Düsseldorf-Lierenfeld

Düsseldorf-Lierenfeld
Düsseldorf Lierenfeld
Wappen der Stadt Düsseldorf Lage von Lierenfeld in Düsseldorf
Geographische Lage: 51° 13′ N, 6° 50′ O51.2091666666676.82757Koordinaten: 51° 13′ N, 6° 50′ O
Höhe: 39 m ü. NN
Fläche: 2,48 km²
Einwohner: 9.685 (Stand 31. Oktober 2007)
Bevölkerungsdichte: 3.905 Einwohner je km²[1]
Stadtbezirk: Stadtbezirk 8

Lierenfeld ist ein Stadtteil von Düsseldorf im Stadtbezirk 08. Der Stadtteil liegt im Bereich des ehemaligen Industriegürtels der Stadt. Die Fläche beträgt 2,48 km² und die Einwohnerzahl 9685. Lierenfeld ist heute noch weitgehend durch produzierendes Gewerbe geprägt, dessen Flächenanteil etwa doppelt so groß wie der für den Wohnungsbau genutzten ist. Der Anteil ausländischer Bürger liegt mit 23,5 % über dem städtischen Durchschnitt von 16,9 %. Mit 1,7 Kindern pro Familie ist der Stadtteil kinderreich; der Anteil Alleinerziehender liegt bei über 37 %, die Arbeitslosigkeit bei über 20 %.[2] Trotz der sozialen Probleme, mit denen der Stadtteil zu kämpfen hat, und der prägenden Industrie gibt es in Lierenfeld auch idyllische Straßenzüge, in denen überwiegend Mittelstandsfamilien wohnen. Es gibt einen traditionsreichen Schützenverein und eine große Bezirkssportanlage, die unter anderem von einem Fußballverein genutzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Königsberger Straße mit dem ehemaligen Duewag-Werk (rechts)

Lierenfeld liegt südöstlich des Innenstadtbereiches und grenzt an die Stadtteile Eller, Flingern und Oberbilk und liegt damit im Übergangsbereich zwischen innerstädtischer Blockrandbebauung und aufgelockerter, vorortgeprägter Bauweise. Zu den Naherholungsgebieten Eller Forst und Unterbacher See ist es etwa genauso nah wie zur Altstadt.

Zwischen der industriell geprägten Königsberger Straße und der stark befahrenen Erkrather Straße liegt im Osten des Stadtteils, angrenzend an Eller, das kleine Wohngebiet Lierenfelds. Zum 1. Januar 2006 wurde die Stadtteilgrenze zwischen Lierenfeld und Eller verändert, was dazu führte, dass Lierenfeld um 29 Hektar wuchs.[3]

Geschichte

Siedlung Heimgarten
Gedenktafel an das KZ-Außenlager

Das Gebiet, auf dem sich der heutige Stadtteil befindet, gehört seit 1384 zur Stadt Düsseldorf. Der Name Lierenfeld ist seit 1395 bezeugt. In der waldreichen und sumpfigen Gegend, die weit außerhalb der Stadtmauer lag, gab es vereinzelte Höfe. Noch 1855 lebten nur 219 Menschen in Lierenfeld.

Die Entwicklung des Stadtteils begann mit dem Zeitalter der Industrialisierung. Ab 1860 richteten belgische Einwanderer Ziegeleien in Lierenfeld an. 1919 verlegte der Düsseldorfer Unternehmer Albert Schöndorff seinen Waggonbaubetrieb von Derendorf nach Lierenfeld. Das Werk legte den Grundstein für die industrielle Entwicklung des Stadtteils. Aus dem Waggonwerk entwickelte sich die DUEWAG AG, die an der Königsberger Straße bis zum Jahr 2000 Straßenbahnen produzierte. Entlang der fast parallel laufenden Erkrather Straße lagen weitere Industriebetriebe.

In den 1920er Jahren wurde anlässlich der GeSoLei die Siedlung Heimgarten im Stil holländischer Wohnhöfe erbaut. Rund um zwei zentrale Plätze wurden in zweigeschossiger und einheitlicher Bauweise Reihenhäuser errichtet. Die Siedlung lag damals isoliert und ohne Infrastruktur zwischen Industriegebiet und Feldern. Zum Teil wurde dieser Mangel durch die hinter den Häusern liegenden Nutzgärten gemildert. Der Vorteil für die Bewohner lag in der Nähe zu den Industriearbeitsplätzen bei gleichzeitiger Möglichkeit einer gewissen Selbstversorgung. Den Abschluss zur Erkrather Straße und damit zu den Industrieanlagen bildete ein Riegel mehrerer großer Geschosswohnhäuser, durch die ein Torbogen noch heute zu der kleinen Gartenstadt führt.[4] Von der Siedlung Heimgarten ausgehend, entwickelte sich ab den 1930er Jahren ein kleines durch Ein- und Zweifamilienhäuser geprägtes Wohngebiet. In Richtung Eller folgte nach dem Zweiten Weltkrieg in größerem Umfang Geschosswohnungsbau der Wohnungsbaugenossenschaft Düsseldorf-Ost, die heute in Lierenfeld ihren Sitz hat und zu deren Gründern Albert Schöndorff gehörte.

Internierungslager für Sinti und Roma (1937)

Zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft bestand am Höherweg ein Lager, in dem zwischen 1937 und 1945 insgesamt über 200 Sinti interniert wurden. Zahlreiche Häftlinge wurden deportiert und ermordert.[5] An der Eisenbahnbrücke Höherweg Ecke Posener Straße erinnert eine Gedenktafel an dieses Lager. Der Bildhauer Otto Pankok hat in Erinnerung an die Verfolgung der Sinti und Roma ein Denkmal geschaffen, welches in der Düsseldorfer Altstadt steht. Es zeigt das Mädchen Ehra mit einem Ball. Das Kind war einer der wenigen Überlebenden des Lagers Höherweg.

Auch Albert Schöndorff, der maßgeblich die Geschichte des Stadtteils geprägt hatte, wurde als Jude Opfer der Nazis und in Auschwitz ermordet.

Verkehr

Hauptverkehrsader ist die Erkrather Straße, die im weiteren Verlauf in die Reisholzer Straße übergeht. Dieser Straßenzug ist die Hauptverbindungsachse zwischen der Innenstadt und dem Stadtteil Eller und stark befahren. Eine weitere wichtige Verkehrsader ist die Königsberger Straße.

Lierenfeld ist mit der Linie U75 an das Düsseldorfer Stadtbahnnetz angeschlossen.

Sonstiges

Das legendäre und inzwischen geschlossene „Tor 3“

Die industrielle Prägung von Flingern-Süd und Lierenfeld hat in den 1990er Jahren allerdings auch die junge, urbane Subkultur sowie die Disko- und Partyszene angezogen. Die ehemalige Mannesmann-Industrieanlage Stahlwerk ist seit über einem Jahrzehnt ein bekannter Party- und Szenetreff. Das überregional bekannte Tor 3 wurde inzwischen geschlossen. An gleicher Stelle wurde im November 2008 ein neuer Club unter dem Namen „Ambis Club“ eröffnet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung am 31. Oktober 2007, Amt für Statistik und Wahlen der Landeshauptstadt Düsseldorf, Zugriff: 27. Dezember 2007
  2. Amt für Statistik und Wahlen, Landeshauptstadt Düsseldorf: Statistisches Jahrbuch 105. Jahrgang, S. 66, 69ff, 189
  3. Beschlußvorlage der Bezirksvertretung für die Verwaltung
  4. Jürgen Wieber: Die Gesolei und die Düsseldorfer Architektur der 20er Jahre. Bachem, Köln, 2001, ISBN 3-7616-1445-4, S. 145ff.
  5. Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte: Verfolgung der Düsseldorfer Sinti und Roma

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