Schneekoppe (Unternehmen)

Schneekoppe (Unternehmen)

Schneekoppe ist ein deutsches Großhandelsunternehmen für Lebensmittel. Zum Kernsortiment gehören glutenfreie Produkte, die bei Zöliakie von Bedeutung sind, kalorienreduzierte Süßwaren für Diabetiker und Übergewichtige sowie Naturkostlebensmittel. Die Produkte werden nicht selbst hergestellt. Sie werden fast ausschließlich über den Lebensmitteleinzelhandel, Drogerien und teilweise Apotheken verkauft.

Heute vertreibt Schneekoppe über 120 verschiedene Produkte (unter anderem Müsli, Müsliriegel, Fruchtschnitten, Gemüsesäfte, Apfelessig, Sojagetränke, süße Brotaufstriche und vegetarische Pasteten) und ist Marktführer im Bereich Diätprodukte für Diabetiker. Im Geschäftsjahr 2006 bilanzierte Schneekoppe einen Konzernumsatz von rund 93 Mio. Euro[1], nach anderen Angaben wurden 300 Mio. Euro Umsatz erzielt.[2][3]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Ursprung des Unternehmens liegt in einem Versandhandel für Leinsamen und Leinöl, den der an Vollwerternährung interessierte, 1889 bei Breslau geborene Fritz Klein 1927 am Fuß des Riesengebirges gründete. 1945 wurde er heimatvertrieben, floh mit seiner Familie nach Nordwestdeutschland und siedelte sich in Bremen an. Er begann, Reformwaren aus Schlesien zu verkaufen und meldete 1953 die Dachmarke Schneekoppe an, unter der anfangs 30 Produkte vermarktet wurden. Namensgebend für das Unternehmen war der höchste Berg des Riesengebirges, die Schneekoppe. Der Name wurde gewählt in Erinnerung an Kleins früheren Wohnsitz und als Symbol für die Naturreinheit der Produkte. Das stilisierte Profil des Berges ist, wenn auch im Laufe der Jahre in mehrfach abgewandelter Form, seit langem im Unternehmenslogo enthalten.

Nachdem die Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit in Westdeutschland und Österreich durch die „Freßwelle“ der 1950er Jahre abgelöst wurde und Wohlstandskrankheiten wie Übergewicht und Diabetes zunahmen, erkannte Schneekoppe darin einen zukunftsträchtigen Markt und nahm Mitte der 1960er Jahre erstmals Produkte für Diabetiker ins Sortiment auf (kalorienreduzierte Produkte und solche mit niedriger glykämischer Last). Ebenfalls seit dieser Zeit vermarktete Schneekoppe – als erster im deutschen und österreichischen Lebensmittelhandel – Müsli (das Wort wird vom Unternehmen selbst „Müesli“ geschrieben, wie das Schweizer Birchermüesli).

Mitte/Ende der 1960er Jahre expandierte das Unternehmen nach Österreich und gliedert sich seither in einen deutschen und einen österreichischen Zweig:

  • Schneekoppe GmbH & Co. KG (Schneekoppe Deutschland)
  • Schneekoppe Österreich Handels GmbH

In den 1970er Jahren kreierte das Unternehmen eine Audiowerbung, in der der Markenname Schneekoppe wie ein Echoruf in den Bergen gerufen wurde, mit sehr langgezogenem „e“ und stark hallend. Dieser einprägsame Ruf trug durch seinen hohen Wiedererkennungswert wesentlich zum – bis heute anhaltenden – sehr hohen Bekanntheitsgrad der Marke bei (98 %[4], nach anderen Angaben 87,6 %[5]).

Seit 1992 ist Schneekoppe auch in Osteuropa aktiv. Vertriebszentrale für den gesamten osteuropäischen Raum ist Wien, beliefert werden Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Polen, Rumänien, Bulgarien, die Ukraine, seit 2007 Russland. Weltweit sind Schneekoppe-Produkte in rund 40 Ländern erhältlich. Die Exportquote liegt bei rund 50 %.[6]

1996 wurde das damals als Schneekoppe-Reform GmbH firmierende Unternehmen von der Laurens Spethmann Holding AG & Co. übernommen, die seinerzeit aus den Unternehmensbeteiligungen von Laurens Spethmann (u.a. Ostfriesische Tee Gesellschaft mit der Marke Milford, Onno Behrends, Meßmer) neugeschaffen worden war, und dem seit den 1980ern bestehenden Geschäftsfeld Gesunde Ernährung eingegliedert. Damals beschäftigte Schneekoppe in Deutschland 1200, im Ausland 400 Mitarbeiter.[7]

Zum 1. Januar 2007 erwarb der Backwarenhersteller Pauly Biskuit AG aus Dessau, der dem Unternehmer Christoph Pauly gehört, die beiden Teilunternehmen und brachte sie zum 13. Februar 2007 in die von ihm neu gegründete Schneekoppe Lifestyle Holding (LSH) ein.[8][9] Noch im selben Jahr veräußerte Pauly 51 % an die Auric Capital Group AG (ACG) des, mit Pauly langjährig befreundeten, Krefelder Unternehmers, Gerald Wagener. Die Pauly Biskuit AG ist seit Jahren Auftragshersteller vieler Schneekoppe-Produkte.[10] Im Herbst 2007 erwarb Wagener die beiden Schneekoppe-Gesellschaften als Alleineigentümer und begann, das Markenimage zu modernisieren und die Absatzmärkte auf Osteuropa auszudehnen.[11] und verlegte den Sitz der Holding von Stendal nach Krefeld.[12]

Seit Anfang 2009 gibt es in Berlin-Reinickendorf einen eigenen Lagerverkauf („Fitness Outlet“) von Schneekoppe-Produkten.[13] In Zusammenarbeit mit dem Südwest-Verlag wurden in der Vergangenheit bereits mehrere Koch- und Backbücher für Diabetikerkost veröffentlicht.

Mit Wirkung zum 1. Juli 2009 ist die Delvena Lebensmittel-Kontor GmbH, eine Tochtergesellschaft der Kölner Pfeifer & Langen-Gruppe (drittgrößter deutscher Zuckerproduzent), mit 25,1% an der LSH beteiligt [14] [15]. Eine Tochtergesellschaft der Delvena, die Bio-Zentrale Naturprodukte GmbH, ist ein großer Vermarkter von Bioprodukten an den deutschen Lebensmittelhandel.[16]

Einer der größten Mitbewerber von Schneekoppe ist die Dr. Schär GmbH in Burgstall bei Meran (Südtirol), europäischer Marktführer im Bereich glutenfreier Nahrungsmittel.

Am 14. September 2010 gibt das Unternehmen bekannt, eine Anleihe über 10 Mio. Euro mit einer Laufzeit von 5. Jahren zu emittieren.[15]

Sportsponsoring

Das Unternehmen ist seit mehreren Jahren als Sponsor verschiedener Sportarten tätig. Unter anderem ist Schneekoppe Partner der Krefeld Pinguine und des Krefelder Königpalastes, des Boxsportveranstalters Universum Box-Promotion und Premium-Partner des Basketball-Bundesligateams des FC Bayern (Pro A-Spielzeit 2009/2010). Seit Mitte 2009 ist Michael Schumacher Werbepartner von Schneekoppe.[17]

Kritik

Schneekoppe musste 2003 Baumkuchen zurückrufen, weil diese mit Keimen belastet waren [18]. Eine Anleihe, die das Unternehmen aufgelegt hatte, war schon nach 17 Tagen vergriffen, obwohl es nur eine Eigenkapitalquote von weniger als 12 Prozent hatte.[19][20]

Literatur

  • Fritz Klein 70 Jahre (Reformerzeugnisse „Schneekoppe“). In: Heimatbund Kreis Löwenberg (Hrsg.): Löwenberger Heimatgrüße, Heft 2/1960.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Oberbürgermeister Kathstede freut sich über Verlagerung des Firmensitzes der Schneekoppe Holding nach Krefeld, Stadt Krefeld, Frühjahr 2007
  2. Düsseldorf/Krefeld - Gerald Wagener: Erwin-Gegenspieler kauft Schneekoppe, Express, 5. November 2007
  3. Basketball: Katerstimmung bei den Magics, WZ newsline, 2. Oktober 2007
  4. SCHNEEKOPPE - aktive Expansion und innovative Produktstrategien, Schneekoppe Österreich, Presseaussendung vom 28. Dezember 2007
  5. Firmenumzug: Schneekoppe ist bereits eine „Krefelderin“, WZ newsline, 9. April 2007
  6. SCHNEEKOPPE - aktive Expansion und innovative Produktstrategien, Schneekoppe Österreich, Presseaussendung vom 28. Dezember 2007
  7. Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (Hrsg): Wer und Was – Süßwarenindustrie, Behr’s Verlag, Hamburg, 31. Aufl. 2005
  8. „Schneekoppe“ verkauft, Hamburger Abendblatt, 18. Oktober 2006
  9. [1], www.minzen.com
  10. Krefelder holt Schneekoppe, RP Online, 13. Februar 2007
  11. AURIC nun Alleingesellschafter bei SCHNEEKOPPE, Pressemitteilung, 12. Oktober 2007
  12. Firmenumzug: Schneekoppe ist bereits eine „Krefelderin“, WZ newsline, 9. April 2007
  13. Eröffnung Schneekoppe Outlet, www.fitness-outlet.de
  14. Wertpapierprospekt der Schneekoppe-Anleihe. 14. September 2010
  15. a b SCHNEEKOPPE bietet Anleihe am Kapitalmarkt an. 14. September 2010
  16. Delvena beteiligt sich an SCHNEEKOPPE, Pressemitteilung Schneekoppe, 28. Juli 2009
  17. SCHNEEKOPPE bestätigt Zusammenarbeit mit Michael Schumacher, Pressemitteilung Schneekoppe, 31. Juli 2009
  18. RP online:Wegen Keimbelastung: Schneekoppe ruft Baumkuchen zurück
  19. RP online:Schneekoppe jetzt britisch
  20. wiwo.de: Der Provokateur vom Niederrhein

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