Schlosspark Eller

Schlosspark Eller
Schloss Eller

Schloss Eller, bisweilen auch Haus Eller genannt, ist ein 1826 an Stelle einer mittelalterlichen Wasserburg errichtetes Herrenhaus im Düsseldorfer Stadtteil Eller.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Umgebung

Die einstige Burg Eller war Keimzelle des Dorfes Eller, das bis 1909 eine eigenständige Gemeinde war und südöstlich der Düsseldorfer Innenstadt gelegen ist. Das heutige Schloss mit seinen Nebengebäuden ist vom Schlosspark Eller umgeben, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Formen eines englischen Landschaftsparks angelegt wurde und mit einer Fläche von mehr als 30 Hektar eine der größten Parkanlagen Düsseldorfs ist. Der Park mit Waldcharakter und altem Baumbestand verfügt neben dem Schlossweiher über einen Vogelschutzweiher, welche beide vom Eselsbach gespeist werden. Benachbart ist der früher zum Schloss gehörende ehemalige Gutshof Eller, der noch heute landwirtschaftlich genutzt wird. Das einst weit vor den Toren Düsseldorfs in waldreicher und landwirtschaftlich geprägter Umgebung gelegene Schloss mitsamt Park ist heute eine von vororttypischen Wohnsiedlungen des 20. Jahrhunderts umgebene grüne Insel, die von Bahntrasse, Autobahn und der Heidelberger Straße eingegrenzt wird. Die nahe gelegenen Stadtwälder Eller Forst mit anschließendem Unterbacher See und Hasseler Forst haben sich als Reste der früheren Wäldereien erhalten.

Geschichte

Mittelalter bis 19. Jahrhundert

Die Burg Eller wurde erstmals 1309 als castrum Elnere erwähnt, war aber sicher weit älter, da die Herren von Elnere bereits seit 1151 als einflussreiches und begütertes Rittergeschlecht genannt wurden und die größten Grundbesitzer im heutigen Stadtgebiet von Düsseldorf gewesen sein dürften. (Geschlecht derer von Eller, 1819 erloschen, im Namen fortgeführt von den heutigen Freiherren von Eller-Eberstein). Bereits 1230 wurde von einer, später der heiligen Gertrudis geweihten, Burgkapelle berichtet, die 1827 als Pfarrkirche St. Gertrud ins Dorf verlegt wurde. Ein Gedenkstein für die Gertrudiskapelle befindet sich heute an deren früheren Standort vor dem Schloss. Nachdem sich die Herren von Eller erfolgreich bis ins 15. Jahrhundert mit ihrer politischen und militärischen Macht gegen die Errichtung der vollen Landesherrschaft durch die Grafen und Herzöge von Berg widersetzen konnten, wurde die Burg schließlich 1424 durch Herzog Adolf von Jülich-Berg erobert und dem Ritter Heinrich von Elnere/Eller nurmehr gegen Lehnseid zurückgeben. Geschwächt durch häufige Erbteilungen, mussten die Herren von Eller ihren Stammsitz 1448 an Ritter Adolf von Quade verkaufen, der sie bis 1469 zur Wasserburg ausbauen ließ. Die Burg lag nun auf einer, vom inneren Wassergraben gebildeten, fast quadratischen Insel und war durch den äußeren Wassergraben von einer weiteren Insel mit Vorburg und Wirtschaftshof umgeben. Nachdem Bertram Quade 1599 ohne Nachkommen verstarb, zog Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg Eller als erledigtes Mannlehen ein. Nach einem zwanzigjährigen Rechtsstreit um den Besitz trat schließlich Johann von Harff im Jahr 1621 das Erbe an. Einer seiner Nachkommen, Freiherr Josef Clemens von Weichs, tauschte Burg Eller 1710 mit dem Jülicher Kurfürsten Johann Wilhelm (Jan Wellem) gegen Haus Schönforst bei Aachen. Der Fürst ließ das Rittergut im folgenden Jahr in eine staatliche Domäne umwandeln. In den Folgejahren verfiel die Burg zusehends, wurde 1743 Amtswohnung des Bergischen Obristjägermeisters und diente schließlich als Wohnung des Revierförsters.

Nach dem Wiener Kongress fiel die Schlossanlage 1815 an die preußische Regierung. Diese veräußerte die marode Burg Eller 1823 an den Freiherrn Carl von Plessen, der unverzüglich die mittelalterliche Anlage bis auf den Burgturm abtragen und einen Teil des inneren Wassergrabens verfüllen ließ. Bis zum Jahr 1826 entstand das heutige Schlossgebäude nach Plänen des Baumeisters Adolph von Vagedes und das Gartenparterre anstelle der früheren Vorburg. Der neue Schlosspark wurde unter Mitwirkung des Landschaftsgärtners Maximilian Friedrich Weyhe angelegt, für den später ein Gedenkstein auf der kleinen Insel neben dem Schloss errichtet wurde. Nach Plessens Tod wechselte das Schloss zwei Mal den Besitzer (Domänenrat Heinrich Wolters, 1838 und Graf Werner von der Recke-Volmarstein, 1842), bevor es schließlich Prinzessin Luise von Preußen im Jahr 1843 erwarb.

Prinzessin Luise von Preußen als Schlossherrin

Luise Prinzessin von Preußen
Zeichnung von Franz Krüger (1797–1857)

Prinzessin Wilhelmine Luise von Preußen, geborene Prinzessin von Anhalt-Bernburg (* 30. Oktober 1799 auf Schloss Ballenstedt) war die Tochter des Herzogs Alexius von Anhalt-Bernburg (1767–1834) und seiner ersten Ehefrau Prinzessin Friederike von Hessen-Kassel (1768–1839). Auf ihrem Geburtsschloss ehelichte sie am 21. November 1817 Prinz Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen, einen Neffen König Friedrich Wilhelms III., mit dem sie die beiden Söhne Prinz Alexander von Preußen (1820–1896) und Prinz Georg von Preußen (1826–1902) hatte.

Seit 1821 lebte die Familie auf Schloss Jägerhof in Düsseldorf, wohin Prinz Friedrich als Divisionskommandeur versetzt worden war. Für die junge Prinzessin Luise und ihre Söhne war Schloss Eller mit seinem englischen Park und anschließendem Forst der bevorzugte Ausflugsort, bis sie schließlich im Jahre 1843 Schloss und Gut Eller selbst erwerben konnte. Mit großer Liebe widmete sie sich ihrem neuen Besitz, doch wegen der Revolution von 1848 musste sie mit ihrer Familie den Wohnsitz nach Berlin verlegen. Dort erkrankte Prinzessin Luise an einem schweren Nervenleiden und bei einem Besuch in Eller 1855 verschlechterte sich ihre Krankheit derart, dass aus dem geplanten Sommeraufenthalt ein dauernder wurde. Bis zu ihrem Tod am 9. Dezember 1882 lebte sie auf Schloss Eller. Ihr Mann verblieb in Berlin, feierte jedoch den gemeinsamen Geburtstag des Paares in Eller. Prinzessin Luise widmete sich bis ins hohe Alter den Park- und Gartenanlagen und als begabte Zeichnerin der Malerei. Von ihr sind einige Ansichten des Schlosses und der Umgebung erhalten geblieben. Von ihrem Zeichenlehrer, dem Maler Friedrich Heunert (1808–1876) stammt ein Ölgemälde von Schloss Eller, das sich heute im Besitz des Stadtmuseums Düsseldorf befindet.

Luises Sohn Prinz Alexander veräußerte ein Jahr nach ihrem Tod Schloss und Gut an den Geheimen Kommerzienrat Friedrich Vohwinkel aus Gelsenkirchen, der die Terrasse östlich des Haupthauses mitsamt kleinem Anbau anlegen ließ.

Schloss Eller seit 1900

Wirtschaftsgebäude im Schlosshof

Nach dem Tode Vohwinkels ging der Besitz 1900 an seinen Schwiegersohn, den Geheimen Regierungsrat Dr. Hermann von Krüger (* 1859 in Berlin, † 1940 in Düsseldorf) über. Dieser ließ im Jahr 1902 die alten Wirtschaftsgebäude durch die noch heute bestehenden mit Wohnungen für die Angestellten, Stallungen und Bootshaus ersetzen. Für den Wirtschaftsbetrieb wurde westlich des äußeren Grabens ein neuer Gutshof angelegt. Da das von Krüger’sche Ehepaar ohne Nachkommen blieb und die Umgebung zusehends städtischeren Charakter annahm, verkaufte von Krüger das Schloss 1938 mitsamt allen Ländereien an die Stadt Düsseldorf.

In der Folgezeit diente es vorübergehend als Heim der Hitlerjugend, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erst von amerikanischen, dann englischen Truppen beschlagnahmt und nach deren Abzug als Altersheim genutzt. Seit 1950 ist der Schlosspark öffentlich zugänglich.

Schloss Eller wurde 1969 grundlegend renoviert, um dort am 1. September 1970 die zwanzig Jahre zuvor gegründete Modeschule Düsseldorf im Herrenhaus aufzunehmen. Die Sanierung erfolgte allerdings noch nicht auf Grundlage des Denkmalschutzes, weshalb die Innenräume des Schlosses durch die funktionale Anpassung an die Schulnutzung eher verunstaltet wurden. Die Modeschule verließ das Gebäude 2003 und zog nach Mönchengladbach. Seitdem steht das Schloss leer.

Im Oktober 2003 erteilte die Stadt Düsseldorf den Zuschlag für eine 30-jährige Anmietung des Schlosses der Provinzial-Lebensversicherung, die dort ihr Ausbildungszentrum einzurichten beabsichtigte. Während der langwierigen Mietverhandlungen kam die Stadt der Provinzial entgegen und bot ihr schließlich den Abschluss eines Erbpachtvertrages über 50 Jahre an. Der Vertrag war in der Öffentlichkeit umstritten, insbesondere nachdem bekannt wurde, dass der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin einen Sitz im Verwaltungsrat des Provinzial-Konzerns innehatte und dafür Bezüge erhielt. Jedoch wurden nach dreieinhalb Jahren die Vertragsverhandlungen 2007 ergebnislos beendet, da sich keine Lösung für den Standort eines von der Provinzial gewünschten Gästehauses im Umfeld des Schlosses fand.

Das Schloss wurde schließlich im Januar 2008 an die Stadttochter IDR (Industrieterrains Reisholz AG) in Erbpacht abgegeben. Die IDR wird das Gebäude sanieren. Der Prinzensaal bleibt für Veranstaltungen der Stadt reserviert. Die anderen Räume des Hauptgebäudes soll man für Hochzeiten, Tauffeiern oder Partys mieten können. In den Wirtschaftsgebäuden sind Appartements für Geschäftsleute geplant, die nur kurzzeitig in Düsseldorf leben und arbeiten, aber dennoch standesgemäß wohnen wollen. Im Forsthaus des Schlosses soll ein Heimatmuseum für den Stadtteil Eller entstehen. Angedacht ist ein Café im Bootshaus.

Architektur

Schloss Eller mit dem Turm der alten Wasserburg im Zentrum

Das Herrenhaus wurde im Stil des Klassizismus als schlichter, langrechteckiger und zweigeschossiger Baukörper mit flachem Satteldach errichtet. Die symmetrische Hauptfassade mit ursprünglich neun Fensterachsen ist durch einen mit Dreiecksgiebel bekrönten, dreiachsigen Mittelrisalit gegliedert, an den sich zu beiden Seiten dreiachsige Seitenflügel anfügen. Dem westlichen Flügel ließ Krüger eine weitere Fensterachse anbauen, doch durch die umstehenden, mächtigen Bäume ist der symmetrische Eindruck nicht allzu sehr beeinträchtigt. In der Mittelachse ist hinter dem Bau von 1826 der mittelalterliche Bergfried der ehemaligen Wasserburg angeschlossen, hinter dem 1902 ein weiterer kurzer Flügel im Stil des Haupthauses angefügt wurde. Der Turm ist mit einer als Mansardkonstruktion erbauten Dachhaube mit Dachreiter bekrönt, die noch dem Barock entlehnt ist. Die mit gelb gestrichenem Putz versehene Anlage ist trotz der unterschiedlich alten Bauteile von einheitlicher Gesamtwirkung.

Die malerisch anmutenden zweigeschossigen Wirtschaftsgebäude des Schlosses samt Bootshaus entstanden erst 1902 in gotisierenden bzw. renaissanceähnlichen Formen und ersetzten ältere Gebäude. Die Obergeschosse sind als sichtbares Fachwerk konstruiert und mit einigen Türmchen bekrönt, die Putzfelder der Fassaden in Rosa gefasst.

Schloss und Wirtschaftshof befinden sich auf einer Insel, die durch den äußeren Wassergraben der früheren Burg gebildet wird. Das Haupthaus ruht unweit der Rück- und Ostseite auf Stützmauern und grenzt dort direkt an dem zum Weiher aufgeweiteten Graben.

Das Schloss wurde mitsamt Wirtschaftsgebäuden, Bootshaus und Forsthaus 1984 in die Denkmalliste der Stadt Düsseldorf eingetragen, der Schlosspark als Gartendenkmal und die vom Schlossgraben umgebene Anlage als Bodendenkmal ausgewiesen.

Literatur

  • Karl Bernd Heppe: Unser Eller – Vom Rittersitz zum Stadtteil. Düsseldorf 1984
  • Harald Müller: Rektor und Kapelle in Eller. Ein bislang unbekanntes Zeugnis aus dem 13. Jahrhundert; in: Düsseldorfer Jahrbuch, 66. Band, Düsseldorf 1995, S. 121–141, ISBN 3-7700-3039-7
  • Gregor Spohr: Wie schön, hier zu verträumen. Schlösser am Niederrhein. Pomp Verlag, Bottrop, Essen 2001, S. 22–23, ISBN 3-89355-228-6
  • Hans Schubert: Haus Eller bei Düsseldorf. Geschichte eines niederrheinischen Edelsitzes. Düsseldorf 1911

Weblinks

51.1952777777786.84944444444447Koordinaten: 51° 11′ 43″ N, 6° 50′ 58″ O


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