Sebastian Walther

Sebastian Walther
Erstes Belvedere in Dresden, an welchem Walther als Architekt mitgewirkt hat

Sebastian Walther (* 1576 in Dresden; † 3. September 1645 [1] ebenda) war ein deutscher Architekt und Bildhauer.

Leben

Sebastian Walther wurde 1576 in Dresden in einer bürgerlichen Familie geboren. Im Jahr 1605 erhielt Walther selbst das Bürgerrecht.[2] Bereits ab 1608 war er als Schüler von Giovanni Maria Nosseni für den kurfürstlichen Hof tätig.[3] In diesem Jahr stellte er für die Schlosskapelle ein (heute nicht mehr nachweisbares) Kruzifix aus Marmor her. Als Nosseni 1620 starb, wurde Walther als „kurfürstlicher Architektus und Statuarius“ sein Nachfolger.[2] Außerdem wurde ihm die Aufsicht über alle Marmor-, Serpentin- und Alabasterbrüche im Land sowie über die Perlenfischerei übertragen. Walther starb im Alter von 69 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er in einem Schwibbogen-Grab des alten Frauenkirchhofs; das Grab ist nicht erhalten.

Werk

Vier Männer bei der Bergung und Sicherstellung der Plastik Schmerzensmann von Sebastian Walther aus der Frauenkirche (nach 17. September 1945)

Das erste bekannte Werk von Sebastian Walther ist ein 1608 für die Dresdner Schlosskapelle geschaffenes Kruzifix aus Marmor. Dieses hat Walther auch gleichzeitig in Wachs bossiert.[3] Im Jahr 1616 vollendete er gemeinschaftlich mit dem Bildhauer Zacharias Hegewald das Nosseni-Epitaph, welches der Bildhauer Nosseni für sich und seine drei Frauen in der Sophienkirche errichten ließ. Es bestand aus der Statue des gegeißelten Christus (Ecce homo). Darüber war ein Flachrelief angebracht, das das Jüngste Gericht darstellte, während unten links die drei Frauen Nossenis, rechts er selbst kniete.

Nach Nossenis Tod 1620 übernahm Sebastian Walther (Cousin zweiten Grades des Bildhauers Hans Walther) den Bau des 1589 begonnenen Ersten Belvederes. Dieses wurde als mehrstöckiges Lusthaus auf der Jungfernbastei für die Festlichkeiten des Hofes konzipiert, wobei die Bauzeit länger als 60 Jahre dauerte. Bis zu seiner Zerstörung 1747 gehörte das Belvedere zu den Sehenswürdigkeiten Dresdens. Im Jahr 1624 erhielt Walther den Auftrag für das Grabmal der Kurfürstin Sophie, der Witwe Christians I., das große kurbrandenburgische Wappen und außerdem dreizehn Provinzschilde aus Alabaster herzustellen. Daneben wurde er mit der Modellierung ihrer Statue betraut, an der er noch 1628 arbeitete. Indessen kam das Denkmal nicht zu Stande, da dem Erzgießer Hans Wilhelm Hilliger vermutlich der Guss misslang. Die letzte bekannte Arbeit Walthers war ein 1640 vollendetes Alabasterrelief, das die Verkündigung der Geburt Christi darstellt.

Werke von Walther befinden sich heute unter anderem in der Städtischen Galerie Dresden und in der Friedenskirche Dresden-Löbtau. Hier findet sich ein Alabasterrelief vom Epitaph der Gertrud Helffrich († 1629), welches ursprünglich das Mittelrelief eines umfangreichen Epitaphs bildete. Außerdem finden sich in der Dresdner Kreuzkirche das von Sebastian Walther gefertigte Grabdenkmal David Peifers in Form eines Schmerzensmannes[4] und der Grabstein von Elisabeth von Haugwitz († 1631).

Quellen

  1. Sebastian Walther. In: archINFORM. Abgerufen am 22. August 2010
  2. a b Robert Bruck: Die Sophienkirche in Dresden: ihre Geschichte und ihre Kunstschätze. Verlag H. von Keller 1912
  3. a b Hermann Arthur Lier: Walther. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 92–95.
  4. Landeshauptstadt Dresden – Kultur und Sport – Museen. Abgerufen am 22. August 2010.

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