Seedorf (Schirnding)

Seedorf (Schirnding)
Seedorf
Koordinaten: 50° 3′ N, 12° 15′ O50.04527777777812.243055555556543Koordinaten: 50° 2′ 43″ N, 12° 14′ 35″ O
Höhe: 543 m
Postleitzahl: 95706
Vorwahl: 09233

Seedorf ist ein Ortsteil des Marktes Schirnding im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, Oberfranken.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Seedorf liegt rund fünf Kilometer südlich von Schirnding an der Staatsstraße 2178 bzw. der Kreisstraße WUN 13[1] im Kohlwald, nahe der Grenze zur benachbarten Oberpfalz sowie zur Tschechischen Republik. Die Nachbardörfer und -gemeinden sind im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Hraničná auf tschechischer Seite, Pechtnersreuth, Münchenreuth, Groppenheim, Grün, Arzberg, Schlottenhof, Oschwitz und Schirnding.

Geschichte

Seedorf entstand wahrscheinlich um 1560[2]. Die mindestens zwölf Teiche, die es früher um Seedorf herum gab, waren wahrscheinlich Reste eines vermoorten Sees.[3]. Zur Zeit der Gründung des Dorfes unterstand es dem Richteramt Hohenberg[2] und erschien im Jahre 1608 in einer Egerer Urkunde mit einem Hof und drei halben Gütlein.[4]

Im Jahre 1713 verfasste der evangelische Pfarrer Arzbergs, Konrad Hacker, eine Beschreibung von Seedorf, in der es heißt:

„Seedorf, so den Namen von einem alten, eingegangenen See hat, liegt sehr tief in den Kohlwald hinein, an der pfälzischen Grenze und hat arme abgebrannte Bauern von 5 oder 6 zerteilten Hütten und Häusern“[5]

Zur Zeit der Napoleonischen Kriege um das Jahr 1806 bildete Schirnding einen eigenen Militärdistrikt, in dem Seedorf mit einem Kriegshof erwähnt wurde.[6] Im Jahre 1818 wurde, anfangs noch unter französischer Federführung die Bayrische Verfassung eingeführt. In der dort verankerten Umorganisation kam Seedorf schließlich zur politischen Gemeinde Schirnding.[7].

Im Zuge der in Bayern eingeführten Schulpflicht wurde 1825 eine Seedorfer Schule gegründet. Diese ging jedoch bereits 1827 wieder ein, die Kinder mussten dann die Schule in Arzberg besuchen. 13 Jahre später wurde das Schulsystem für die Seedorfer Kinder erneut verändert. So wurde der Unterricht ab 1840 abwechselnd drei Tage in Preisdorf und drei Tage in Seedorf [8] abgehalten, was bedeutet, dass die Kinder dreimal in der Woche eine Strecke von über fünf Kilometern zurücklegen mussten.

Der politische Umbruch zur Zeit des Nationalsozialismus ging auch an Seedorf nicht spurlos vorbei. So begannt der Kommunistische Jugendverband ab 1933 einen regen Schmuggel verbotener Literatur. Die Schriftstücke wurden in Tschechien gedruckt und über die grüne Grenze nahe Seedorf nach Deutschland eingeführt.[9]

Namensentwicklung

Die Anfänge Seedorfs liegen in der Zeit vor dem Dreißigjährigem Krieg. War 1499 noch von Teichen und Wiesen „am/im See“ die Rede [1], erschien Seedorf bereits im Jahre 1636 in einer Rechnung mit dem Namen „auffm Seeh“[10], 1650 mit dem Namen Auf dem See[3] und im Jahre 1692 schließlich mit dem Namen Seedorff.[11] Noch heute spricht man umgangssprachlich nur vom See oder Am See.

Einwohnerentwicklung

Die erste belegte Einwohnerzahl Seedorfs liegt für das Jahr 1875 mit 49 vor. Bis zum Jahre 1900 erhöhte sich die Zahl der Bewohner auf 55 und 1910 auf 57. 1925 ging die Zahlo auf 48 zurück. Seinen größten Sprung machte Seedorf nach dem Krieg. So ergab sich bei der Volkszählung aus dem Jahre 1950 eine Einwohnerzahl von 69. Ein Großteil der neuen Bürger waren die 20 Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland und von östlich der Oder-Neiße-Linie.[12]. Gegenwärtig leben in Seedorf nur noch 29 Einwohner (Stand: 05/2011).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bei Seedorf wurde und wird seit vielen Jahren Ton abgebaut. Eine erschöpfte Tongrube direkt am Dorfrand hat sich in den vergangenen Jahren mit Wasser gefüllt und sich zu einem Biotop entwickelt, in dem seltene Pflanzen wie beispielsweise der Rundblättrige Sonnentau vorkommen. Doch nicht nur Naturfreunden, sondern auch Anglern oder Badegästen wird etwas geboten.

Sonstiges

In der Nähe Seedorfs befindet sich das abgegangene Dorf Forchheim sowie der Buchbrunnen an der Grenze zu Tschechien.

Literatur

  • Herrmann, Dietmar (2000): „Lexikon Fichtelgebirge“, 1. Auflage, AckermannVerlag Hof
  • Jaeger, Elisabeth; Singer, Friedrich Willhelm; Thiem Adam (1958): „Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg“
  • Kraus, Franz (1999): „Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding“, 1. Auflage, Marktgemeinde Schirnding
  • Mehringer Hartmut (1983): „Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V“, Oldenbourg
  • Rieß, Johann (1951): „Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf“ in „Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten“ vom 24. November 1951
  • Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg
  • Simon, Matthias (1954): „Arzberger Heimatbuch“, 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Herrmann, Dietmar (2000): „Lexikon Fichtelgebirge“, 1. Auflage, AckermannVerlag Hof, S. 612
  2. a b Rieß, Johann (1951): „Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf“ in „Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten“ vom 24. November 1951, S. 137
  3. a b Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 20
  4. Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 113
  5. Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 186
  6. Kraus, Franz (1999): „Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding“, 1. Auflage, Marktgemeinde Schirnding, S. 50
  7. Simon, Matthias (1954): Arzberger Heimatbuch, 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 252
  8. Simon, Matthias (1954): Arzberger Heimatbuch“, 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 241 und S. 268
  9. Mehringer Hartmut (1983): „Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V“, Oldenbourg, S. 166–167
  10. Jaeger, Elisabeth; Singer, Friedrich Willhelm; Thiem Adam (1958): „Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg“
  11. Herrmann, Dietmar (2000): Lexikon Fichtelgebirge“, 1. Auflage, AckermannVerlag Hof, S: 612
  12. Simon, Matthias (1954): „Arzberger Heimatbuch“, 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg

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