es soll diejenige sein, an der die Heilige gemartert wurde.

Der fensterlose Obergaden enthält auf der linken Seite den ersten Freskenzyklus von Pietro da Cortona, die rechte Seite wurde von Agostino Ciampelli gemalt. Beide Freskenzyklen zeigen Szenen aus dem Leben der Hl. Bibiana. Da Cortona zeigte hier erstmals seinen neuen, antikisierenden Freskenstil, beeinflusst u.a. von Polidoro da Caravaggio: die Märtyrer werden als antike Heroen dargestellt. Dieses Fresko machte da Cortona schlagartig berühmt und der neue Stil wurde richtungsweisend in der römischen Kunst.

Der Hochaltar ist wiederum ein Werk Berninis, die im Altar gezeigte Figur der Heiligen Bibiana ist seine erste religiöse Skulptur. Sie stellt die Heilige im Moment der unmittelbaren Auffahrt in den Himmel dar. Die Strenge der Architektur des Altars steht im Spannungsverhältnis zur bewegt dargestellten Heiligen. Bernini berechnete die Dramaturgie, insbesondere die Lichtführung genau: ein eigens dafür geöffneter Schacht lässt Licht auf die Skulptur fallen und die Heilige noch stärker hervortreten. Eine im Hochaltar eingearbeitete Alabasterurne enthält die Reliquien.

Literatur

  • Stefan Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom. Menges, Stuttgart/London 1997, ISBN 3-930698-59-5.
  • Rolf Tomann (Red.): Die Kunst des Barock: Architektur, Skulptur, Malerei. Könemann, Köln 1997, ISBN 3-89508-991-5.
  • J. M. Wiesel: Rom. Ein Kunst- und Reiseführer. 4. Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1966.
  • Manfred Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer, Italien. Band V. Rom und Latium. Reclam, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-008679-5.

Weblinks

 Commons: Santa Bibiana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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