Sonnenstein (Pirna)

Sonnenstein (Pirna)
Sonnenstein
Stadt Pirna
Koordinaten: 50° 57′ N, 13° 57′ O50.95416666666713.956944444444160Koordinaten: 50° 57′ 15″ N, 13° 57′ 25″ O
Höhe: 160–235 m ü. NN
Einwohner: 6.237 (31. Dez. 2010)
Postleitzahl: 01796
Vorwahl: 03501

Der Sonnenstein ist ein Stadtteil von Pirna, der Kreisstadt des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Unter der Bezeichnung Sonnenstein wird das Gebiet der Gemarkung Pirna zusammengefasst, das auf der Hochfläche („Ebenheit“) zwischen den Tälern der Elbe im Norden und der Gottleuba im Westen liegt. Das Gelände steigt kontinuierlich in Richtung Süden an: In der nordwestlichen Ecke steht das Schloss Sonnenstein auf etwa 160 m ü. NN, im Süden erreicht das Niveau an der Viehleite am Rand zum Gottleubatal mehr als 230 m ü. NN.

Einen großen Teil des Bereichs nimmt das Wohngebiet Sonnenstein ein. Es besteht weitgehend aus Plattenbauten aus der Zeit der DDR, davon die meisten in Reihenbauweise und einige Punkthochhäuser. Das Wohngebiet steht im Bereich Remscheider Straße/Varkausring/Prof.-Joliot-Curie-Straße. Südlich daran schließt sich ein Wohn- und Gewerbegebiet aus der Nachwendezeit an. Den Norden des Sonnenstein-Plateaus bis zur Straße Am Mädelgraben prägen ausgedehnte Fabrikbauten. In der Nachbarschaft des Schlosses Sonnenstein hat das Amtsgericht Pirna seinen Sitz.

Wichtigste Straße des Stadtteils ist die Krietzschwitzer Straße. Als Bundesstraße 172 führt sie von Dresden kommend unmittelbar westlich des Sonnensteins aus dem Elbtalkessel auf die Hochfläche und weiter in Richtung Südosten nach Königstein/Sächsische Schweiz bis zur Grenze zu Tschechien. Von ihr zweigt im Nordwesten des Stadtteils die Struppener Straße, die Staatsstraße 168, in Richtung Struppen ab.

Benachbarte Pirnaer Stadtteile sind Cunnersdorf im Nordosten, die Schifftorvorstadt im Norden, die Altstadt im Nordwesten und die Südvorstadt im Süden. Westlich benachbart sind die ehemalige Hausberggemeinde und das frühere Dorf Mannewitz. Im Osten und Südosten grenzen die Fluren des Struppener Ortsteils Ebenheit an.

Geschichte

Der Name des Stadtteils geht auf das Schloss Sonnenstein[1] zurück, das älteste und bedeutendste Bauwerk in dem Gebiet. Bis ins 19. Jahrhundert war der Sonnenstein mit Ausnahme der Festung und des sich östlich anschließenden Parks, des Vorwerks Mannewitz und der alten Straße nach Königstein faktisch unbebaut. Die 1811 im Schloss eingerichtete Heilanstalt dehnte sich zwischen 1855 und 1914 mit zahlreichen Neubauten in den Schlosspark aus. Dort wurden in der späteren NS-Tötungsanstalt Pirna Sonnenstein in den Jahren 1940 und 1941 rund 15.000 Menschen umgebracht. Daran erinnert heute eine Gedenkstätte.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand östlich der Heilanstalt eine Kleinsiedlung Am Mädelgraben. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel die Entscheidung, den Sonnenstein in die im Aufbau befindliche DDR-Luftfahrtindustrie einzubinden. Dazu wurde der VEB Entwicklungsbau Pirna gegründet, welcher Flugzeugtriebwerke entwickeln, erproben und bauen sollte. Östlich des Schlossparkes entstand ab 1955 das Werk 802 als Produktionsstätte. Hier wurde unter anderem das Triebwerk Pirna 014 entwickelt und hergestellt sowie an Plänen für den ersten deutschen Passagierjet, das Flugzeug 152, gearbeitet. Innerhalb kurzer Zeit wuchs die Belegschaft auf über 2.000 Arbeiter und Ingenieure an.[2]

Blick auf das 1957 errichtete „Rote Hochhaus“
Blick auf die Anfang der 1980er Jahre errichteten 17geschossigen Hochhäuser (Höhe 56 Meter), ein fünftes Hochhaus wurde 2007 im Zuge des Stadtumbau Ost abgerissen

Für die Beschäftigten des Werkes wurden ab Mitte der 1950er Jahre in einer ersten Ausbaustufe südlich der Struppener Straße etwa 1000 Wohnungen in Ziegelbauweise errichtet. Markantestes Bauwerk der neuen Wohnsiedlung Sonnenstein war das 1957 erbaute sogenannte „Rote Hochhaus“ an der Rudolf-Breitscheid-Straße. Im Gegensatz zu den später auf dem Sonnenstein errichteten Wohnhochhäusern wurde auch das „Rote Hochhaus“ gemauert.

Im Sommer 1961 beschloss der Ministerrat der DDR endgültig die Auflösung der Luftfahrtindustrie. Das Werk 802 wurde zum VEB Gasturbinenbau und Energiemaschinenentwicklung Pirna umgewandelt, welches die Produktion von Strömungs- und Kraftanlagen aufnahm. Die Umwandlung zum VEB Strömungsmaschinen Pirna erfolgte 1970.[3] Das Werk, welches u. a. hydrodynamische Kraftübertrager für Lokomotiven, Strömungskupplungen und Gasturbinen herstellte, war bis 1989/90 nach dem Kunstseidenwerk der zweitgrößte Industriebetrieb in Pirna.

Blick vom Dach eines 17-geschossigen Hochhauses über die Dächer des Wohngebiets Sonnenstein in Richtung Dresden. Rechts sind die in den 1950er Jahren errichteten Wohnbauten um das „Rote Hochhaus“ zu erkennen, dahinter (weiß) der Baukörper des neuen Klinikums. Die Gebäude am linken Bildrand gehören zu dem Anfang der 1990er Jahre errichteten Wohn- und Gewerbegebiet.

Der zweite und größere Entwicklungsschub für den Sonnenstein wurde mit der Entdeckung und Erschließung der Uranerzlagerstätte Königstein eingeleitet. Im nahen Leupoldishain wurde ab 1963 ein Bergwerk aufgebaut, das innerhalb kurzer Zeit über 2000 Beschäftigte zählte. Der für die Belegschaft benötigte Wohnraum entstand ab Ende der 1960er Jahre durch die Erweiterung des Wohngebietes Sonnenstein in Plattenbauweise. Bis Anfang der 1980er Jahre entstanden nochmals ca. 3000 Wohneinheiten samt der dazugehörigen Infrastruktur (Kindereinrichtungen, Schulen, Kaufhallen, Ambulatorium). Baulich markant war die ab Ende der 1970er Jahre erfolgte Errichtung von fünf 17-geschossigen Punkthochhäusern, auf die allein reichlich 1000 Wohnungen entfielen. Mit der Erweiterung des Wohngebietes stieg die Einwohnerzahl des Sonnenstein auf über 10.000 Personen an.

Im Zuge der Wende kam es zu einer massiven Veränderung der wirtschaftlichen Basis des Wohngebietes. Der VEB Strömungsmaschinen Pirna wurde 1990 privatisiert. Der Nachfolgebetrieb Strömungsmaschinen GmbH musste jedoch bereits 1995 Insolvenz anmelden.[4] Ein Großteil der vorhandenen Arbeitsplätze ging ersatzlos verloren. Die Uranförderung in Leupoldishain wurde 1990 eingestellt, damit wurde auch hier ein Großteil der vorhandenen Arbeitsplätze abgebaut.

Infolge dieser wirtschaftlichen Veränderungen und der beginnenden sozialen Segregation hat der Stadtteil seit Ende der 1990er Jahre massive Bevölkerungsverluste zu verzeichnen. Die Einwohnerzahl ging bis Ende 2010 auf reichlich 6200 Personen zurück. Der aus dem Schrumpfungsprozess resultierende Leerstand zog den Abriss von über 500 Wohnungen sowie von sozialen Einrichtung nach sich. Der Sonnenstein ist Gegenstand eines Stadtumbau- und Stadtteilentwicklungsprojekts.[5] Im Zuge der Bemühungen zur Stabilisierung des Stadtteils wurden u. a. weite Teile des ehemaligen Strömungsmaschinenwerkes revitalisiert. Hier entstand 2007 der Neubau des Klinikums Pirna der Rhön-Klinikum AG. Südlich des Wohngebietes entstand bereits in den 1990er Jahren ein Wohn- und Gewerbegebiet.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sonnenstein im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. Holger Lorenz: Das Triebwerk-Entwicklungswerk Pirna (Werk 802).
  3. VEB Strömungsmaschinen Pirna
  4. VEB Strömungsmaschinen Pirna
  5. Stadtteilentwicklung Pirna-Sonnenstein
  6. B-Plan Nr. 5.1 „Erweiterung Sonnenstein, Teil I“

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