- St. Peter und Paul (Zell)
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Die Kirche St. Peter und Paul ist die Pfarrkirche in Zell der Pfarrei Zell-Woringen. Diese wurde in ihrer heutigen Form 1874 errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nachdem ab 400 n. Chr. die römische Macht mehr und mehr verfiel, verschwand auch das Christentum aus dieser Gegend. Einige Jahrhunderte später wurde das Christentum durch die Mönche Magnus und Theodor aus St. Gallen wieder eingeführt. Durch die nahe gelegenen Klöster Kempten und Ottobeuren gelangte es schlussendlich auch nach Zell. Der Ort Zell wird zum ersten Mal 824 in der Chronik der Fürstabtei Kempten erwähnt. Aus dem Jahr 1167 ist eine Reliquienschenkung von Abt Isingrim überliefert. Dies deutet bereits auf eine Kirche in Zell hin. 280 Jahre später, 1447, wurde durch Bischof Johannes von Augsburg ein Ablass der Pfarrkirche Zell bestätigt. Die erste urkundliche Erwähnung einer Pfarrkirche in Zell ist im Jahre 1477. Dies ist jedoch, basierend auf den vorher genannten Ereignissen, sehr wahrscheinlich nicht die erste Kirche in Zell gewesen. In der Zeit der reformatorischen Bilderstürme (1522-1566) blieb auch Zell nicht verschont. 1531 sollte die gotische Pietà aus der Afra-Kapelle, welche sich einst am Hörpolzer-Weg befand, vernichtet werden. Die Pietà konnte der Zerstörung jedoch nur entgehen, weil diese im Kollegiatstift in Bad Grönenbach versteckt wurde. Im Rahmen einer Prozession wurde sie schließlich 1676 wieder in die Pfarrkirche nach Zell zurückgeholt.
Nach dem Tode Wolfgang von Pappenheim im Jahr 1558, unternahmen drei seiner Söhne Philipp, Wolfgang und Christoph von Pappenheim 1559 eine Pilgerfahrt nach Jerusalem. Philipp und Christoph von Pappenheim kehrten bereits in Venedig um und lernten in der Schweiz den reformierten calvinistischen Glauben kennen. Philipp von Pappenheim trat dieser Glaubenslehre über und führte sie nach dem Grundsatz „cuius regio, eius religio“ in Grönenbach ein. Dies betraf auch einige Untertanen in Zell, in dessen Folge sie die Zahlung des „Zehnten“ verweigerten. Dadurch war die Pfarrei in Zell nicht mehr in der Lage einen eigenen Pfarrer zu ernähren. Somit wurde Zell in der Zeit von 1559 bis 1595 von den Stiftsherren aus Grönenbach seelsorgerisch versorgt.
Bereits vor 1658 setzte der Verfall der Kirche und deren Inneneinrichtung ein. Dies wird durch einen Visitationsbericht von 1658 bestätigt. Es dauerte aber noch knapp 100 Jahre, bis die Kirche dann 1750 renoviert wurde. Doch schon 1841 bezeichnete der damalige Pfarrer in einem Bericht an das königliche Amtsgericht den Zustand der Kirche als einen der armseligsten in der Diözese. Daher beauftragte man Johann Prestele mit der Restaurierung der Nebenaltäre, der Kanzel und des Taufsteins, der Beicht- und Chorstühle sowie der Kirchendecke, die er 1844 ausführte. Die Altarblätter der Nebenaltäre mit den Motiven von Maria und Josef wurden 1850 von Johannes Kaspar gemalt. Durch den Einsturz der Kirche in Weißenhorn am 22. Februar 1859, welcher elf Menschenleben forderte, wurde die Zeller Kirche polizeilich geschlossen. Der sonntägliche Gottesdienst konnte fortan nur noch im Schuppen des Bauern Johannes Schindele abgehalten werden.
Im Jahr 1858 war Josef Bachschmied Pfarrer von Zell. Am 14. August dieses Jahres beauftragte die Kirchenverwaltung Herrn v. Kernried aus Memmingen einen Entwurf für einen Neubau der Kirche auszuarbeiten. Sieben Jahre später, am 28. Oktober 1865 wurde die neue Kirche gesegnet. Ab diesem Zeitpunkt fand der Gottesdienst nun auch wieder in der Kirche selbst statt. Der Baubeginn der Kirche hatte sich jedoch erheblich verzögert (3 Jahre), aufgrund von Verhandlungen über einen Zuschuss mit dem Bayerischen Staat. Schlussendlich wurde ein Zuschuss über 60.000 Gulden genehmigt und der Ottobeurer Ambros Madlener mit dem Neubau beauftragt.
Von der Vorgängerkirche wurde die gesamte Inneneinrichtung, sowie der Kirchturm übernommen. Die Weihe der neuen Pfarrkirche erfolgte am 16. September 1874 durch Bischof Pankratius von Dinkel von Augsburg. Pfarrer Friedrich Eisenmann ließ die Ausmalung der Kirche 1909 vervollständigen, sowie einen Tabernakel in den Hochaltar einbauen. Während des Zweiten Weltkrieges, 1941, wurden die Glasmalereien der Kirchenfenster ausgeführt. 1949 übernahm Pfarrer Franz Seidl die Pfarrei, welcher die Kirche erneut in schlechtem Zustand (Innen wie Außen) angetroffen hat. Als erstes wurde die Orgel, welche nicht mehr reparierfähig war, 1958 durch eine neue Orgel ausgetauscht.
Die Hauptrenovierung der Kirche begann 1964 mit der Instandsetzung des Kirchturms (Kosten ca. 20.000 DM). Da ebenfalls der Pfarrhof in Zell dringend neu gebaut werden musste, musste die Renovierung der Kirche unterbrochen werden. Ab 1973 wurde die Renovierung der Kirche wieder aufgenommen, in diesem Jahr wurde auch ein Lüftungsgraben um die Kirche gezogen um die Feuchtigkeit im Mauerwerk zu reduzieren. Im darauffolgenden Jahr wurde das Kirchendach neu eingedeckt und die Außenwände abgestrahlt und renoviert. Die Außenrenovierung konnte in diesem Jahr abgeschlossen werden (Kosten ca. 160.000 DM). Die Kircheninneneinrichtung, welche aus der Vorgängerkirche 1874 übernommen wurde, sowie die ausgeführten Malerarbeiten von 1909 wurden durch Josef Schugg, Kimratshofen restauriert. Schlussendlich wurde 1978 noch eine neue Turmuhr eingebaut. Die Gesamtrenovierung konnte 1980 beendet werden (Gesamtkosten ca. 280.000 DM).
Friedhof
Aufgrund des Übertritts eines Teils der Zeller Bürger zum reformierten (calvinistischen) Glauben wurde diesen 1657 ein separater Begräbnisplatz auf dem Zeller Friedhof zur Verfügung gestellt. Dieser eigene Begräbnisplatz wurde jedoch nicht akzeptiert und es fanden weiterhin Bestattungen zwischen den Gräbern der Katholiken statt. Als der am 10. Januar 1670 verstorbene reformierte Schreiner Hans Henkel, auf dem katholischen Teil des Friedhofs seine letzte Ruhe finden sollte, entbrannte ein Streit zwischen dem Dekan von Zell mit dem calvinischen Prädikanten von Grönenbach, da dieser keine Beerdigung nach reformiertem Ritus dulden wollte. Am 14. Januar 1670 wurde er dennoch in Zell beerdigt. Auf Protests des katholischen Dekans von Zell beim Fürststift Kempten, wurde dieser noch am Tag der Beerdigung, auf Anordnung des Fürstabt von Kempten, wieder ausgegraben und nach Herbishofen umgebettet. [1]
Damit derartige Auseinandersetzungen in Zukunft vermieden werden sollten, stellt der Pfarr-Revisor 1717 an das Dekanat einen entsprechenden Antrag: Es möge den Reformierten von jetzt an gestattet sein, ihre Toten nach calvinischem Ritus zu bestatten, wenn das gleiche Entgegenkommen auch die Katholiken zu Theinselberg erfahren dürften. Die Gemeinde Theinselberg war ursprünglich ebenfalls im Besitz des Phillip von Pappenheim, somit mussten seine Bürger 1559 ebenfalls der Glaubenslehre des Calvinismus übertreten und stellten dort somit die Mehrheit.
In Zell lebten 1770 sieben reformierte Familien.
Mariengrotte
Auf dem Friedhof nördlich der Kirche ist eine Mariengrotte errichtet. Ihren Ursprung hatte diese 1896, als Pfarrer Jakob Kinzelmann nach einer Lourdes-Wallfahrt diese im nördlichen Eingang der Kirche errichtet hatte. Bei der Renovierung der Kirche (bis 1980) wurde diese ins Freie verlegt.
Ende der kath. Pfarrei Woringen (1805/1806)
Da es in Woringen nur noch eine sehr kleine Anzahl von Katholiken gab, sollte die Pfarrei Woringen der Pfarrei Zell angegliedert werden. Dies wurde am 29. Juli 1805 dem Ordinariat von der kurpfalzbayerischen Landesdirekten von Schwaben und Ulm mitgeteilt.
Der Abbruch der katholischen Kirche in Woringen wurde, gegen den Widerstand des letzten Woringer Pfarrers Adalbert Scholl, auch durch den Pfarrer von Zell Josef Anton Epple vorangetrieben, da dieser das Baumaterial für die Neuerrichtung des Pfarrhofes in Zell benötigte.
Am 23. September 1805 sollte der Abbruch der Kirche beginnen. Zu diesem Zweck forderte der Landrichter Adalbert Scholl auf, das Allerheiligste aus der Kirche zu entfernen, was dieser jedoch verweigerte und auf eine fehlende Erlaubnis des Ordinariates verweis. Der Streit eskalierte derart, das selbst Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen zu dieser Sache Stellung nehmen musste. Schlussendlich wurde am 8. April 1806 das Allerheiligste aus dem Tabernakel in Woringen entfernt und mit dem Abbruch der Kirche begonnen.
Innenausstattung
Im Inneren der Pfarrkirche sind in sechs großen Wandbildern Motive aus dem Leben Christi dargestellt, und zwar Verkündigung, Geburt, Anbetung der Könige, Auferstehung, Himmelfahrt und Geistsendung. Die Kreuzigungsgruppe enthält Statuen aus den 1920er Jahren. Dargestellt sind der Hl. Antonius, Notburga und Isidor. Die Barockstatue des heiligen Johannes des Täufers wird in die Zeit um 1750 datiert.
Auf zwei Steintafeln wird den Gefallenen des deutsch-französischen Krieges von 1870/1871 und den Gefallenen des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 gedacht.
Das in der Zeller Pfarrkirche aufgestellte Kreuz aus der Werkstatt Ivo Strigels war bereits bis zu ihrem Abriss im Jahre 1860 in der Pfarrkirche und wurde dann in den damaligen Pfarrhof übernommen. Seit 1949 befand sich das Kreuz in Memmingen, zuletzt in der Kirche Mariä Himmelfahrt und wurde dann an die Pfarrkirche in Zell zurückgegeben. Nach einer Restaurierung ist das Kreuz seit 2009 in der Kirche zu sehen. Die Pietà unter dem Kreuz stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Liste der Pfarrer von Zell
Nr von bis Name 1 1496 Peter Bög 2 1502 1505 Georg Weishaber 3 1513 ? Michael Rotenstein aus Memmingen 4 ? 1515 Paulus Pfister 5 1515 1541 Georg Wiedemann 6 ? 1559 Peter Kollmann 7 1559 1595 In dieser Zeit wird die Pfarrei Zell von den Chorherren des Kollegiats-Stifts in Grönenbach seelsorgerisch betreut, ohne dass einer vom Bischof dazu bestimmt war. Der damalige Stiftsdekan, Andreas Weiß, legte 1585 die Pfarrmatrikel an. 8 1614 1622 Johann Erhard Holzhai 9 1622 1633 Adam Anwander 10 1633 ? Michael Häberle 11 1656 1657 Johann Georg Küllin 12 1662 1664 Philipp Jakob Ettlinger 13 1664 1672 Magnus Franz Egg 14 1680 1681 Johannes Weller 15 1681 1682 Johannes Gottfried Mayr 16 1682 1682 Ignaz Xaver Thadäus Hochstetter 17 1682 1692 war kein für Zell beauftragter Pfarrer eingesetzt 18 1692 1694 Christoph Miller 19 1694 1702 Johann Michael Schmid 20 1703 1714 Franz David Mörsperger 21 1714 1731 Franz Josef Selzam 22 1731 1757 Bernhard Hörmann 23 1757 1781 Franz Xaver Kaltenhauser 24 1781 1795 Johann Georg Mayr 25 1795 1798 Leopold Zech 26 1798 1812 Josef Anton Epple 27 1817 1840 Sebastian Landerer 28 1841 1864 Josef Bachschmied 29 1865 1877 Sebastian Sauter 30 1878 1899 Jakob Kinzelmann 31 1899 1907 Longinus Preinig 32 1908 1949 Friedrich Eisenmann 33 1949 1978 Franz Seidl 34 1978 1978 Paul Finkenzeller, Pfarrvikar 35 1978 ? Stefan Ried 36 ? ? Rainer Remmele 37 ? heute Klemens Geiger Siehe auch
- Liste der Kirchen mit dem Patrozinium St. Peter und Paul
- Liste der Kirchen und Kapellen in der Verwaltungsgemeinschaft Bad Grönenbach
Weblinks
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Commons: St. Peter und Paul (Zell) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Quellen
- Festschrift anlässlich der Renovierung, 1980
- Informationen von Infotafeln der Pfarrkirche in Zell
- Tilmann Breuer; Heinrich Kreisel und Adam Horn (Hrsg.): Stadt- und Landkreis Memmingen. Deutscher Kunstverlag, München 1959.
Einzelnachweise
- ↑ "Allgäuer Chronik, Daten und Ereignisse", Alfred Weitnauer, 1971, Seite 290-291
47.89922610.205414Koordinaten: 47° 53′ 57″ N, 10° 12′ 19″ OKategorien:- Bad Grönenbach
- Kirchengebäude im Landkreis Unterallgäu
- Kirchengebäude im römisch-katholischen Dekanat Memmingen
- Peter-und-Paul-Kirche
- Erbaut in den 1870er Jahren
- Baudenkmal im Landkreis Unterallgäu
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