St. Gertrud (Düsseldorf-Eller)

St. Gertrud (Düsseldorf-Eller)
St.-Gertrudis-Kirche von 1901

St. Gertrudis, verkürzt St. Gertrud, ist die katholische Pfarrgemeinde und Pfarrkirche des Düsseldorfer Stadtteils Eller. Der am Gertrudisplatz gelegene neogotische Kirchenbau, dem drei ältere Gotteshäuser an anderen Standorten voraus gingen, ist die größte und älteste Kirche der im Jahr 2000 gegründeten Pfarreiengemeinschaft Eller-Lierenfeld.

Inhaltsverzeichnis

Burgkapelle

Das genaue Alter der ersten Gertrudiskapelle in der Burg Eller ist nicht bekannt, sie dürfte zusammen mit der ersten Burg der Herren von Elnere, die seit 1151 als einflussreiches und begütertes Rittergeschlecht genannt wurden, als Filialkirche von Stift Gerresheim erbaut worden sein. Erstmals erwähnt wird die Kapelle in einer Kölner Prozessakte von 1230, die eine Auseinandersetzung zwischen dem Kaplan der Kapelle in Eller und dem Subdekan des Kölner Doms bezeugt, in dem die Kapelle mit dem Interdikt belegt wurde. Die erste Nennung des der heiligen Gertrud von Nivelles geweihten Altares in der Burgkapelle ist aus dem Jahr 1368 überliefert. Beim Neubau der Wasserburg nach 1469 wurde die Kapelle in die Vorburg verlegt. Nach 1624 wurde die Burgkapelle von der Pfarrkirche in Gerresheim abgetrennt und zur selbständigen Pfarrei erhoben und der Schlossgeistliche Pfarrer der neuen Kirchengemeinde.

Pfarrkirche St. Gertrud

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Eller die Zahl von 800 Einwohnern erreicht hatte, war der längst überfällige Neubau einer Dorfkirche unaufschiebbar geworden. Erste diesbezügliche Korrespondenzen mit den Behörden des damaligen Großherzogtums Berg stammen aus dem Jahr 1813. Nachdem dann 1826 die alte Wasserburg abgetragen und durch ein klassizistisches Herrenhaus ersetzt worden war, wurde der Bau einer größeren Pfarrkirche außerhalb des Schlossgeländes schließlich unumgänglich. Die Bauaufsicht wurde der von Adolph von Vagedes geleiteten Abteilung der Düsseldorfer Regierung übertragen; die Pläne für die neue Kirche erstellte der Vagedes untergebene Landbauinspektor Anton Walger. Da der von Baumeister Walger gemachte Entwurf zu aufwändig war, wurde Karl Friedrich Schinkel als Leiter der preußischen Oberbaudeputation aufgefordert, der Düsseldorfer Regierung einen kostengünstigeren Vorschlag zu machen. In einem Gutachten vom 3. Mai 1827 erläuterte Schinkel seinen Entwurf einer Saalkirche mit Rundbogenfenstern und einem Turm an einer Schmalseite und schlug als Fassadenmaterial den am Niederrhein heimischen Backstein vor.[1] Diese klassizistische Kirche im Typus der sogenannten Normalkirche Schinkels wurde von 1827 bis 1829 an der Ecke Gumbertstraße/Ellerkirchstraße errichtet und im Mai 1829 geweiht. Die mittelalterliche Burgkapelle wurde nach der Weihe der neuen Kirche abgebrochen. Ein 1950 von der örtlichen Kolpingfamilie gestifteter Gedenkstein für diese Gertrudiskapelle befindet sich heute an deren früheren Standort vor dem Schloss. Doch auch die neue Schinkelsche Pfarrkirche war nach einigen Jahrzehnten wieder zu klein geworden und wurde im Jahr 1901 nach der Weihe einer abermals neuerbauten Gertrudiskirche wieder abgebrochen. Die Ellerkirchstraße und eine Gedenktafel am gründerzeitlichen Mietshaus Gumbertstraße 185 erinnern noch an den einstigen Standort der Schinkelschen Kirche.

Die jetzige Kirche ist die vierte Elleraner Kirche. Sie wurde auf freiem Feld am heutigen Gertrudisplatz, dem seinerzeit neu angelegten Kaiser-Wilhelm-Platz, nach Plänen des Architekten Wilhelm Sültenfuß, mit dem schon vor 1896 erste Verhandlungen über einen Kirchneubau aufgenommen worden waren, als neogotische dreischiffige Backsteinbasilika mit Portalturm errichtet und am 17. März 1901 durch den damaligen Kölner Weihbischof und späteren Kardinal und Erzbischof Anton Fischer geweiht. Etwa zeitgleich wurden im selben Stil der Backstein-Neugotik das unmittelbar hinter der Kirche gelegene St. Gertrudiskloster der Katharinenschwestern an der Ecke Gertrudisstraße und 1904 das ein wenig weiter entfernt liegende Pfarrhaus (Alt-Eller 31) errichtet. Das Gertrudiskloster wurde um 1970 aufgegeben und abgebrochen und an seiner Stelle das katholische Pfarrzentrum aus Sichtbeton erbaut.

Die Ausmalung der neuen Kirche erfolgte erst in den Jahren 1934/35. Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Gertrud bei einem Luftangriff 1943 schwer beschädigt. Der Turm brannte aus und der Turmhelm stürzte auf das Kirchenschiff und zerstörte zwei Gewölbejoche. 1948 war die Kirche soweit wiederhergestellt, dass sie wieder genutzt werden konnte. Die Reparaturen waren allerdings nur notdürftig. Vollständig restauriert wurde die Gertrudiskirche mit der Wiedererrichtung des Turmhelms zwischen 1974 und 1980. Während dieser Zeit wurde die Heilige Messe im Pfarrsaal des Pfarrzentrums gefeiert.

Derzeitiger Pfarrer ist seit April 2000 Joachim Decker. Seine Vorgänger seit Errichtung der Kirche am Gertrudisplatz waren Winand Selbach (1898–1921), Oskar Tillmann (1921–1929), Karl Baums (1929–1937), Richard Ludewig (1937–nach 1950), Paul Wistuba (vor 1964–1977) und Anton Scheuß (1977–1999). St. Gertrud ist die Heimatgemeinde des Kölner Weihbischofs Heiner Koch, der am 14. Mai 2006 seine Bischofsprimiz in der Gertrudiskirche zelebrierte.

Filialkirche St. Hedwig (1974–2006)

Ehemalige Kirche St. Hedwig nach dem Umbau zum Seniorenzentrum

Um der nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere im südlichen Eller stark angewachsenen Gemeinde Rechnung zu tragen, entstand mit St. Hedwig von 1972 bis 1974 nach Plänen der Architekten Heinz Thoma und Hans Geiser in Nähe des Prozessionskreuzes Straußenkreuz am Werstener Feld ein zusätzliches katholisches Gotteshaus als Filialkirche von St. Gertud. Die turmlose Kirche wurde als „Zelt Gottes“ mit einem Zeltdach auf quadratischem Grundriss konzipiert und am 17. März 1974, dem Patronatsfest der heiligen Gertrud, vom Kölner Weihbischof Augustinus Frotz geweiht. Ein großes, von Hans Karst geschaffenes Holzkreuz mit dem sich zuneigenden Gekreuzigten aus Bronze wurde vor der, von der Straße zurückgesetzten, Kirche aufgestellt.

Nachdem wegen zurückgehender Messbesuche die Gemeinde St. Gertrud 1996 die Nutzung ihrer Filialkirche St. Hedwig aufgab, gestattete der Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, dem Gerresheimer Pfarrer Joachim Zimmermann dort ab 1998 die tägliche Feier der Messe im Tridentinischen Ritus, die zuvor in der im selben Jahr geschlossenen und abgebrochenen Kirche St. Petrus Canisius beheimatet war. Am 4. April 2006 beschloss Kardinal Meisner jedoch aus Kostengründen die Profanierung von St. Hedwig, in der Ende Mai die letzte Heilige Messe gefeiert wurde. Die Kirche wurde an eine Investorengemeinschaft verkauft, die auf dem Gelände unter Einbeziehung der ehemaligen Hedwigskirche in den Jahren 2008 bis 2009 das Seniorenzentrum St. Hedwig errichtete, in dem auch eine kleine Hedwigskapelle integriert wurde. Das große Kreuz vor der Kirche wurde nach der Profanierung vor der zweiten Ellerer Pfarrkirche St. Augustinus neu aufgestellt. Die Tridentinische Messe wurde in die Kirche St. Dionysius in Düsseldorf-Volmerswerth verlegt.

Pfarreiengemeinschaft Eller-Lierenfeld

Der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, hat im Zuge der diözesanen Umstrukturierung mit Wirkung zum 19. April 2000 den Pfarrverband Eller-Lierenfeld mit den drei Gemeinden St. Gertrud in Eller, St. Augustinus in Eller und St. Michael in Lierenfeld mit Sitz des Pastoralbüros im Pfarrhaus von St. Gertrud errichtet. Er umfasst im Wesentlichen das Gebiet der Düsseldorfer Stadtteile Eller und Lierenfeld. Im Jahr 2005 wurde aus dem Pfarrverband die Pfarreiengemeinschaft Eller-Lierenfeld, der etwa 12.000 Katholiken angehören. St. Gertrud ist mit Abstand die größte und älteste der drei Pfarrgemeinden und Kirchen, während die Pfarreien St. Augustinus und St. Michael erst im 20. Jahrhundert errichtet worden sind. Auch St. Augustinus war 1932 zunächst als Filialkirche von St. Gertrud gegründet, aber drei Jahre später zum Rektorat und 1955 zur Rektoratspfarrei erhoben worden.

Literatur

  • Ludewig, Pastor [Richard]: 600 Jahrfeier St. Gertrudis-Pfarre Düsseldorf-Eller, [Selbstverlag] Düsseldorf 1950

Weblinks und Quellen

 Commons: St. Gertrud (Düsseldorf-Eller) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landeshauptstadt Düsseldorf: Schinkel im Rheinland. 1991, Katalog zur Ausstellung, S. 90–91.
51.1999866.839762

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